Fassen wir das mal kurz zusammen: RIM hat im 4. Geschäftsquartal 2011 4,2 Milliarden US-Dollar Umsatz eingefahren. Das bedeutet einen Verlust, sowohl im Vergleich zum 3. Quartal (minus 19 Prozent) als auch zum Vorjahresquartal (minus 24 Prozent). Die Nachfrage auf Basis ausgelieferter Geräte ging um 24 Prozent zurück auf 11,1 Millionen Stück. Aufgrund der schlechten Zahlen trat Mitgründer Jim Balsillie zurück; auch CTO David Yach und COO Jim Rowan verlassen das Unternehmen. Der Deutsche Thorsten Heins, seit Januar Chef des kanadischen Smartphone-Pioniers, will das Unternehmen nun unter anderem dadurch retten, dass er es wieder auf das Geschäftskundensegment konzentrieren will.
Geschäftskundensegment? Was soll das sein?
Die letzten Geschäftskunden, die ich traf, hatten ein iPhone in der Tasche. Software-seitig macht RIM der Konkurrenz nicht mehr viel vor. Office-Software? Gibt es auch für Android, iOS und Windows Phone. Einen sicheren E-Mail-Client, Outlook? Haben auch Windows Phone und iPhone. Anwendungen für Service und die Industrie? Hier müssten Kooperationen mit großen Software-Häusern her. Aber Supply-Chain-Anwendungen für PlayBooks entwickeln, während es 50 mal mehr iPads da draußen gibt? Da müsste RIM die Softwarehäuser schon mit reichlich Geld überzeugen. Ein Rückzug auf ein Segment, das es nicht mehr gibt, klingt wie eine Selbstaufgabe. Da kann man sich auch zu Hause einschließen, während sich draußen die Welt weiter dreht.
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Wiederholt sich bei RIM gerade die Geschichte von HP? Ein Deutscher übernimmt den Laden und fährt ihn vor die Wand? Anders als HP haben die Kanadier allerdings keine PC-, Server- oder Druckersparte als Rückzugsraum. Die letzte Hoffnung ruht auf das kommende, und durchaus ansprechende neue System Blackberry 10, von dem man sich auch vorstellen könnte, es an andere zu lizenzieren. Endgeräte mit Blackberry 10 sollen aber frühestens Ende des Jahres auf den Markt kommen. Ich denke, das war’s für RIM.
Update, 2.4.: RIMs Enterprise-Chef Alan Panezic konkretisiert gegenüber ZDNet, man wolle sich zwar auf das Geschäftskundensegment fokussieren, aber weiterhin Produkte für Endkunden anbieten. Einen Geschäftskundenmarkt – hört hört – gebe es nicht.
(Jürgen Vielmeier, Bild: RIM)