Was soll nur aus Google Plus werden? Wöchentlich liest man neue Meldungen, wie wenig aktiv die Nutzer in Googles Social Network seien. Die neueste Einschätzung, dass Google Plus auf den Weg in die Bedeutungslosigkeit sei, kommt just heute von „Wirtschaftswoche“-Blogger Michael Kroker. Wie immer bei einer solchen Kampfansage findet man mit wenig Suche auch schnell eine gegenteilige Meinung. Auf Futurebiz findet sich eine schöne Infografik mit 20 Gründen, warum man zu Google Plus wechseln sollte.
Bradley Horowitz hat noch ein paar mehr. Der Vizechef von Google Plus und ehemalige Flickr-Manager sprach gestern von der Bedeutung von Fotos für das Social Network. Er wolle immer mehr Daten sammeln und gerade dadurch die Bildersuche revolutionieren. Kamera-Einstellungen, Lichtverhältnisse, GPS-Signal, ja, sogar der Pulsschlag des Fotografen zum Zeitpunkt der Aufnahme seien Informationen, die man strukturieren wolle. Es sei noch so viel mehr möglich als das, was Instagram in der Nachbearbeitung von Bilder ermögliche. Google Plus solle die Antwort auf Flickr und Photoshop sein.
Wäre das die Killerfunktion für das umstrittene Social Network? Fotos als Basis? Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Zur Zeit sind noch nicht einmal Google+ und der Bilderdienst Picasa aus gleichem Hause sinnvoll vernetzt, was Horowitz auch zugab. Außerdem richtete der Manager diese Vorstellungen an die Teilnehmer der hauseigenen „Photographers‘ Conference“ in San Francisco. Sagte er nur das, was die anwesenden Fotografen hören wollten?
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Flickr wurde heruntergewirtschaftet
Mag sein, allerdings wäre eine Ausrichtung auf Bilder konsequent. Die Neuauflage der vielfach gelobten iPhone-App des Social Networks setzt einen klaren Schwerpunkt auf Bilder. Und die einst führende Fotocommunity Flickr hat ihr Mojo über die Jahre verloren, wie Mat Honan kürzlich in einem sehr guten Beitrag auf Gizmodo beschrieb: Flickrs Abstieg begann mit der Übernahme durch Yahoo im Jahr 2005. Der damalige Internetgigant habe sich nicht für die Community interessiert, sondern nur für eine Vermarktung der Inhalte. An einer Weiterentwicklung sei Yahoo nicht interessiert gewesen, kritisiert Honan, der viele ehemalige Mitarbeiter zu Wort kommen lässt. Wer bei Flickr Geld für neue Funktionen ausgeben wollte, musste das gegenüber Yahoo rechtfertigen, wo man sich oft querstellte, weil die Fotocommunity viel Geld kostete, aber keins abwarf. Yahoo verschlief es also komplett, Flickrs Status zu halten. Fotos teilte man mit seinen Freunden deswegen heute eher in anderen sozialen Netzwerken.
Verglichen mit Flickr wäre die Nutzerbasis von Google Plus nicht zu verachten. Und doch bedürfte es einer Integration von Google Drive und Picasa und viel Überredungskunst, um auch die Nutzer vom Flickr gewordenen Google Plus zu überzeugen. Selbst mit der mäßigen Suche auf Flickr kann Google Plus derzeit nicht mithalten. Es könnte also mehr Wunschdenken von Horowitz sein. Dennoch: Flickr macht in der derzeitigen Form wenig Spaß. Was sind die Alternativen? Fotocommunity? Instagram? Webshots? Es geht auch um riesige Datenmengen, die kaum einer besser archivieren und durchsuchen kann als Google (siehe YouTube). Wenn also niemand ernsthaft für Flickr in die Bresche springt, warum dann nicht Google Plus?
(Jürgen Vielmeier)