Plattform für Zivilcourage oder Einladung zu Selbstjustiz und Denunziantentum? Um eine Auseinandersetzung mit dieser Frage dürfte kaum mehr ein Nutzer von Facewatch.id herumkommen. Die seit April für iOS-, Android- und BlackBerry-Geräte erhältliche App ist gerade in Großbritannien auf dem Weg, das klassische Fahndungsplakat zu ersetzen. Im Gegensatz zu diesem bietet es nicht nur eine wesentlich größere Reichweite, sondern ebenfalls eine höhere Zielgenauigkeit, da sich gesuchte Personen passend zum eigenen Standort anzeigen lassen.
Wer also in der Nachbarschaft einen Ladendiebstahl begeht, darf zumindest bereits in London damit rechnen, zügig von Bekannten via Smartphone identifiziert sowie mit Namen und Adresse gemeldet zu werden – natürlich „vertraulich“, wie der nicht-kommerzielle, private Anbieter des Programms zusichert.
Nun setzt die kooperierende Polizei der britischen Hauptstadt auch erstmals bei einer Massenfahndung auf die Mitarbeit der Facewatch.id-Nutzer und veröffentlicht insgesamt 2.880 Fotos von Personen, die während der tagelangen Krawalle im vergangenen Jahr von Überwachungskameras bei Straftaten aufgezeichnet wurden.
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In Deutschland findet das Vorgehen der britischen Kollegen bereits Beifall von zuständiger Stelle. Vertreter der großen Polizeigewerkschaften erklärten bereits gegenüber der taz, ein derartiges Instrument auch hierzulande zu befürworten, sorgen sich aber auch über eine Zunahme falscher Hinweise und eine steigende Arbeitsbelastung. Für Datenschützer käme ein solches Projekt hingegen dem Öffnen der Büchse der Pandora gleich.
Wie seht ihr das? Beteiligt euch an unserer Umfrage.
(Christian Wolf; Bild: Facewatch)