Was tun, wenn ein Unternehmen sich mal eben dazu entschließt, ein komplettes Werk dicht zu machen? Diese Frage haben sich auch die Angestellten von Nokia Deutschland gestellt, die am Entwickler-Standort in Ulm für den finnischen Handykonzern tätig sind und von den vor zwei Wochen kommunizierten Restrukturierungsmaßnahmen betroffen sind. Und sie sind zu einer nicht ganz unbekannten, aber doch interessanten Lösung gekommen: einfach Werbung für sich selber machen – in Form eines Smartmobs.
Eingekleidet in grüne Hemden haben sich circa 300 „Nokianer“ auf dem Münsterplatz in Ulm versammelt, um tanzend auf ihre drohende Arbeitslosigkeit aufmerksam zu machen. Auf ihren Shirts ist ein QR-Code zu finden, der mit einem Smartphone abfotografiert auf die Internetseite kyvyt.com umleitet und auf die in Ulm noch für Nokia aktiven und demnächst wohl am Arbeitsmarkt verfügbaren Talente verweist. In Kürze sollen dort Lebensläufe von Mitarbeitern des Ulmer Entwicklerteams zu finden sein, wie mir ein vor Ort arbeitender Freund heute mitteilte.
Unter schwäbische.de wird ein Nokia-Mitarbeiter mit den Worten zitiert: „Es geht uns beschissen“. Alle für die Zukunft angedachten Ideen und Konzepte seien von heute auf morgen abgeblasen worden, was zur Folge habe, dass kaum noch gearbeitet werde(n könne). Das bestätigt auch mein Kumpel, der mir heute sagte: „Natürlich haben wir fast alle nichts mehr zu tun. nachdem die Projekte eingestampft wurden.“
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Was mich persönlich am meisten wundert: die mediale Aufmerksamkeit ist trotz der drohenden Werkschließung nicht wirklich groß. Ich kann mich noch an den gewaltigen Aufschrei erinnern, der durch das ganze Land ging, als das Nokia-Werk in Bochum geschlossen wurde. Zu den Entwicklungen in Ulm habe ich bisher aber vergleichsweise wenig gelesen und auch in den TV-Nachrichten gab es nur eher beiläufige Erwähnungen – wenn überhaupt. Unten in Süddeutschland mag das vielleicht etwas anders aussehen, aber hier in Nordrhein-Westfalen ist jedenfalls kaum etwas angekommen.
Wie auch immer: wenn ihr eine Person, eine Firma oder vielleicht sogar einen Investor kennt, der am Standort Ulm nach potenziellen Entwicklern suchen möchte, schaut euch das Projekt KYVYT einfach mal genauer an. Bei Facebook und Twitter wollen die Initiatoren nähere Details kommunizieren und informieren, sobald die Lebensläufe online sind.
[Update] Ich hatte zwischenzeitlich die Möglichkeit mit Benjamin Lampe von Nokia darüber zu sprechen, wie in den nächsten Wochen mit dem Entwicklerstandort in Ulm umgegangen werden soll. Ben sagte mir: „Wir werden verschiedene Forschungsprojekte weltweit komplett einstellen – dies ist der Grund für die geplante Schließung unseres Standortes in Ulm. Unabhängig von dieser strategischen Entscheidung haben wir hier sehr gut ausgebildete Mitarbeiter – und begrüßen daher Aktivitäten, die auf diese Talente hinweisen. Gleichzeitig arbeiten wir gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern sowie den zuständigen Behörden an konkreten Hilfestellungen für die Mitarbeiter, um für sie neue Perspektiven zu finden.“ [/Update]
(Hayo Lücke)