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Fluent: E-Mail-Client mit Facebook-artiger Oberfläche

Da hat jemand die Idee umgesetzt, die ich im vergangenen Sommer einmal in den Raum gestellt habe: ein Social-Network auf E-Mail-Basis. Gut, genau genommen ist Fluent nur eine andere Oberfläche für einen E-Mail-Client, aber es geht stark in die Richtung, die ich mir vorgestellt habe.

Fluent stellt Nachrichten in einem Lifestream dar, der an den Facebook-Feed erinnert. Antworten der Freunde werden wie Kommentare angezeigt. Zwei mögliche Killerfeatures: Mails lassen sich mit einem Knopfdruck in eine ToDo-Liste umwandeln. Und: alle Dateianhänge werden automatisch in einem separaten Ordner gesammelt. Was Google Mail noch nicht hat, Fluent aber schon: eine Instant-Suche, die Suchergebnisse schon beim Eintippen anzeigt. Wem die „soziale“ Oberfläche nicht zusagt, kann mit einem Klick in die aus Google Mail vertrautere Listendarstellung wechseln.

Zwischen E-Mail-Client, Social Network und Groupware

Das sieht alles sehr nach einem Social Network aus und offenbart, was die Macher von E-Mail-Programmen bislang noch nicht so richtig verstanden haben: dass eine Mail bereits die wichtigsten Funktionen bietet, die ein Social Network ausmacht. Man müsste also nicht zwingend alle Daten einer Krake überlassen, sondern könnte sie dezentral hosten. Fluent ist noch längst nicht perfekt, aber zeigt auf, wohin die Reise für die Thunderbirds, Outlooks oder Yahoo Mails da draußen gehen könnte.

Was Fluent noch noch fehlt: eine Alternative zu Facebooks „Gefällt mir“-Button oder Googles +1. Eine Freundesliste kommt in der Demo nicht vor, ist dafür aber auf einem Screenshot bereits zu sehen. Und das Spam-Problem bleibt natürlich bei E-Mails bestehen. Fluent will hier mit einer Funktion entgegen wirken, mit der man unerwünschte Mails mit einem Klick aussortieren kann. Zur Zeit ist Fluent nur für Google Mail verfügbar und noch in der geschlossenen Beta-Phase. In einer Demo lassen sich die Funktionen schon einmal ganz gut ausprobieren.

Hinter dem Projekt stecken die drei ehemaligen Google-Mitarbeiter Cameron Adams, Dhanji Prasanna und Jochen Bekmann, die das Unternehmen verlassen haben, als der Suchriese das Projekt Wave einstellte. Sie sollen unzufrieden mit der Unternehmenskultur bei Google gewesen sein, die Entwickler unterstütze, Designer aber nicht. Die eingebaute ToDo-Liste könnte in der Tat dabei helfen, auch Fluent zu einer Groupware wie Wunderkit oder Producteev zu machen. E-Mail endlich mit einem sozialen Ansatz – vielen Dank dafür!

(Jürgen Vielmeier, Screenshots: Fluent)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

10 Kommentare

  • Es gibt etwas aehnliches.
    Nennt sich SMAMPI ( https://www.smampi.com )
    und ist quasi ein online email client, halt ohne die Social Networking features.
    Aber man hat darin das gewohnte Layout wie man es aus Outlook oder Thunderbird kennt im Browser.
    Gut fuer all die, die sich mit Google’s Labels nicht so recht anfreunden moechten.

  • Sieht erstmal sehr gut aus. Vielleicht auch einfach als ein besserer Email-Client zu nutzen, Sparrow ist ja auch ganz erfolgreich.

    Im letzten Satz soll es sicherlich Fluent und nicht Fluid heißen, wenn ich es richtig verstehe.

  • @Don Corleone: Jepp, soll es heißen. Tut es jetzt auch. 😉 Danke! Und Sparrow kannte ich noch gar nicht. Danke für den Tipp. Auffallend ähnlich wie Fluent. 😉 Wer war denn da wohl zuerst dran?

    @Olli: Smampi kannte ich auch noch nicht. Guter Ansatz aber. Nur habe ich nichts gegen Google Mail. Für mich seit Jahren der fortschrittlichste Maildienst.

  • @Jürgen: Sparrow gibt es schon relative lange, auch schon bevor es durch den Mac App Store bekannter wurde. Gefällt mir auch sehr gut!

  • Sieht nach einer interessanten Oberfläche aus.. wird interessant wie man die Benutzerfreundlichkeit nach einem etwas längeren Test beurteilen kann 😉

  • Hi,
    das ganze Thema finde ich spannend. Aber so ein Dienst müsste echt alles auch verknüpfen können – Twitter, Facebook, Xing, Google, E-Mail und Kommentare in Blogs – und dann überall erreichbar sein. Eine finde ich fast unlösbare Aufgabe!
    @Jürgen Vielmeier Wieso ist Google Mail für Dich der fortschritlichste E-Mail Dienst. Was kann den Google so tolles, was andere nicht können?

    Gruß
    Wolfram