Eine Geschichte, die die Lager spalten dürfte. „Was haben die denn erwartet?“, werden diejenigen fragen, die Apples strikte Produktpolitik im App Store kennen. „Damit nimmt Apple vielen Produzenten eine gute Finanzierungsgrundlage“, werden sich die anderen beschweren.
Was ist passiert? Apple hatte die Podcatcher-App Instacast aus dem App Store verbannt, weil diese einen automatischen Button des Mikrospenden-Systems Flattr integriert hatte. Nach Einspruch von Instacast-Anbieter Vemedio hat Apple angekündigt, sich das noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Der Vorschlag: Instacast sollte jede Flattr-Abwicklung über den Safari-Browser umleiten. Instacast und Flattr hielten das für eine starke Abwertung der Nutzerfreundlichkeit und wollten sich nicht darauf einlassen. Deswegen erteilte Apple nun die generelle Absage: Apps, die Flattr in die App integrieren, dürfen nicht in den App Store. Zumindest überraschend ist das nicht, besonders schön aber auch nicht.
Auto-Flattr ist das Problem
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Was jeder App-Anbieter für iOS weiß: Apple verfolgt für seinen App Store eine strikte Produktpolitik. Es darf nichts rein, was gegen die selbst festgelegten Richtlinien verstößt und was Apples eigenes Geschäft konterkarieren könnte. Ausgeschlossen sind etwa native Browser, die nicht auf Safari basieren, oder viele Musikangebote, die mit iTunes konkurrieren könnten. Anstößige Inhalte werden nicht zugelassen, und für Apps und In-App-Käufe behält Apple 30 Prozent des Umsatzes für sich ein. Spenden, so sagt Apple selbst, dürften nur über eine Browser-Umleitung oder per SMS erfolgen.
Flattr-Nutzer zahlen einen selbst festgelegten Pauschalbetrag, der am Ende des Monats unter den Urhebern aufgeteilt wird, die man geflattrt hat. Für Apps wie Instacast reicht eine einmalige Anmeldung mit dem eigenen Flattr-Account (ähnlich wie Anmeldung über Facebook oder Twitter), sobald man Auto-Flattr aktiviert. Jedes Mal, wenn dann ein Nutzer in der App auf den Flattr-Button klickt, werden die Klicks automatisch gezählt. Apple hat nun offenbar Angst, dass Schindluder mit Spenden-Apps getrieben werden und sagt schlicht „nein“ zu Flattr. Flattr allerdings widerspricht Sicherheitsbedenken und will, genau wie Vemedio, weiter kämpfen: Durch das Anmelden via Flattr sei die nötige Sicherheit gegeben.
Flattr als Goldgrube für Podcaster?
Ich bin kein besonders großer Flattr-Freund mehr. Für uns und viele andere Blogs stellt das Minispenden-Tool keine sinnvolle Zusatzeinnahmequelle dar: Was da im Monat reinkommt, sind eine Handvoll Euros, mehr nicht. Wir haben uns deswegen dazu entschlossen, Flattr langfristig von unserer Seite zu nehmen. Im vergangenen Sommer habe ich deswegen etwas provokant erklärt, Flattr sei tot – viele haben dagegen protestiert. Andreas Grieß allerdings, der meiner These damals in einem eigenen Artikel vehement widersprach, hat inzwischen seine monatlichen Flattr-Charts eingestellt und schrieb mir vor ein paar Wochen in einer E-Mail, dass er ein nachlassendes Interesse daran feststelle. In seinen Charts für den Januar fragte er noch rhetorisch, ob sich Flattr am Ende nur für Podcaster lohne.
Und hier würde ich auch tatsächlich eine Grenze ziehen. Mag sein, dass sich Flattr für viele Blogger nicht lohnt. Das sollte aber nicht über die erfreuliche Tatsache hinweg täuschen, dass es einen solchen Dienst überhaupt gibt, den ich im Grundgedanken für sinnvoll halte. Wenn gerade die Podcaster-Szene damit gutes Geld verdient, dann sollte man ihr da keine Steine in den Weg legen. Deswegen sehe ich hier Apple auf dem Holzweg: Flattr generell auszuschließen, war die falsche Entscheidung. Ein möglicher Kompromiss, der beiden Seiten Zugeständnisse abverlangen würde: Apple könnte mit den üblichen 30 Prozent an mobilen Flattrs beteiligt werden. Technisch doch eigentlich kein unlösbares Problem, oder? Nur könnte ich mir denken, dass viele Inhalteanbieter nicht einsehen, jeden dritten, sauer verdienten Cent auch noch mit dem reichen Apple zu teilen.
(Jürgen Vielmeier)