Es ist weder ein Staatsakt, noch das Ende der Welt, aber es muss für die Bosse von Nokia, Microsofts Windows Phone Einheit und Millionen Kunden schon weh tun: Rovias neues Spiel Angry Birds Space soll nicht für Windows Phone erscheinen. Eine Sack-Reis-Meldung ist das nicht, denn die Begründung dafür klingt fast schon ein wenig arrogant und offenbart, wo Windows Phone in der Gunst vieler Entwickler derzeit steht.
Rovios Chief Marketing Officer Peter Vesterbacka sagte dem Finanzdienst Bloomberg: „Wir sind die Nummer 1 im Windows Phone App Store, aber es ist ein großer Aufwand, die App zu unterhalten. Man müsste die Anwendung komplett neu schreiben.“ Schon mit dem eigentlichen Angry Birds auf Windows Phone tut Rovio sich schwer. Die App erschien Ende Mai vergangenen Jahres und erhielt seitdem erst ein etwas größeres Update. Aktuell ist die Version 1.1, während man bei Android und iPhone schon bei 2.0 ist. Windows-Phone-Kunden kostet Angry Birds trotzdem stolze 2,99 Euro. Bei Google Play ist das Spiel werbefinanziert kostenlos, für das iPhone kostet es 79 Cent. Der Manager macht die Kosten dafür verantwortlich und das Nischendasein von Windows Phone.
2 Milliarden Downloads anvisiert, aber WP-Strategie zu teuer?
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„Wenn man sich die Zahl der Aktivierungen anschaut“, sind Apples iOS und Android klar größer als jede andere Plattform“, so Vesterbacka. „Wir wollen auf allen Bildschirmen sein, aber wir müssen die Kosten im Auge behalten, die es mit sich bringt, die kleineren Plattformen zu unterstützen.“ Eine Entwicklung für Windows Phone verlange eine Menge Arbeit. Die Aussage dürfte den Haussegen im finnischen Espoo schief hängen, in dem sowohl Rovio als auch Windows-Phone-Verfechter Nokia beheimatet sind. Bisher schien es da eher weniger Probleme zu geben. Angry Birds erschien sogar auf Nokias auslaufender Plattform Symbian.
Update: Rovios CEO Mikael Hed widerspricht Vesterbacka in einem Interview mit Reuters. Angry Birds Space werde zu einem noch nicht genannten Termin auch für Windows Phone kommen.
Dass der Kostenpunkt so entscheidend ist, mag man Vesterbacka nicht abkaufen, wenn er im gleichen Atemzug darauf hinweist, dass er mit „Angry Birds“ und „Angry Birds Space“ in wenigen Monaten auf allen Plattformen zusammen 1 Milliarde Downloads verzeichnen will, und bis Jahresende sogar 2 Milliarden. Dabei dürfte ein hübsches Sümmchen zusammenkommen, und da soll Windows Phone zu teuer sein?
Microsoft und Partner Nokia unternehmen derzeit sehr viel, um Windows Phone als dritten Weg neben Android und iOS zu etablieren. Der Marktanteil variiert neuesten Zahlen nach zwischen 1,9 Prozent Ende 2011 (Gartner) und 7,3 Prozent im Januar (Comscore). Eine ähnliche Meinung wie von Vesterbacka erhielt ich Ende 2011 auch vom deutschen Spotify-Konkurrenten Simfy: Bevor es an die Planung für eine Windows-Phone-App gehe, wolle man erst ein wenig den Marktanteil beobachten.
Geld wird Windows Phone helfen, sich durchzusetzen
Ich halte das für grundfalsch. Gestern ging Windows Phone in China an den Start. Bis Jahresende soll die Plattform in 63 statt bislang 28 Ländern verfügbar sein. Aktuell gibt es 70.000 Apps im Windows Phone Marketplace und täglich werden es 300 mehr. Zumindest gefühlt setzt sich Windows Phone langsam auch hierzulande durch. Kürzlich sprach ich mit einem Entwickler, der plant, sein Android-Phone Samsung Galaxy S2 zu rooten, um Windows Phone darauf zu installieren. Das macht man nicht mit einem System, das nichts zu bieten hätte.
Aber auch aufgrund der bösen Tatsache, dass Geld die Welt regiert, würde ich Windows Phone nicht abschreiben. Es ist Nokias letzter Ausweg, es ist Microsofts erklärtes Ziel, die Metro-Oberfläche für alle Systeme (auch Windows 8) zu etablieren. Sprich: Beide werden noch einen Haufen Geld investieren, damit Windows Phone ein Erfolg wird. Wenn App-Entwickler dann sagen: „Machen wir nicht, weil wegen is‘ nich'“, halte ich das für zu kurzfristig gedacht.
Disclaimer: Ich habe von Nokia ein Lumia 800 als Dauerleihgabe im Einsatz – und bin trotzdem vor Kurzem wieder auf mein altes iPhone 3GS zurück gewechselt. Dazu in Bälde mehr.
(Jürgen Vielmeier)