Update unten: Das Verbot wurde aufgehoben.
Streisand-Effekt, ick hör dir trapsen: Eine 9-jährige Schülerin im schottischen Lochgilphead darf nicht mehr über das Essen in ihrer Kantine bloggen. „Heute Morgen in der Mathestunde wurde ich von meinem Klassenlehrer aus dem Unterricht geholt“, schreibt das Mädchen namens Martha Payne auf ihrer Blogspot-Seite NeverSeconds. „Man sagte mir, dass ich keine Fotos mehr vom Schulessen machen darf wegen der Überschrift in einer Tageszeitung heute.“
Anfang Mai begann die kleine Martha, Bilder vom Essen in ihrer Schule zu knippsen und darüber zu bloggen. Das Essen gefiel ihr gar nicht, und so wollte sie einen Beitrag leisten, um die Zustände zu verbessern. Die engagierte Grundschülerin wurde schnell berühmt: die internationale Presse griff die Geschichte auf, mehr als 2 Millionen Besucher schauten bislang vorbei, Menschen aus aller Welt schickten ihr Vorschläge für gutes Essen. Starkoch Jamie Oliver, der Jugendlichen mit einer eigenen Kochschule eine Perspektive bieten will, unterstützte sie zumindest moralisch und der Leiter einer anderen Kochschule lud sie zu einem Kochkurs ein (Bild oben). Ihre Schule bestärkte sie darin, weiter zu machen und half ihr bei einer Spendenaktion, bei der mehr als 2.000 britische Pfund zusammen kamen. Nur einer hatte gar keinen Spaß an der ganzen Aktion: die Schulbehörde.
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Die Hölle bricht los
Die anhaltende, negative Presse über das Essen dürfte dazu beigetragen haben, dass sich das Argyll and Bute Council verunglimpft sah. Und so will sie es dem Mädchen nicht länger gestatten, Bilder über das Essen zu veröffentlichen. Von Texten ist zwar keine Rede. Marthas Stil ist es aber, vor allem mit Fotos zu bloggen, um dem Leser „Beweise“ vorzuführen, wie das Essen wirklich ist. Ihr Vater sieht es deswegen faktisch als ein Verbot des Blogs an. In einem vorerst letzten Blogpost gestern verabschiedete sich Martha wehmütig von ihren Lesern: „Goodbye“.
Allerdings – mich soll der Teufel holen, wenn das wirklich schon das Ende von NeverSeconds ist. Denn jetzt bricht natürlich ein Donnerwetter über der schottischen Schulbehörde los. Die britische Presse hat sich des Themas angenommen und macht den Bürokraten seitdem Feuer unter dem Hintern. Würde mich nicht wundern, wenn die Geschichte des Verbots schon in Kürze wieder vorbei ist und die Behörde sich entschuldigen muss. Es ist nur leider wie so oft im Leben: Versuchst du, etwas zum Guten zu wenden, findet sich immer jemand, der dir das Leben schwer macht. Da hilft nur: weiterkämpfen. Halte durch, Bloggernachwuchs Martha Payne!
Update, 16:10 Uhr: Die Schulbehörde hat das Verbot aufgehoben. Martha darf weiterbloggen.
(Jürgen Vielmeier, Bild: VEZ)