Gestern erhielt ich einige böse Kommentare für meine Windows-Phone-Doppelgeschichte. Vermutlich liegt es daran, dass mehr von euch meine Abrechnung mit Windows Phone gelesen haben, als meine Liebeserklärung. Ernst gemeint war aber beides durchaus. Was mir im Nachhinein allerdings ein wenig Leid tut, ist das Timing. Denn im Kontext mit anderen Meldungen der vergangenen Tage und heute muss es ein wenig klingen, als wäre es das jetzt langsam mit Windows Phone.
Vergangene Woche waren es die erneut schlechte Quartalsbilanz von Nokia und Software-Probleme beim US-Start des Nokia Lumia 900. Gestern berichtete Reuters von schlechten Umfragewerten bei Europas Mobilfunkchefs, die es sinngemäß so auf den Punkt brachten: Kein Kunde käme in einen Callshop und würde explizit nach einem Windows Phone fragen. Solche Beiträge liest man eigentlich schon, seit das System auf dem Markt ist und man nimmt es halt nicht so ernst. Heute allerdings ist das Fiasko komplett: Zwei Manager sind raus und es gibt ein verrücktes Informationschaos darüber, ob es für aktuelle Windows-Phone-7-Geräte ein Update auf das nahende Windows Phone 8 geben wird.
Schlechtes Timing: Zwei WP-Manager gehen
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Wie ich heute erfuhr, schmeißt der deutsche Windows-Phone-Chef Frank Fischer hin. Und auch Gavin Kim ist raus, der globale Marketingchef von Microsofts Windows-Phone-Sparte. Er blieb nur fünf Monate und ging, wie Fischer, aus „persönlichen Gründen“. Fischer begründet das allerdings in einem Blogeintrag mit einem durchaus glaubwürdigen Angebot der Deutschen Telekom, das er wahrnehmen will. Aber auch hier: schlechtes Timing.
Und heute dann zusätzlich das: Jedes aktuelle Windows Phone bekomme ein Update auf das nächste Major Release, sagte Microsoft-„Evangelist“ Nuno Silva in einem inzwischen zurückgezogenen Interview mit dem portugiesischen Mobilforum Zwame. Er meinte ausdrücklich die kommende Version „Apollo“, also Windows Phone 8. Das Dementi kam von inoffizieller Seite. Eine Quelle, die Microsoft nahe stehe, sagte dem Technikmagazin The Verge, kein Smartphone mit Windows Phone 7 bekomme ein solches Update. Warum nicht? Weil WP8 einen anderen Kernel verwende, als das noch mit Windows CE betriebene WP7.
Update, 19.4.: Silva hat inzwischen relativiert: Er habe nur Apps gemeint. WP7-Apps sollten auch auf WP8 laufen. Mit Updates für das System habe das erst einmal nichts zu tun. Na dann… /Update
Grund genug, jetzt kein Lumia zu kaufen
Das aber wäre eine Hiobsbotschaft für den mittlerweile größten Windows-Phone-Anbieter Nokia, der sich mit der Lumia-Reihe gesund stoßen wollte und derzeit massiv in Werbung investiert. Das Lumia 900 startete gerade in den USA und soll im Sommer auch hier zu kaufen sein. Unser Leser Mika B. kommentierte heute:
„Wer kauft dann heute noch ein Gerät was in einen halben Jahr ein Veraltetes OS Besitzt?“
und weiter:
„Wenn diese Aussage stimmt, welche gerade allseits im Netz die Runde macht, kann eigentlich Nokia mit dem Lumia einpacken.“
Wenn das stimmt, würde ich das fast so unterschreiben. Ein Update auf Windows Phone 8 sollte möglich sein. Nokias Deutschland-Kommunikationschef Ben Lampe, den ich gerade via Twitter dazu fragte, hatte noch keine Info der Konzernleitung erhalten und verweist auf die Stellungnahme von Silva. Vielleicht ist die ganze Aufregung müßig. Wenn nicht, dann haben Nokia und Windows Phone ein noch viel größeres Problem als ohnehin schon.
Und das sollten meine gleichzeitige Liebeserklärung an und meine Abrechnung mit Windows Phone eigentlich nicht bedeuten. Es ging mir darum zu zeigen, dass das System noch seine Tücken hat und kaum einen iOS- und Android-Nutzer zum Umstieg bewegen wird. Und doch ist es ein schönes System für Smartphone-Einsteiger, das auch so manchen alten Hasen zumindest in mancher Hinsicht ein bisschen wehmütig zurückblicken lässt, der es eine Zeitlang getestet hat. Das kleinere Update „Refresh/Tango“ (7.6) soll weitere Fehler beheben und eigentlich noch im April veröffentlicht werden. Windows Phone kann schon noch durchstarten, so also bislang die Hoffnung. Sehr viel hängt jetzt daran, ob Microsoft sie noch aufrecht erhalten kann.
(Jürgen Vielmeier)