Knapp zwei Monate nach dem Start hat Samsung 10 Millionen Galaxy S III verkauft. Das koreanische Nachrichtenportal Yonhap News zitiert einen hochrangigen Manager des Konzerns, der die Zahl bestätigte. Verkaufsstart des Geräts war der 29. Mai. Erleichtert wurde der Verkauf durch 9 Millionen Vorbestellungen durch Carrier weltweit. Bei den 10 Millionen soll es sich allerdings um tatsächliche Verkäufe an Endkunden handeln, nicht bloß um Auslieferungen an Händler.
Ich muss jetzt hier an dieser Stelle einmal so böse sein und die Zahlen mit denen von Nokia vergleichen. Die Finnen verkauften im gesamten abgelaufenen Quartal trotz vergleichbarer Werbemaßnahmen nur 4 Millionen Lumia-Geräte. Aktionäre und Analysten werten das schon als Erfolg. Allerdings wird man das Gefühl nicht los, dass sich der einstige Marktführer deutlich unter Wert verkauft. Was hat Samsung besser gemacht?
In diesem Falle dürften sich für die Koreaner einige Dinge ausgezahlt haben:
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- Vertrauen: Samsungs Vorgängermodell Galaxy S II hielt die Versprechen hinsichtlich Qualität und Verkaufszahlen. Händler konnten davon ausgehen, auch beim S III wieder ein gutes Gerät zu bekommen, bei dem sich der Erfolg fortsetzen würde. Das erklärt die hohe Zahl der Vorbestellungen.
- Zeitpunkt: Geht man davon aus, dass jede offizielle Vorstellung eines iPhones die Absatzzahlen der Konkurrenz deutlich schmälert, hat Samsung hier den richtigen Termin gefunden. Gut einen Monat vor Apples World Wide Developer Conference haben die Koreaner das S III der Öffentlichkeit vorgestellt, zwei Wochen vor dem WWDC war es bereits auf dem Markt. Apple versäumte auf der Veranstaltung schließlich die Chance, das S III mit der Ankündigung eines neuen iPhones zu schwächen. Samsungs Strategie, das S III nicht auf dem überfrachteten Mobile World Congress vorzustellen, sondern in einer für den Markt eher ruhigen Phase, ist voll aufgegangen.
- Unterscheidbarkeit: Das Galaxy S III sollte nicht nur mit Hardware überzeugen, sondern vor allem mit neuer, extra für das Gerät entworfener Software. Das dürfte im Vergleich etwa zum technisch ähnlich ausgestatteten HTC One X für viele Käufer den Ausschlag gegeben haben.
Nicht zuletzt muss man aber fairerweise sagen, dass allein der Ruf eines Unternehmens großen Einfluss auf Verkaufszahlen haben kann. Wer am Boden liegt, der wird auch noch getreten: Nokia erhält derzeit kaum gute Presse, Samsung hingegen ist Everybody’s Darling. Ferner handeln viele Kunden nach der Devise: Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht. Windows Phone ist erst von einem kleinen Nutzerkreis überhaupt erprobt. Bei Android weiß selbst der Laie inzwischen, dass er solide Qualität und die wichtigsten Apps bekommt.
Und wer kein Glück hat, für den kommt oft auch noch Pech hinzu: Nokia wurde vom eigenen Bündnispartner Microsoft böse angeschossen. Der Europastart des Lumia 900 im Juni wurde bereits von später bestätigten Gerüchten begleitet, dass es für alle aktuellen Modelle kein Update auf das neue Ökosystem Windows (Phone) 8 geben würde.
Das ist eigentlich fast schon die Chemie, aus der sich Erfolg kochen lässt: Baue ein solides Smartphone, bringe es zum richtigen Zeitpunkt auf den Markt, sorg dafür, dass es sich deutlich von anderen Modellen unterscheidet. Und preise es ganz deutlich als Spitzenmodell an, damit die Kunden wissen, was sie bekommen. Eine Zutat aber fehlt hier noch: Langfristigkeit. Einmal ein gutes Phone zu bauen, reicht den Händlern noch lange nicht. Der Erfolg kommt erst mit dem x-ten guten Phone über einen langen Zeitraum hinweg. Und a propos Update-Fähigkeit: Samsung soll bereits ein Update auf Android 4.1 JellyBean vorbeiten – sowohl für das S III als auch das S II. Nokia hingegen könnte laut einem Bericht der „Financial Times“ planen, seine Lumia-Modelle nur noch bei ausgesuchten Mobilfunkbetreibern zu verkaufen. In wie weit das die Probleme lösen soll, weiß ich nicht.
(Jürgen Vielmeier, Bild: Samsung)