Links: Apple Passbook, rechts: Stocard
Als Apple gestern die neue Version seines mobilen Betriebssystems iOS vorgestellt hat, tauchte darin auch eine Lösung zur Verwaltung elektronischer Kundenkarten auf: Passbook. Hier kann man etwa Flugtickets oder Kundenaccounts bei Mietwagenfirmen an einer Stelle sammeln, um sie bei Vorlage am Schalter nicht immer erst mühsam aus dem E-Mail-Eingang oder sonstwo herauszufischen. Zusätzlich kann sie Kundenkarten ersetzen. Eine schöne Idee, die unter anderem von GigaOm gelobt wird.
Auf ITespresso las ich nun gerade, das Mannheimer Startup Stocard beschwere sich darüber, dass Apple ihnen die Idee geklaut habe. Das wollte David Handlos von Stocard mir gegenüber gerade so nicht darstellen, auch wenn er etwas verschnupft klang: Apple habe „eine sehr erfolgreiche Idee genommen und sie als eigenständige Lösung in iOS 6 implementiert“.
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Diebstahl geistigen Eigentums nennt er es nicht und durch Apple vom Markt gedrängt sieht er sich auch nicht. Aber: „Es wird für uns nun schwierig, einen Zusatznutzen zu liefern, der Kunden bei uns hält.“ Einen Vorteil sieht er im Faktor Zeit: „Wir haben uns bisher auf Deutschland konzentriert und hier hat Apple manche neue Lösungen erst später erfolgreich eingeführt.“ Außerdem wird iOS 6 erst ab Herbst verfügbar sein. Ob Passbook dann bereits in der deutschen Version von iOS 6 startet, steht noch nicht fest.
„Geben nicht auf“
Möglicherweise ist Stocard mit seinen bisher 160.000 Kunden bis dahin schon weiter durchgestartet oder kann neben Apples eigener Lösung bestehen. Auch Pocket und Readability schlagen sich bisher erfolgreich neben Apples Reading List für iOS 5. Ein weiterer Vorteil von Stocard ist die zusätzliche Verfügbarkeit für Android-Geräte.
Apple hat Stocard zu einer der Apps des Jahres 2011 erklärt und bewirbt sie als einer der 50 besten kostenlosen Apps. Dennoch halte ich es für unwahrscheinlich, dass sich Apple ausschließlich an Stocard orientiert oder gar davon abgekupfert hat. Zum einen hat Stocard noch zahlreiche Mitbewerber, zum anderen hat Apples Passbook optisch nur wenige Ähnlichkeiten mit der deutschen Lösung. Die Lage für das Mannheimer Startup wird sich natürlich dennoch verschärfen: „Für ein Unternehmen von nur drei Entwicklern ist es jetzt eine schwierige Situation“, sagt Handlos. „Aber wir werden natürlich nicht aufgeben.“
(Jürgen Vielmeier, Screenhot/Montage: Apple/Stocard)
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