Haha, das passt. Die ganze Techwelt fiebert dem Börsenstart von Facebook entgegen. Es ist so einer dieser Tage, an denen man sich am besten von Radio, Fernsehen und vor allem den Online-Medien fern hält, die sich bald mit Sensationsmeldungen überschlagen werden. (Mein Wort drauf!) Und passend dazu erklärt ein Startup namens EveryMe Freundschaften für tot.
EveryMe will eine Neudefinition von Freundschaften. Freunde seien eben nicht die 610 Kontakte auf Facebook, sondern nur ganz wenige Leute in unterschiedlichen Freundeskreisen. Und wenn man etwas mit denen teilen wolle, gäbe es dafür auf Facebook keine gute Möglichkeit. Deswegen sammelt die App Kontakte von mehreren Netzwerken und formiert daraus automatisch Freundeskreise. Eine Art Circles wie auf Google Plus über die Grenzen verschiedener Netzwerke hinweg.
Um bessere Ergebnisse zu erzielen, empfahl die App mir bei der Konfiguration, ich solle mein iPhone-Adressbuch hochladen. Selbstverständlich würden die Daten aber nicht auf den Servern von EveryMe gespeichert. Klar. Im Test verband ich die App zunächst nur mit Facebook. Sie legte aus meinen 353 Freunden (Kontakten?) dort einen ganzen Freundeskreis mit genau 1 Kontakt an. Das ist sehr exklusiv. 400.000 Nutzer soll das „private Social Network“ im ersten Monat gewonnen haben. Mit dem Exklusiv-Netzwerk Path habe man übrigens nicht das geringste gemeinsam, versichert EveryMe-CEO Oliver Cameron. Path habe ja nur Facebooks Idee von Freundeskreisen übernommen und eine Art VIP-Lounge daraus gemacht.
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Auch Google Plus sei dort nicht sonderlich fortschrittlich, weil niemand wirklich wisse, in welchen Circles er sei. Bei EveryMe erhalte man eine bessere Kontrolle darüber. Für ganz überflüssig halte ich die ganze Sache nicht, hübsch designt ist sie auch. Es ist eine Art Meta-Tool für verschiedene Netzwerke. Dinge werden nicht veröffentlicht, sondern bleiben nur für Freunde sichtbar. Allerdings gibt es ja auch bei Facebook und Google Plus gute Möglichkeiten, bestimmte Dinge nur mit ausgewählten Freunden zu teilen. Facebook legt automatisch bessere Freundeslisten an, als EveryMe es tut. Bei Google Plus kann man von Hand bestimmen, wer in welche Circles rutschen soll.
Was unterm Strich von EveryMe also bleibt, ist eine niedliche, neugierige App, die Kontakte aus mehreren Social Networks miteinander verbindet. Angesichts heute kursierender Zahlen sehe ich da schon Finanzierungsrunden in Höhe etlicher Millionen Dollar, Bewertungen von mehreren hundert Millionen und einen sehr hoch bewerteten Börsengang auf uns zu rollen. Es geht ums Potenzial, richtig? Geschäftsmodell? Nicht in Sicht.
(Jürgen Vielmeier)