Interessantes Timing: Ziemlich genau 24 Stunden bevor Apple heute Abend voraussichtlich die nächste iPad-Generation vorstellen wird, findet Google eine Antwort auf iTunes mit iCloud: Google Play. Dort fasst Google alle Unterhaltungsaktivitäten zusammen: Play wird ein gemeinsamer Shop für Musik, Filme, E-Books und Apps. Der Android Market hört auf zu existieren. Damit nicht genug: Schon vor einigen Tagen war Ubergizmo aufgefallen, dass Google eine ganze Reihe von Domains mit dem Namen …play… registriert hat. Google könnte demnach auch an einem „Play“ genannten Tablet arbeiten, das von Asus gefertigt wird.
Der Webriese preist die Cloud-Möglichkeiten von Play an, die auch Apple mit iCloud bewirbt: „Kaufe einen Song auf deinem Laptop, und er ist sofort auch auf deinem Google Phone verfügbar“, heißt es im Promo-Video. Gleiches mit E-Books, Games oder Filmen. Egal ob auf Tablets, Phones oder dem Desktop. Bis zu 20.000 Songs sollen sich in der Cloud speichern lassen (was bei Google Music auch schon möglich war). In Deutschland – ihr ahnt es – ist davon natürlich erst das Wenigste verfügbar: Google-Nutzer müssen sich hierzulande zunächst mit dem App Store von Google Play begnügen. Immerhin gibt es heute zahlreiche Apps für 49 Cent.
Jedes Land muss zunächst mal wieder sein eigenes Süppchen kochen. Der Eintrag in Googles Mobile Blog beschreibt das ganz gut:
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In den USA sind Musik, Filme, Bücher und Android Apps bei Google Play verfügbar. In Kanada und U.K. bieten wir Filme, Bücher und Android Apps an, in Australien Bücher und Apps, in Japan Filme und Apps. Überall sonst wird Google Play das neue Zuhause für Android Apps.
Google-Manager Punit Sono kündigte bereits weitere Zusammenlegungen an: In Zukunft werde es keine Games-Apps mehr speziell für Google Plus, Android oder den Chrome Web Store geben (der übrigens erhalten bleibt), sondern nur noch Google Games. Langfristig soll Play eine soziale Plattform werden, was in meinen Ohren eher wie eine Drohung klingt. Die Social Search als Suche mit sozialen Elementen aus Google Plus betrachte ich bislang als Flop. Wenn Leute, die ich kaum kenne, künftig Videos auf Google Play empfehlen, dann von mir aus. Google wird also auch Apps wie Miso oder TunedIn etwas vom Kuchen wegnehmen und Facebook mal wieder ein wenig Konkurrenz machen: Musik lässt sich bereits jetzt mit anderen auf Google Plus teilen.
„Seht her, was wir da alles haben!“
Erste Meinungen zu Google Play? Verhalten. Matt Burns von Techcrunch findet den Namen misslungen: Nutzer würden jetzt nicht mehr auf den ersten Blick erkennen, dass es sich um einen Marktplatz handelt: „Warum haben sie es nicht einfach ‚Google Market‘ genannt“? ZDNet-Chefredakteur Larry Dignan freut sich, dass Google endlich aufgeholt habe: „Aber was davon habe ich noch nicht, was andere Anbieter haben?“ Google Play lasse es an Innovation vermissen.
Das kann man so unterschreiben, wenn man sich anschaut, was Apple und Amazon seit Monaten anbieten. Andererseits war eine Zusammenlegung der Aktivitäten notwendig geworden. Google Movies etwa war mir bisher kaum aufgefallen, Google Music ein Mauerblümchen geblieben. Google geht es also auch ein wenig um Eigenwerbung, nach dem Motto: „Seht mal her, was wir hier Schönes haben!“ Mir persönlich fehlt dennoch eine Desktop-Version von Google Play, die in etwa das bietet, was auch iTunes kann. Musik und Spielfilme nur im Browser abzuspielen, macht bislang meist wenig Spaß. Googles nächster Schritt dürfte sein, den Browser Chrome, Play und Google Plus enger zu verzahnen, damit wir uns mit unseren Kontakten über unsere Unterhaltungsaktivitäten austauschen können. Schauen wir mal, was Google daraus macht. Ich habe schon schlechtere Ansätze gesehen.
Was haltet ihr von Google Play?
(Jürgen Vielmeier)