Ganz ehrlich, ich habe mit den Schultern gezuckt. Noch bis Freitag könnt ihr über Facebooks neue Datenschutzrichtlinien abstimmen. Tun solltet ihr das nicht. Ganz einfach deswegen, weil es Zeitverschwendung ist: Ihr opfert Minuten eurer wertvollen Lebenszeit für eine Farce: 30 Prozent der Facebook-Mitglieder müssten an der Abstimmung teilnehmen, damit Facebook sich überhaupt damit befasst. Eine Abstimmung zwischen neuen und alten Regelungen, die der österreichischen Anti-Facebook-Aktivist Max Schrems als Wahl zwischen „Pest und Cholera“ bezeichnet. Egal, wofür ihr abstimmen würdet: es wäre eine schlechte Wahl. Schon die Voraussetzungen stimmen nicht.
Das Social Network hat in den letzten Monaten viele Sympathien verspielt. Das Ringen um Richtlinien und Privatsphäre war schon immer ein Problem – für viele Nutzer aber ein Übel, über das man hinweg sehen konnte, weil technisch fast alles gestimmt hat. Das ist nicht mehr der Fall. Die neue Chronik begeistert höchstens einen Bruchteil der Nutzer, die Aktivitäten der Freunde haben spürbar abgenommen, die Ladezeiten der mobilen Apps werden immer länger, Nutzerfreundlichkeit stimmt hier wie in der Weboberfläche schon lange nicht mehr. Facebook hält jetzt nur noch einen einzigen Trumpf in der Hand.
Keine Loyalität, keine Sympathie
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Und das ist die Vernetzung: Facebook hat die Nutzer des Webs katalogisiert, 900 Millionen Mitglieder mit allen Details und Vorlieben größtenteils namentlich aufgereiht. Euer Vorteil ist, dass ihr schnell neue Menschen in euer Netzwerk hinzufügen könnt und alle eure Freunde und Bekannte an einer Stelle habt. Ihr habt die Übersicht darüber, wer eure Freunde sind, wie viele ihr davon habt und was diese gerade machen. Aber gehe ich Recht in der Annahme, dass ihr von den meisten eurer „Freunde“ inzwischen nicht mehr wissen wollt, was diese gerade hören, gucken oder lesen? Und dass es noch eine ganze Menge Menschen da draußen gibt, die ihr auf anderen Wegen kontaktiert?
Wenn ihr schon lange mit dem Gedanken gespielt habt, Facebook den Rücken zu kehren, dann wäre jetzt der perfekte Zeitpunkt dazu. Das Unternehmen hat wiederholt bewiesen, dass ihm eure Wünsche egal sind. Es will über eure Köpfe hinweg ein neues Werbenetzwerk einführen. Es zeigt eure Statusmeldungen nicht allen euren Freunden – es sei denn, ihr zahlt künftig dafür. Aber es ist durch seinen Börsengang angreifbar geworden. Wenn ihr nicht mehr mitspielt, dann kann bei dem Unternehmen der Ofen schneller erlöschen, als ihm lieb ist. Gäbe es ein Netzwerk, das besser ist als Facebook – die Nutzer würden schon heute flüchten, wie damals von StudiVZ.
Im Prinzip ist ein derartiger Aufruf wie in meiner provokanten Überschrift deswegen gar nicht notwendig. Es wird sowieso passieren. Wer seine Mitglieder wiederholt an der Nase herumführt oder gegen sich aufbringt, der wird nicht auf Loyalität oder Mitgefühl pochen können. Die Nutzer sind bei der erstbesten Gelegenheit weg.
(Jürgen Vielmeier)