Neulich schleppte man mich in die Disco. Der DJ spielte alles von Charts über Rock bis hin zu Trance. Man stand also ebenso oft neben der Tanzfläche wie darauf. Und mitten im dem Gewühl zwischen Tänzern, Mitwippern und Zaungästen fiel mir ein junger Mann auf, der seinen Riesenknochen von Smartphone nicht aus der Hand legen wollte. Er schoss eifrig Fotos von seinen umstehenden Freunden und zeigte sie ihnen danach auf dem überdimensionalen Display. Es war das Samsung Galaxy Note, das umstrittene Zwischending zwischen Smartphone und Tablet mit einem 5,3-Zoll-Display.
Ich beobachtete ihn eine Weile. Die Frauen, die er damit fotografierte, freuten sich kurz, umarmten ihn und tanzten dann weiter. Mit den männlichen Freunden unterhielt er sich länger, vermutlich über die technischen Eigenschaften des Note. Viele der Umstehenden sahen ihn irritiert an. Als ich beim Rausgehen noch einen letzten Blick auf ihn warf, stand er in einer Gruppe mit anderen Männern zusammen, sich unterhaltend, gestikulierend, das Note in der Hand. Frauen waren nicht in seiner Nähe. Meine Vermutung, nicht erst seitdem: Ab einer gewissen Größe wirken Smartphones nicht mehr cool, sondern albern, nerdig, zu überdimensioniert. In die gleiche Kategorie würde ich auch das HTC One X packen, das ich für einige Wochen im Test hatte – obwohl sich HTCs Monstrum ansonsten im Test ordentlich schlägt.
Die herausstehende Kameralinse lädt Kratzer und Verfärbungen geradezu ein.
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Schöne Bilder, mattes Display
Eines der Highlights für das One X und gleichzeitig eine Schwachstelle ist die 8-Megapixel-Kamera. HTC hat hier auf eine besonders große Linse Wert gelegt, die etwa 2 Millimeter aus dem Gerät herausragt. Das sorgt dafür, dass die Ummantelung sich schon nach den wenigen Wochen meines Tests ein paar Kratzer und Verfärbungen einfing und man Wetten darauf abschließen kann, wie schnell die Plastikabdeckung der Linse wohl ebenfalls zerkratzt oder gar bricht. Die Bilder können sich dafür sehen lassen, denn die Linse ist auch unter widrigen Bedingungen lichtstark und liefert sehr solide Bilder. Anders übrigens als das Display, das im kleineren One S deutlich farbenfroher wirkte.
Erfreulich ist die Software, die HTC der Kamera spendiert hat: So lassen sich im Videomodus gleichzeitig Einzelfotos schießen; Motive können noch vor der Aufnahme mit Instagram-ähnlichen Filtern aufgehübscht werden. Im Videomodus (bis 1080p) kann die Kamera Objekte auch beim Filmen noch nachträglich scharf stellen – eine Option, bei der viele andere Kameras bisher versagen. Da ist es schade, dass HTC der Kamera keinen physischen Auslöser am Gehäuserand spendiert hat und man sie nur über den Touchscreen aufrufen kann.
Quadcore mit Tücken
Herzstück und ein Achtungserfolg des One X ist der Quadcore-Prozessor mit 1,5 GHz. Bislang gibt es kaum Anwendungen, die eine derartige Prozessorleistung benötigen würden, schaden kann es im Prinzip aber nicht, für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet zu sein. Was die Gegenwart angeht, war ich vom Multitasking des One X eher enttäuscht. Spiele wie „Angry Birds Space“ oder „Need for Speed Hot Pursuit“ meisterte das One X ruckelfrei und reaktionsschnell. Die Navigation über die Startbildschirme und Apps ging zu allen Zeiten flüssig. Mir unverständlich allerdings, warum bei dem One X die Musik aussetzt, sobald man mit der Kamera ein Foto schießt. Das geschah bei mir im Test sowohl mit der Spotify-App als auch mit TuneIn Radio und wirbt nicht gerade für den eingebauten Quadcore-Prozessor.
Das Outfit des Geräts ist Geschmackssache. HTC ist bestimmt nicht für die schönsten Smartphone-Designs berühmt geworden, und das ist in meinen Augen auch beim One X nicht der Fall. Das Gehäuse und das sehr große 4,8-Zoll-Display sind allerdings gut verarbeitet, wirken stabil und fließen ineinander. Positiv fielen mir die Sensor-Tasten im Display auf. Negativ dafür der nicht abgedeckte Micro-USB-Anschluss an der Gehäuseseite. Der hinterlässt beim One X ein klaffendes Loch, was Ästheten nicht wirklich begeistern kann. Pragmatiker würden es hingegen konsequent nennen: Der Akku ist mit 1.800 mAh nicht der stärkste seiner Zunft und muss nach einem durchschnittlichen Arbeitstag sehr schnell wieder ans Netz.
Schwarzes Loch: Micro-USB-Anschluss ohne Abdeckung
Smartphones sollen auch gut aussehen
Der Sound über den eingebauten Lautsprecher bricht Rekorde allenfalls bei der Maximallautstärke. Wo sich HTC aber meiner Ansicht nach immer noch zu sehr versteckt, ist bei seinem ausgezeichneten Beats Audio für klaren Klang mit integriertem Subwoofer über Kopfhörer. Der Klang ist auch beim One X wieder ausgezeichnet. Die Größe des Smartphones macht es schwer dafür, das Gerät bei der Bedienung in einer Hand zu halten. Kollege Hayo kann dem durchaus etwas Positives abgewinnen: HTC nutzt die volle Größe des Bildschirms und macht jedes Zeichen der virtuellen Tastatur deutlich größer, was gerade das schnelle Tippen einer Nachricht vereinfacht. Im Quermodus lässt sich auf dem Keyboard sogar problemlos mit dem Zehn-Finger-System tippen.
Ein großes Smartphone mag also teilweise funktional sein. Aber auch chic? Und muss ein Smartphone überhaupt gut aussehen? Ich finde inzwischen: ja. Bei der Fülle an Modellen, Größen und Farben da draußen, rate ich Freunden in letzter Zeit immer öfter dazu, dem eigenen Geschmack zu folgen: Such dir erst ein System aus, das dir zusagt, dann ein Gerät, dessen Optik dir gefällt – und dann melde dich nochmal, damit du dir keinen Schrott kaufst. Das HTC One X ist weder hübsch, noch wirklich hässlich, stark motorisiert, punktet mit einer sehr guten Kamera und der eigenen Sense-4-Oberfläche für das vorinstallierte Android 4.0 Ice Cream Sandwich. Empfehlen würde ich es trotzdem höchstens Freunden mit besonders großen Patschefingern. Ansonsten fällt mir derzeit niemand ein, der mit dem kleinen Bruder HTC One S nicht besser bedient wäre.
Zum Schluss dennoch die Frage an euch: Wie groß ist zu groß? Würdet ihr euch auch ein Galaxy Note oder ein One X in die Hosentasche stecken (so es denn passt), sind 4,3 Zoll das Maximum oder soll es lieber noch kleiner sein? Sagt es uns in den Kommentaren.
(Jürgen Vielmeier)