Und nein, die Überschrift ist ausnahmsweise einmal nicht ironisch gemeint. Aber der Reihe nach: Vergangene Woche hatte ich der Telekom vorgeworfen, Falsches zu spät anzugehen, die falschen Namen dafür zu finden und damit das hübsche Café in der Bonner Konzernzentrale in Gefahr zu bringen. Alles möglicherweise halb so wild, aber ein wenig von diesem Gegenwind hätte sich die Telekom selbst aus den Segeln nehmen können, hätte sie es etwas anders kommuniziert. RCS-e solle die Antwort auf Messenger wie WhatsApp sein, hatte die Telekom selbst verkündet. Die viel größere Schlagzeile wäre gewesen, dass RCS-e die SMS ersetzen soll.
Denn das ist jetzt offenbar beschlossene Sache. Die GSM Association hat RCS-e zum offiziellen Nachfolger der SMS erklärt. Heißen wird RCS-e (Rich Communications Suite enhanced) aber künftig viel einfacher: Joyn. Weil die GSMA die weltweite Industrievereinigung der Mobilfunkunternehmen ist, könnte sich Joyn in der Tat durchsetzen. Künftig soll der Service, der auch Sprachnachrichten, Bildversand und -telefonie erlaubt und die Zeichenbeschränkung der SMS (160 Zeichen) aufhebt, auf vielen Mobiltelefonen bereits vorinstalliert sein. Ist das für die Telekom und ihresgleichen ein Grund zum Jubeln?
Ich denke ja. Denn passend dazu hat Acision eine Studie über die Nutzung von Message-Diensten veröffentlicht. Demnach verwenden 95 Prozent der befragten Mobilfunknutzer SMS; jeder Zweite kann sich außerdem nicht vorstellen, sie durch einen der neuartigen Dienste wie WhatsApp, Blackberry Message oder den Facebook Chat zu ersetzen. Nur 4 Prozent der Befragten fanden, dass einer dieser Dienste schneller oder zuverlässiger sei als die SMS. Von der Telekom heißt es in einer Pressemeldung:
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Diese neuen „joyn“ Dienste stehen ab Sommer 2012 auf jedem mobilen Endgerät als Basisfunktionalität zur Verfügung.
Auf jedem Endgerät als Basisfunktion. Joyn wird damit als übergeordnete Instanz der SMS vorinstalliert sein. Telekom-Chef René Obermann erklärt es so:
„Kunden müssen sich zum Beispiel keine Gedanken mehr machen, welche ihrer Kontakte welchen Nachrichtenübermittlungsdienst nutzen und wer wie am besten zu erreichen ist.“
Und das soll nicht funktionieren? Über Ländergrenzen hinweg? Wenn es sowieso schon auf jedem Smartphone vorinstalliert ist? Dann ja. Was mich allerdings noch nachdenklich stimmt, sind zwei Dinge: 1. Wird Joyn kostenlos sein? 2. Haben die Mitglieder der GSMA die Rechnung möglicherweise ohne den Wirt gemacht, der in diesem Fall Apple, Google oder Microsoft heißt? Denn dass man Joyn in jedes Smartphone als SMS-Basisdienst vorinstallieren will, das ab Sommer auf den Markt kommt, ist ein hehres Ziel. Dass man jemanden wie Apple dazu bekommt, iMessage gegen Joyn zu tauschen, halte ich allerdings für ambitioniert. Wenn das gelingt, dann stünde einem Erfolg eigentlich nichts mehr im Wege. Anbieter wie HTC, LG, Nokia, Samsung, Sony und sogar Blackberry-Messenger-Betreiber RIM haben angekündigt, Joyn direkt vorzuinstallieren. Für iOS soll Joyn als App bereitgestellt werden.
Und falls es nicht klappt, fährt die Telekom eine Doppelstrategie: Über den eigenen Investor T-Venture kauften sich die Bonner kürzlich in den US-Messagedienst Pinger ein. Und der hat ein großes Interesse daran, dass die SMS uns möglichst lange erhalten bleibt.
(Jürgen Vielmeier)