Microsoft hat gestern Abend den ersten Release Candidate seines neuen Betriebssystems Windows 8 veröffentlicht. Es ist die letzte Testversion, bevor in einigen Wochen das fertige Windows 8 in den Verkauf kommen soll. Die Version und ein neues Werbevideo dazu (findet ihr nach dem Break) offenbaren: Microsoft setzt ganz auf die neue Live-Tile-Optik und damit alles auf eine Karte.
Ja, es gibt auch Verbesserungen gegenüber Windows 7 unter der Haube. Aber der wesentliche Unterschied ist die neue Metro-Oberfläche. Microsoft zeigt im Video zur neuen Testversion, wie sich die animierten Kacheln auf dem Rechner, dem Tablet oder dem Laptop schlagen. Die bekannte Oberfläche aus Windows 7, Vista, XP, 2000, Me, 98, 95 ist nur noch eine weitere App im Kachelsystem; noch vorhanden aber passé. Der komplette Erfolg von Windows 8 steht und fällt mit der neuen Optik. Ein gewagtes Spiel.
Gelingt es, den Leuten das unterzujubeln, könnte Microsoft zu neuem Glanz erstrahlen. Denn dann wäre die Metro-Strategie aufgegangen. Die ganze Welt würde plötzlich nur noch in Kacheln denken – auf dem Tablet, dem PC, dem Smartphone. Und nicht nur Windows 8, auch Windows Phone mit der Metro-Oberfläche – nach wie vor ein Nischensystem – würde sich letztendlich durchsetzen. Was Apple in der neuen Mac-OS-X-Version Mountain Lion an neuer Optik plant, ist Kindergeburtstag dagegen. Windows mit Metro-Oberfläche – künftig das Maß aller Dinge? Mat Honan jedenfalls ist begeistert und sieht den Release Candidate als weiteren, spannenden Trailer auf dem Weg zum Blockbuster des Jahres.
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Einige der Neuigkeiten des RCs im Vergleich zur letzten Beta:
- Zahlreiche neue Apps im Metro-Style
- Verbesserungen an und weitere Funktionen für die hauseigenen Apps „Mail“, „Fotos“, „Kontakte“
- Der Windows Store für neue Apps soll jetzt noch benutzerfreundlicher sein
- Neue Optionen, um die Startseite (im Metro-Style) zu personalisieren
- Die Multi-Screen-Unterstützung wurde noch einmal verbessert
- Flash tief und fest verwurzelt im Internet Explorer 10
Bis zum Marktstart der Software soll jetzt laut Microsoft noch ein wenig an der Optik gefeilt werden, natürlich sollen noch viel mehr Apps hinzukommen – das war’s im Grunde. Der Start von Windows 8 dürfte nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Windows ist für jeden, Metro nicht
Warnende Stimmen gibt es allerdings genug. Matt Rosoff findet Windows 8 für die breite Masse nicht intuitiv genug. Es gebe eine ganze Menge neuer Kommandos zu lernen, und das Wechseln zwischen Apps falle ungewöhnlich schwer. Es klingt fast ein wenig, als wolle Microsoft hunderte Millionen Nutzer umerziehen, die sich seit Jahren an eine – zugegeben langweilige, aber doch effektive – Desktop-Struktur mit Icons, Startmenü und Taskleiste gewöhnt haben. Stattdessen nun chaotisch angeordnete, bunte, sich ständig bewegende Kacheln. Ist das einfach zu viel des Guten? Und dann gibt es die nicht zu leugnende Tatsache, dass Metro auf Windows Phone zwar viele Freunde gewonnen hat, ein großer Ansturm auf das Kachel-System bisher aber ausgeblieben ist. Windows ist ein System für jedermann – Metro ist es nicht. Das könnte sich noch als massives Problem für Microsoft entpuppen.
Beim Test der Beta war ich von der Metro-Oberfläche in Windows 8 eigentlich ganz angetan. Aber würde ich täglich damit arbeiten wollen? Wird sich jeder Otto-Normal-Nutzer neue Gesten angewöhnen wollen und Metro nach einiger Zeit lieben? Ich bin skeptisch. Dann allerdings gibt es noch die Chance, dass sich besonders eigenwillige Systeme am Ende durchsetzen. Ich attestierte diese Chance gestern etwa auch dem Samsung Galaxy S III. Gerade das, was neuartig, was anders ist, womit man sich erst einmal auseinander setzen muss, was man anfangs gar verflucht, könnte am Ende das sein, was man nach ein paar Wochen nicht mehr hergeben mag.
Windows 8 soll noch diesen Sommer in den Verkauf kommen. Das Weihnachtsgeschäft würde man damit rechtzeitig erreichen. Microsoft hat PC-Käufern, die ab morgen (2. Juni) ein Windows-7-System erwerben, ein Update auf Windows 8 für knapp 15 Dollar (und wahrscheinlich auch Euro) fest zugesagt.
(Jürgen Vielmeier, Bilder: Microsoft)