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Facebook stellt eigene Hauswährung "Credits" ein. Ihr werdet's wohl nicht merken

Langsam, so scheint mir, haben wir den blauen Riesen maßlos überschätzt. Wie er immer weiter und immer weiter wuchs, das ganze Internet zu vereinnahmen drohte, ein eigenes Betriebssystem einführen, die mobile Revolution ausrufen, unsere Währungen obsolet machen würde, Twitter ersetzen und das Bloggen sowieso. Horrorszenarien gab es genug: Wer nicht auf Facebook ist und da nicht wirbt, wird in Zukunft kein Geld mehr machen, hieß es. Einige Unternehmen gingen in der Tat so weit, ihre Website abzuschaffen und nur noch eine Facebook-Seite als Präsenz stehen zu lassen.

Spätestens seit dem nicht ganz so erfolgreichen Börsengang scheint klar, dass Facebook nicht die Allmacht ist, für die viele sie gehalten haben. Was jetzt bleibt, ist ein riesiges Social Network mit noch immer keiner vernünftigen mobilen Lösung, keinem eigenen Betriebssystem, Funktionen wie Videochat und Social Music, deren Umsetzung man externen Partnern überlassen musste. Und auch die eigene Währung ist jetzt hinfällig: Das Social Network will Facebook Credits zum Jahresende wieder abschaffen. Der Grund: Zwar sind Facebook Credits seit einem Jahr für In-App-Käufe in beworbenen Facebook-Games vorgeschrieben, die App-Anbieter hielten aber trotzdem an ihren eigenen virtuellen Währungen fest. Die Nutzer mussten ihr Geld jeweils umtauschen – Facebook hat nun offenbar eingesehen, dass das ein Schritt zu viel war. Facebook Credits laufen zum Jahresende aus. Stattdessen sollen App-Anbieter wieder echte Währung annehmen und eine Art monatliches Abo einführen können. Der Staate Facebook gibt mehr Macht aus der Hand.

(Jürgen Vielmeier)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

9 Kommentare

  • Irgendwie glaube ich ja, dass der Börsengang genau in dieser Weise geplant war.
    Man sollte das Ganze, trotz allem Anschein, nicht unterschätzen.
    Mit so einer Position und Macht wie sie FB hat, ist es, wie mein Vorredner sagt, leicht (wieder) an die Macht zu kommen.
    Ich bezweifle, dass der Stand der Aktie nicht vorhergesehen wurde.

    Hier zu denken:
    „Das ist Schwachsinn. Wenn man weiß, dass die Aktie den Bach runter geht, geht man das nicht ein“ ist gerechtfertigt,
    jedoch sollte man sich bei FB angewöhnen, vor einem Urteil 2 Schritte nach hinten zu gehen, und das gesamte zu betrachten.

    Die Entscheidungen und Schritte FB’s haben weitaus größere Folgen und Ziele als dem einen oder anderen lieb ist.

  • Camouflage.. wenn das mit dem Stand der Aktie vorgesehnen war, dann wäre das eine kriminelle Aktion gewesen. Dann sollte Occupy da mal vorbeisehen, die kümmern sich doch um sowas.

    Aber was den Aktienkurs angeht ist Facebook ja mal nicht ganz alleine mit seinen fallenden bzw. stagnierenden Kursen, also auch nicht überbewerten bitte.

  • Facebook wurde von Beginn an völlig überschätzt. Mir ist nach wie vor ein Rätsel, dass ein derart benutzerunfreundliches, undurchsichtiges und in Teilen für die Anwender gefährliches System zu so großem Erfolg kommen konnte.
    Bleibt zu hoffen, dass der Börsengang der Anfang vom Ende ist.

  • Also sicherlich wird Facebook in weiten Teilen überschätzt. Dennoch bin ich der Meinung, dass man noch lange nicht vom Ende Facebooks sprechen kann und sollte. Fallende Aktienkurse hin oder her. Der Wert mit dem das Unternehmen an die Börse gegangen ist, ist enorm. Und auch wenn hier und da Fehlentscheidungen getroffen werden bzw. wurden heißt dass noch lange nicht, dass jetzt alles den Bach hinunter geht. Das die Zahlen der Neuanmeldungen stagnieren und auch der eine oder andere von FB irgendwann mal gelangweilt sein würde, war ja abzusehen. Kein Unternehmen kann endlos wachsen. Auch Apple wird irgendwann mal an eine Grenze stoßen.
    Solange aber immer noch so viele User bereit sind trotz aller Datenschutzprobleme ihr Privatleben öffentlich zu machen, solange wird FB auch weiterhin erfolgreich bleiben. Es bleibt auf jeden Fall spannend, was sich das Unternehmen in Zukunft noch so einfallen lässt.