Update, 2.5.12: Wimp ist heute offiziell gestartet, will natürlich gleich die Nummer 1 unter den Anbietern in Deutschland werden. /Update
Der deutsche Markt wird bald um einen weiteren Online-Musikdienst reicher werden. Ja, ich weiß, bei uns allen laufen gerade Déjà-vu- (oder Déjà-lu-) Erlebnisse ab. Nach Urgestein Napster, Musicload und Sony Music Unlimited sprießen seit Monaten überall Musik-Streaming-Flatrates aus dem Boden. Und als nächstes tritt WiMP von Aspiro hervor. Die Eckdaten: Gestartet im Februar 2010 im Heimatland Norwegen, außerdem bereits in Schweden, Dänemark und Portugal verfügbar, 13 Millionen Titel im Plattenschrank, die je nach Einstellung mit 64 oder 256 Kbit/s gestreamt werden. In Deutschland läuft gerade die geschlossene Beta-Phase und wir durften den Service testen.
Den WiMP Client gibt es stationär für PC und Mac, mobil als App für iOS, Android und Windows Phone sowie in Kürze für Nokia Handys, Sonos Soundsysteme und die Logitech Squeezebox. Verknüpfen lässt sich der Service mit Twitter, Facebook sowie Last.fm und ein Offline-Zugriff ist drin. Klingt gut, ist aber im Prinzip genau das, womit uns Rdio, Deezer, JUKE, Rara, simfy und seit kurzem auch Spotify schon überversorgen – die jeweilige App-Spannweite mal außer Acht gelassen. Warum also WiMP?
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Dem Team geht es nach eigenen Angaben darum, „Musik zu entdecken und zu genießen“ und nicht um das Suchen und Verwalten. Der Ansatz hat mich auf den ersten Blick ein bisschen an Tape.tv erinnert – wie der Ableger für das WiMP-Deutschlandgeschäft in Start-up-City Berlin ansässig.
Musik finden statt suchen
Während Tape.tv aber die zeitgemäße und unnervige Version eines Musiksenders ist, ist WiMP rein optisch wie die anderen Streaming-Anbieter. Allerdings versorgt der Dienst seine Nutzer durch die Berliner Musikredaktion mit zusätzlichem Input: Wo sich bei anderen Anbietern nur Charts und Neuerscheinungen einfinden, gibt es bei WiMP Hinweise auf lohnenswerte Alben, komplette Playlists aus verschiedensten Bereichen sowie persönlich zusammengestellte Sammlungen zu aktuellen Themen (Oscars, Rock am Ring, Weltfrauentag…). Das erfüllt das „Entdecken“-Versprechen und die Situation, in der man einfach nicht mehr weiß, was man gerade anwerfen soll, tritt so schnell nicht ein, wie ich gestern Abend beim planlosen Hören bemerkt habe.
Ein Hauptanliegen der WiMP-Macher ist zudem ein lokaler Zuschnitt: In Norwegen gibt es neben international bekannten Musikern norwegische Hits auf die Ohren und in Deutschland erhält analog dazu deutschsprachige Musik ihren eigenen Platz in den verschiedenen Listen. Auch die Unterscheidung nach Genres, in denen einzelne Songs, aber auch komplette Alben oder passende Künstler vorgestellt werden, ist gelungen.
Mein Gesamteindruck
Insgesamt macht WiMP einen guten und durchdachten Eindruck. Sowohl im Desktop-Client als auch in der App (getestet mit Android) findet ihr euch schnell zurecht. Die App ist außerdem übersichtlich gestaltet, intuitiv bedienbar und bietet einen Ausloggen-Button – mag unspannend klingen, ist aber leider nicht selbstverständlich.
