Die neue Light Field Camera (LFC) der Firma Lytro ist in mehrfacher Hinsicht eine Revolution. Das steht für mich außer Frage. Die Möglichkeit, Bilder später am Rechner erst scharf zu stellen, dürfte die Art und Weise wie wir Fotos sehen und machen, für immer verändern. Die Kamera, deren Form an ein Kaleidoskop erinnert, ist für 400 US-Dollar erschwinglich. (Wofür man die 100 Dollar teurere Kamera mit 8 GByte mehr Speicher bräuchte, leuchtet mir nicht ganz ein.)
Bei ersten, durchaus positiven Tests der Kamera allerdings klingen nüchterne Töne mit. Die Kamera ist lichtschwach, Bilder rauschen, die Farbtiefe ist gering, auf dem kleinen Display erkennt man wenig. Und es kommt noch etwas anderes hinzu: das quadratische Format der Bilder wirkt wie ein Relikt. Hatte man sich nicht gerade erst über die weite Verbreitung des augenfreundlichen 16:9-Formats und Darstellungen im Big Picture gefreut? Selbst die Produktfotos auf der Lytro-Homepage wie das Bild oben können deswegen nicht mit einer Lytro aufgenommen sein. Und variable Schärfentiefe heißt offenbar noch lange nicht, dass jeder einzelne Bereich auch wirklich scharf aufgenommen wird. In einigen Bildern, die Mashable mit der Lytro aufgenommen hat, wirkt alles unscharf, was möglicherweise auf Verwacklung und schlechte Lichtverhältnisse zurückzuführen ist. Schnellste Verschlusszeit ist schon 1/250 Sekunde. Nachts, so die Tester von TheVerge, sei die Kamera praktisch kaum zu benutzen und Aufnahmen nicht zu gebrauchen.
Nicht automatisch Top-Bilder: Auch beim Refokussieren mit der Maus werden einzelne Bereiche dieses Bildes nicht scharf.
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Und doch ist die Lytro Light Field Camera eine der besten Entwicklungen, die der Fotografie passieren konnte. Lange Zeit schien bei den Kameraherstellern die Devise zu gelten: Nur ein komplett scharfes Bild ist ein gutes Bild. Die Zeiten dürften bald vorbei sein, wenn tausende Fotografen und Millionen Webnutzer mit Schärfe und Unschärfe experimentieren. Andere Hersteller dürften versuchen, die Lytro nachzubauen oder ein ähnlich funktionierendes Objektiv für eine Systemkamera herzustellen. Auch den Megapixelwahn geht man bei Lytro nicht mit. Muss man nicht, weil die Kamera im Moment schlicht konkurrenzlos ist. Das ist einerseits erfreulich, andererseits ist man mit 1.2 Megapixeln dann auch wieder am untersten Ende der Spektrums, was eine Bildqualität nicht verbessert.
Wichtiger als die Kamera an sich scheint also die Entwicklung zu sein. Die Lytro in dieser frühen Form auf den Markt zu bringen, war der Anfang. Kommende Typen dürften die ersten Kinderkrankheiten ausräumen und bessere Ergebnisse liefern. In 1 bis 2 Jahren dürfte der Kameramarkt dank der Lytro deutlich anders aussehen als heute. Ein Kauf ist dennoch zu diesem Zeitpunkt nur solchen Fotografen zu empfehlen, die die Technik begeistert. Wem es auf gute Bildqualität der LFC ankommt, der sollte besser noch warten.
Ein gutes Video-Review über die LFC gibt es von TheVerge.com:
(Jürgen Vielmeier, Bilder: Lytro, Mashable)