Wann kommt denn nun endlich der Paketbote und bringt mir das heiß ersehnte Smartphone/paar Schuhe/Katzenfutter? Das Liefersystem der Paketdienstleister hat sich in den vergangenen zehn Jahren zwar erheblich verbessert, aber an den Feinheiten mangelt es noch. Ich kann etwa online verfolgen, wann meine Bestellung das Lager verlassen, den Flieger bestiegen oder das Paketzentrum betreten hat. Aber dann ist meistens Schluss. Und zu Hause wartet und wartet man, nimmt sich vielleicht noch einen halben Tag frei oder überredet die Nachbarn, Augen und Ohren offen zu halten, ob da ein Bote kommt.
Hier will Parcello mit einer pfiffigen Idee ansetzen: Man erkundigt sich einfach bei seinen Nachbarn, wann der Paketbote für gewöhnlich vorbei kommt. Die Boten haben beinahe jeden Tag ein ähnlich (monströs) hohes Paketaufkommen und fahren meist die gleiche Routen. Also lässt sich ungefähr abschätzen, um welche Uhrzeit der Bote kommt und die Ware liefert. Auf Parcello kann man den Spediteur auswählen und seine Adresse angeben. Seit dem Start im vergangenen Herbst hat das 1-Mann-Startup mehrere tausend Informationen von Menschen deutschlandweit gesammelt und will sich weiter vergrößern.
Paket kommt am Montag um 14:30 Uhr
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Parcello ist eine Idee von Gerald Reimertz aus Berlin. Die Idee kam ihm, als seine Freundin sich vor einiger Zeit Kleidung bei einem Online-Versand bestellte und dann ungeduldig warten musste, bis sie eintraf. Bestehende Lösungen fand er unbefriedigend. Sein Traum ist es, das Projekt weltweit verfügbar zu machen. In einer aktuellen Pressemeldung weist er mit einem Augenzwinkern auf einen weiteren Vorzug hin: „So erwischt man seine Frau in flagranti mit dem Postboten“. Ihr kennt die Klischees. Reimerz schrieb mir:
Stell dir vor, in Zukunft weiß man schon während des Onlineshoppens: Wenn ich jetzt in diesem Moment auf „Bestellen“ klicken würde, wird mein Paket voraussichtlich in 3 Tagen am Montag um 14:47 kommen. Da möchte ich hin!
Fände ich gut. Aber, ja, lasst uns auch über die Notwendigkeit eines solchen Dienstes und die Schattenseiten der Konsumgesellschaft sprechen. Der investigative Journalist Günter Wallraff war kürzlich undercover als Paketbote für den Spediteur GLS unterwegs. Die Zusteller, die dort und bei anderen Speditionen oft nicht nur Schwerstarbeit zu Dumpinglöhnen leisten, sondern teilweise auch in den Ruin getrieben werden, dürften über einen solchen Dienst nur müde lächeln. Und dann, klar, ist es ein klares First-World-Problem. Dann warte ich halt zur Not mal einen Tag länger, bis mein belämmertes, neues Tablet eintrifft.
Andererseits schadet eine Weiterentwicklung wie Parcello auch niemandem. Reimerz Vision gefällt mir und sollte eigentlich auch die Paketdienstleister anspornen, das System ihrer Tracking IDs zu verfeinern. Und wer immer noch Bedenken hat: Parcello spendet 80 Prozent seiner Werbeeinnahmen für wohltätige Zwecke. Aktuell ist das der Tierschutz, vielleicht könnte man auch einmal über eine Investition in eine Gewerkschaft für Zusteller nachdenken. So oder so: Verlierer sehe ich eigentlich keine. Vielleicht mögt ja auch ihr das System verbessern und beim nächsten Mal kurz den Erhalt eurer Sendung bei Parcello vermerken.
(Jürgen Vielmeier)