Oft ist es ja so, dass man von einem Dienst tatsächlich dann zum ersten Mal hört, wenn er abgeschaltet wird. Nicht selten brandet deswegen eine Protestwelle auf. Das Projekt muss gerettet werden, schreien die wenigen Fans. Der Anbieter überlegt es sich noch einmal, stimmt zu – und schaltet den Dienst ein Jahr später ab. Was aber ist mit Bing Streetside?
Bing Streetside ist in Deutschland derzeit nicht zu erreichen. Still und heimlich hatte Microsoft den Dienst am vergangenen Wochenende vom Netz genommen. Angeblich wusste man anfangs nicht einmal bei der Pressestelle von Microsoft Deutschland darüber Bescheid. Streetside war nie so bekannt oder so umstritten wie sein großes Vorbild Google Streetview. Warum? Weil Google die Schlacht um Persönlichkeitsrechte da schon geschlagen hatte. Führe 10 Euro Praxisgebühr ein und die Leute werden Sturm laufen. Erhöhe die Gebühr um weitere 10 Euro und der Protest ist nur noch halb so groß. Im Falle von Streetside stellt sich ohnehin die Frage, wer das jemals benutzt hat. Seid ehrlich: Ihr? Mehr als einmal?
Weitgehend unbemerkt
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Als ich gestern mit einem eigentlich gut über das Web informierten Bekannten über den Ausfall von Street Side sprach, reagierte der überrascht: „Das gab es auch von Bing?“ Vielen war das gar nicht bewusst oder schlichtweg egal. Man wolle die Bedenken der Bevölkerung beim Thema Persönlichkeitsrecht ernst nehmen und die Fehler von Google nicht wiederholen, kündigte Microsoft damals an. Das war der wohl auch der Grund, warum man Streetside in Deutschland jetzt vorübergehend offline nahm. Nach Angaben von Microsoft waren einige der Bedenkenträger nicht zufrieden mit der Verpixelung. Man arbeite an einer Lösung. In der deutschen Version von Bing taucht der Streetside-Button deswegen nicht mehr auf; die US-Version teilt beim Aufruf deutscher Städte mit, dass Streetside hier vorübergehend nicht zur Verfügung stehe.
Und nun? Gleichgültigkeit. So richtig viel Schadenfreude lese ich nicht – bei Google wäre das seinerzeit wohl anders gewesen. Trauer vernehme ich auch keine. Dafür war Streetside einfach noch nicht weit genug verbreitet und zu selten genutzt. Und auch Beschwerden aus der Bevölkerung hielten sich diesmal in Grenzen. In einer Mini-Umfrage, die wir vergangenen August ins Leben riefen, reagierten die meisten von euch mit Achselzucken. 86 Prozent hatten überhaupt keine Bedenken gegen Streetside. 81.000 Beschwerden aus der Bevölkerung gegen Streetside stehen 244.000 bei Streetview gegenüber.
In ein paar Jahren werden wir uns ohnehin fragen, warum wir damals eigentlich so vehement protestiert hatten. Die oft geäußerte Befürchtung, damit könnten Kriminelle Einbrüche planen, ist übertrieben: Die meisten Bilder deutscher Straßenzüge auf Streetview sind mehrere Jahre alt. Viele Nutzer reagierten gar verärgert, dass ihre Häuser unkenntlich gemacht wurden, und verlangen eine Entpixelung. Google allerdings hat genug von den deutschen Protesten und will hier so schnell kein Update der Straßenkarten einspielen.
(Jürgen Vielmeier)