Der „Focus“ hat’s erfahren: Twitter gründet die geplante Deutschland-Filiale in der Startup-Hauptstadt Berlin. Wenn der Kurznachrichtendienst damit die Nähe zu den dortigen Startups sucht, ist das die richtige Entscheidung. Auch die Nähe zur Politik könnte eine Rolle gespielt haben. Twitter-Gründer Jack Dorsey war erst kürzlich in Berlin, um Kanzlerin Angela Merkel zum Twittern zu überreden.
Was die Nutzerzahlen angeht, liegt Twitter in Deutschland nach wie vor weit hinter Facebook. Auch die Redaktion des „Focus“, die neuerdings einen Comscore-Account hat, stellt wenig euphorisch fest, dass Twitter in Deutschland nur leicht wächst: Im Januar 2011 soll Twitter 2,98 Millionen monatliche Nutzer in Deutschland gehabt haben, im Januar 2012 3,94 Millionen. Die meisten davon seien passive Leser.
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Dorsey umwirbt Deutschland
Deutschland-Chef wird Rowan Barnett, der zur Zeit Community-Manager bei Bild.de ist. Er hat auf Twitter zur Stunde 1.284 Follower. Dorsey zeigte auch im Januar auf der Medienkonferenz DLD in München Präsenz in Deutschland. Das Mikroblog-Netzwerk will endlich ankommen in Deutschland, wo man sich abseits einer eingeschworenen Gemeinschaft sehr schwer tut. Wird man das mit einer eigenen Deutschland-Filiale jetzt ändern?
Ich habe weiterhin Zweifel. Twitter und Deutschland sind nie so richtig miteinander warm geworden. Und als Hauptgrund sehe ich die Vorurteile gegenüber dem Netz in den Medien. 140 Zeichen über Kaffee, ein SMS-Dienst an mehr als einen Empfänger. Das ist das, was die meisten Deutschen unter Twitter verstehen, während sie sich gleichzeitig achselzuckend fragen, warum sie das brauchen sollten. Wenn viele Medien etwa nur dann über Social Networks wie Facebook schreiben, wenn es mal wieder um das leidige Thema Datenschutz geht, dann tut das sein Übriges.
„Lesen genügt, ihr müsst nicht schreiben“
Im Januar gab Dorsey Bild.de ein Interview, bei dem ihm auch die Frage gestellt wurde, warum Twitter in Deutschland nicht so erfolgreich sei wie in den USA. Dorsey musste da wieder einmal die Vorzüge seines Dienstes erklären:
„Ich vermute, viele Deutsche setzen Twitter mit dem Senden von Tweets gleich, anstatt einfach zu lesen, was passiert. Wenn ich den Deutschen also eines sagen darf: Ihr könnt Twitter auch einfach nur lesen, ihr müsst nichts schreiben.“
Wird das die Leute nun anlocken? Noch mehr lesen, was die Freunde schreiben, was man doch auf Facebook schon tut? Der Versuch ist aller Ehren wert, aber es bleibt eine große Herausforderung für die Kalifornier. Kanzlerin Merkel überzeugte Dorsey übrigens nicht. Sie hält weiterhin an ihrem Podcast und ihren SMS fest; twittern wird sie nicht. Ganz im Gegensatz übrigens zu Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy, der sich von Dorsey überreden ließ. Er erreicht auf Twitter bereits fast 140.000 Follower – ein hilfreiches Sprachrohr für seine Kandidatur in den nahenden Präsidentschaftswahlen.