Ein Markt, der seit Jahren von iOS und Android dominiert wird, in dem bereits ein WebOS gescheitert ist, ein Windows Phone trotz Milliardeninvestitionen immer noch kaum eine Rolle spielt und ein BlackBerry-OS nebst angeschlossenem Konzern ums Überleben kämpft, ein solcher Markt bietet nicht gerade die besten Voraussetzungen, um ein weiteres Smartphone-System zu etablieren.
Und dennoch schickt sich neben Mozilla noch ein zweites Unternehmen an, dem restlichen Marktumfeld etwas Neues entgegenzusetzen. Allerdings: So neu ist die auserwählte Plattform gar nicht. Schließlich handelt es sich um das bereits totgesagte MeeGo.
Ihr erinnert euch: Obwohl Nokia bereits einen Treueschwur auf Windows Phone und Microsoft abgelegt hatte, lancierten die Finnen im Juni letzten Jahres noch schnell das MeeGo-Modell N9. Dennoch war damals schon klar, dass diesem innerhalb des Unternehmens nicht gerade eine blühende Zukunft bevorsteht.
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Mittlerweile ist MeeGo zwar das letzte Hintertürchen, durch das der einstmals so stolze Weltmarktführer noch schlüpfen könnte, sollte das Lumia-Windows-Phone-Experiment irgendwann endgültig scheitern. Nicht zuletzt aus diesem Grund dürfte Nokia das Projekt nie ganz aufgeben. Gleichwohl ist der Zug auch dafür nun ein Stück weit abgefahren.
@Mr_Sego The future of #N9 remains in hands of Nokia. #Jolla is producing new phones with #MeeGo based OS.
— Jolla (@JollaMobile) Juli 8, 2012
Erst Ende vergangener Woche quittierten zahlreiche MeeGo-Entwickler ihren Dienst. Viele der Ex-Nokianer formieren sich seit Ende 2011 in einem Start-Up mit Namen Jolla. Ihr Ziel: Neue Meego-basierte Smartphones kreieren und noch in diesem Jahr auf den Markt bringen. Viel mehr gibt die erste offizielle Pressemitteilung des in Helsinki beheimateten Unternehmens noch nicht her. Allerdings lassen sich einige Informationsfragmente über den Twitter-Account von Jolla zusammentragen.
Dort ist zu lesen, dass die neuen Geräte bis auf die gemeinsame Ursprungsplattform nicht viel mit Nokias N9 gemein haben werden. Jolla will eine in Kooperation mit dem Mer Projekt entwickelte OS-Variante auf QT-Basis mit spezifischer Benutzeroberfläche einsetzen, die ARM- und x86-CPUs unterstützen soll. Zunächst soll der Fokus auf Smartphones liegen, aber auch Tablets seien später denkbar. Weitere Details sollen in den kommenden Wochen und Monaten bekannt gegeben werden. Die Homepage jolla.fi ist aber derzeit noch offline.
Obwohl vieles noch unklar ist, brandet bereits eine Welle der Euphorie durch das Web. MeeGo ist immer noch populär, keine Frage – und das ironischerweise vor allem durch Nokias N9. Dennoch lässt sich ein Smartphone-OS nebst Ökosystem aus Vertriebs-, Marketing- und Support-Strukturen, Entwickler-Gemeinde und App Store nicht mal so eben aus dem Ärmel schütteln.
Gesunde Skepsis bleibt daher angebracht. Ich erinnere mich noch gut an ähnliche Hypes um das WePad/Tab oder das Grid-Tablet von TabCo – im Nachhinein nur noch Beispiele desaströs gescheiterter Firmen. Das muss auf Jolla nicht zutreffen. Dennoch sind es bisher lediglich Ankündigungen. Ich bin nun wirklich gespannt, was wir da dieses Jahr noch zu sehen bekommen.
(Christian Wolf)