Ein Anglist würde die Übersetzung „soziales Netzwerk“ für „Social Network“ vermutlich als false friend bezeichnen. Denn „social“ steht eher für „gesellig“ oder „gesellschaftlich“. Sozial ist an einem solchen Netzwerk eigentlich wenig. Es sei denn, das Netzwerk heißt Solvish. Benjamin Facius, Ole Golombek und Anton Exner aus Hamburg haben es vor wenigen Tagen ins Leben gerufen. Ihre Idee: Probleme beschreiben, lokalisieren – und idealerweise lösen.
Die Probleme können vielfältig sein, weltweite Tragweite haben oder nur einen lokalen Bereich betreffen. Aktuelle Projekte auf Solvish sind etwa der Aufruf der Hilfsorganisation Visions for Children, etwas gegen die hohe Analphabetisierung in Afghanistan zu unternehmen. Das lässt sich natürlich weniger schnell lösen, als ein deutlich kleineres Problem, das Mitgründer Exner beschreibt: Ein Geldautomat in Nähe der Reeperbahn ist eigentlich immer verdreckt, doch das Kreditinstitut kümmert sich nicht wirklich darum. Ein Problem, das er und seine beiden Mitgründer laut Status schon gelöst haben: Sie haben einen Nachmittag lang belegte Brötchen an Obdachlose verteilt.
OpenIdeo löst globale Probleme
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Solvish lebt natürlich vom Mitmachgedanken. Die kritische Masse zu erreichen, dürfte die größte Herausforderung sein, zumal sich das Projekt erst einmal nur auf Deutsch präsentiert. Korrektur: Eine englische Version erscheint, wenn man die Seite vom Ausland aus ansurft. /Korrektur
Geld wollen die Gründer damit nicht verdienen; es geht ihnen um den sozialen Gedanken. Wäre doch eigentlich schön, eine weltweite Anlaufstelle für Probleme aller Art zu haben. Auch eine Verknüpfung des sozialen Gedankens mit einer passenden Crowdfundingplattform wie MySherpas wäre denkbar.
Derzeit ist Solvish noch in einem frühen Stadium. Verbessern ließe sich etwa noch die Klassifizierung eines Problems in Stufen zwischen einfach und schwer. Auch ein Gamification-Ansatz wäre denkbar: Löse Probleme und sammle dafür Punkte oder Geld. Mit OpenIdeo gibt es bereits eine Community, die sich globaler Probleme annimmt und weltweit nach Lösungen dafür sucht. Mir gefällt aber auch Solvish, und ich würde den Jungs raten, sich eher auf lokale, leicht lösbare Probleme zu fokussieren. Aber egal, ob es ein Erfolg wird oder nicht: Für den Schritt, einfach mal etwas zu tun, um die Welt zu verbessern, zolle ich ihnen schon jetzt höchsten Respekt.
(Jürgen Vielmeier)