Was ich mir noch wünschen würde, wäre eine Art Instant-Suche, die mir schon beim Tippen Ergebnisse liefert oder Eingaben vorschlägt, einen Zugang per Browser und die Möglichkeit, einzelne Titel herunterzuladen. Bis jetzt könnt ihr nur ganze Alben oder Playlisten zum Offline-Hören vorbereiten. Nicht vergessen sollten wir aber, dass an WiMP noch ein Closed-Beta-Tag baumelt. Technische Bugs sind also nicht ausgeschlossen, eventuell noch nicht alle Funktionen einwandfrei verwendbar und Fehler werden bis zum Finale noch ausgemerzt. Der Musikumfang befindet sich dem Betreiber zufolge auch noch im Wachstum.
Marktstart und Preise
Nachdem simfy das kostenlose Musikhören im Free-Account auf 5 Stunden pro Monat reduziert und sich Grooveshark aus Deutschland verabschiedet hat, haben die kostenpflichtigen Konkurrenten sicher aufgeatmet. Mit dem offiziellen Start von Spotify am Dienstag – mit einem kostenfreien und werbefinanzierten Basiszugang (für sechs Monate unbeschränkt) im Gepäck – wird es wieder spannend. Wenn es umsonst ist, schmeckt es vielen halt gleich doppelt so gut.
Da wird es auch für WiMP nicht leicht. In Norwegen kostet der Dienst 99 Kronen, etwa 13 Euro. In Deutschland wird es eine Basis-Version für 4,99 Euro pro Monat für den PC und eine Premium-Version geben, die euch für 9,99 Euro auch mit dem Smartphone und offline zugreifen lässt. Das entspricht dem üblichen Preisniveau, der Großteil der Musik-Flats pendelt sich bei rund 10 Euro für den Komplettzugriff ein. Aber: Auch wenn ich beim ersten Testen nicht das K.o.-Kriterium entdeckten konnte, mit dem WiMP alle Konkurrenten sofort vom Platz fegt, hat der Dienst mit den praktischen und aktuellen Empfehlungen der Redaktion vielen anderen klar etwas voraus. Das ist zumindest meine Meinung. Ob das nun für den einzelnen ausschlaggebend ist oder nicht, ist so individuell wie der Musikgeschmack an sich.
Auf die Frage nach dem Starttermin teilte mir WiMP mit: „bald“. Das war zwar nicht die Antwort, die ich mir gewünscht hatte, da die Clients aber kaum wie Beta-Versionen wirken, dürfte es tatsächlich nicht mehr lange dauern.
Privat nutze ich seit Jahren Napster, schon seit der App- und Netzwerk-Vorzeit, und die CDs verstauben auf dem Dachboden. Ich habe mich aber auch bereits durch alle der hier genannten Streaming-Flats gehangelt – sowohl am PC als auch mobil. Alle haben ihre Stärken und Schwächen, die Audioqualität schwankt von 48 bis 320 Kbit/s, nur manche sind international nutzbar, hier und da könnt ihr eure Musiksammlung importieren oder Titel kaufen, mal ist Teilen mit Twitter und Facebook möglich und mal nicht. Bei Deezer und Spotify besteht sogar Facebook-Zwang, was dem Bundesdatenschutzbeauftragten Peter Schaar zufolge dem Telemediengesetz zuwiderläuft. Komischerweise hat es beim Start von Deezer niemanden gekümmert.
Welcher Anbieter schlussendlich zu wem am besten passt, lässt sich nur durch Ausprobieren herausfinden. Kostenlose Testphasen gibt es überall. Achtet nur darauf, gegebenenfalls rechtzeitig zu kündigen, damit daraus kein unerwünschtes Abo wird. Bei WiMP könnt ihr derzeit nur Interesse an einer Einladung zum Beta-Test bekunden, nach dem Start könnt ihr die Premium-Variante 30 Tage lang kostenlos testen. Um ein Passwort zu erhalten, müsst ihr aber eure Handynummer angeben. Warum? Damit jeder nur einmal gratis zulangen kann; immer wieder neue Accounts anlegen, um nichts zahlen zu müssen, ist also nicht.
Was ist mit euch – habt ihr die für euch perfekte Streaming-Flatrate schon gefunden? Oder kauft ihr lieber MP3s, oder CDs?
(Saskia Brintrup, Bilder: von WiMP / Screenshot / aus Google Play / via iTunes)