So Leute. Ich bitte euch jetzt einfach mal, das obige Bild genauer zu betrachten. Mich erinnert es ein wenig an die berühmte Frage aus irgendwelchen IQ-Tests: „Finden Sie die Figur / das Wort / das Bild, welches nicht dazu passt“. Und mir reicht es jetzt. Wirklich. Ein wenig Hoffnung habe ich ja noch – vielleicht spart ja wenigstens die altehrwürdige Tagesschau heute Abend das Thema aus. Ich befürchte allerdings schon fast, dass selbst die ARD-Redakteure gerade hart mich sich ringen.
Und warum? Weil ein zugegebenermaßen sehr erfolgreiches, innovatives und faszinierendes Unternehmen den Verkauf eines neuen Produktes – genauer gesagt, der Verbesserung eines bekannten Produktes – gestartet hat. Natürlich rede ich von Apple und dem „neuen“ iPad. Ein tolles Gerät. Bestimmt. Ja. Aber bin ich wirklich der einzige, der – abgesehen von den Simpsons-Machern – den Grad an Hysterie und Berichterstattung über jedes neue Apple-Gadget für maßlos übertrieben hält?
Klar, jetzt gehen bei euch gleich wieder die Grundsatzdiskussionen los. Was ist eine Nachricht? Und wer bestimmt das? Und ich muss es ja nicht lesen. Und überhaupt bin ich ja bloß ein typischer Apple-Basher. Lasst mich sagen: Mir sind derlei ideologisierte, quasi-religiöse Kabbeleien völlig egal. Kauft euch was ihr wollt. Und werft mir vor, was ihr wollt, solange es sachlich bleibt. Aber ich verstehe es einfach nicht mehr.
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Natürlich soll es nicht immer die Rettung der Welt, des Klimas und des Universums sein, was uns als Schlagzeile entgegen strahlt. Auch vermeintlich unscheinbare Themen müssen ihren gebührenden Platz haben. Und die Diskussion darüber, was tatsächlich „Nachrichtenwert“ besitzt, beschäftigt nicht ohne Grund seit Jahrzehnten die Wissenschaft. Jeder Journalist weiß das. Relativ unbestritten sind aber zwei Grundsätze, die ein Ereignis ausmachen sollte, um zu einer (Top-)Nachricht zu werden: Einen Neuigkeitswert und einen Informationswert.
Ich möchte euch nun einfach bitten, selbst zu entscheiden, ob der – im Vorfeld ja bereits bekannte – Verkaufsstart eines Tablet-PCs dazu gehört. Für mich tut er es nicht. Klar, das Thema bringt Klicks. Die Nutzer wollen es ja offenbar lesen. Und auch ihr werdet mir jetzt wieder vorwerfen, dass es mir ja bei diesem Beitrag nur darum geht. Bitte, kein Problem.
Jedoch kann ich wirklich nur noch mit dem Kopf schütteln, wie es der Apple-Marketingabteilung immer wieder gelingt, einen Großteil der Medien und viele Blogger vor ihren Karren zu spannen. Meinen Glückwunsch daher nach Cupertino für die Gratis-Werbung auf den Titelseiten, für die andere Unternehmen viel Geld löhnen müssen. Und auch wir auf Basic Thinking tragen mit unserer Berichterstattung natürlich ebenfalls in gewisser Weise dazu bei, keine Frage. Ich will mich daher bestimmt nicht als Moralwächter aufspielen.
Dennoch frage ich mich, brauchen wir einen „Liveticker“ aus einer Verkaufsschlange vor einem Apple-Store? Brauchen wir bei „Handelsblatt Online“ ein Video darüber, dass ein Australier als erster Mensch ein neues iPad gekauft hat? Brauchen wir „Tests“ in altehrwürdigen deutschen Nachrichtenmagazinen wie dem „Spiegel“, die jegliche Objektivität offenbar gegen den exklusiven Vorabzugang eingetauscht haben und mit Adjektiven wie „phänomenal“, „eindrucksvoll“ oder „erstaunlich“ nur so um sich werfen? Brauchen wir das wirklich?
(Christian Wolf)