Natürlich mag ich Verschwörungstheorien. Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass die Amerikaner jemals auf dem Mond waren! Und Aliens gibt es nicht? Warum sollte sich Ex-US-Präsident Dwight D. Eisenhower dann dreimal mit ihnen getroffen haben? Und weil ich weiß, dass ihr in der Hinsicht nichts besser seid als ich, habe ich eine neue Verschwörungstheorie für euch: Startups könnten Fehler selbst provozieren, um bekannt zu werden. Jüngste Beispiele: Path und Wunderkit.
Das Private Network Path war Insidern vor wenigen Wochen nicht unbekannt, aber so richtig los ging es mit der Berichterstattung darüber erst nach einem Skandal: Path speicherte die Kontakte aus iPhone-Telefonbüchern ohne Wissen der Nutzer. „Riesensauerei“, schrien die einen. „Wo ist das Problem?“, fragten die anderen. Path jedenfalls reagierte schnell und schickte ein Update hinterher. Der CEO enschuldigte sich und alle hatten sich wieder lieb?
Path so beliebt wie eh und je
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Nicht ganz. „Die Handelskommission sollte Path bestrafen“, schreibt ein wütender Kommentator als Bewertung der App im iTunes Store. Er ist damit nicht alleine. „Alles Vertrauen ist dahin“, schreibt „Le Samourai“ an gleicher Stelle. Die überwiegende Mehrheit allerdings gibt der App nach wie vor 5 von 5 Sternen. Im Durchschnitt rangiert Path bei 4,5 Sternen, sowohl die App insgesamt als auch alleine die aktuelle Version. Der Skandal? Hat zumindest in der Bewertungsmatrix nichts verändert. „Bei weitem die beste Social App“, schreibt Nutzer Scott Zinda und vergibt 5 Sterne. Bprosperi erwähnt, er sei ja erst seit ein paar Tagen dabei. Aber die App habe großes Potenzial: 4 von 5 Sternen.
Probleme wegen des Datenschutzes? Path hat keine. Warum auch, wenn bekannt wurde, dass selbst größere Apps wie Foursquare und Twitter das Adressbuch ungefragt auslesen. Der Schwarze Peter ist längst bei Apple. Der Konzern hatte es den Apps zu einfach gemacht, das Adressbuch auslesen zu lassen und musste nun Besserungen versprechen.
Ich glaube den Path-Verantwortlichen, dass es nicht ihre Absicht war, durch diesen Datenskandal erst berühmt zu werden. Große Angst entdeckt zu werden, dürften sie aber auch nicht gehabt haben. Zu geschickt gingen sie mit den Vorwürfen um, sehr schnell schossen sie eine Version hinterher, in der die Nutzer ihre Zustimmung geben müssen, die Kontaktdaten mit Path zu teilen. Umgehend kündigte man an, die bisher gespeicherten Daten würden gelöscht. Krisenkommunikation par excellence. Man dürfte zumindest nicht unglücklich über die Aufmerksamkeit gewesen sein.
Und, ach ja, wir haben da bald ein neues Killerfeature
Ein wenig anders verhält es sich mit den 6Wunderkindern. Erst ließen sie die Nutzer Monate auf ihre Groupware Wunderkit warten, dann genossen sie für einige Tage das Medienecho beim Beta-Start der App. Allerdings mischten sich auch kritische Stimmen darunter. Denn die wichtigste Funktion der App war für kostenlose Nutzer beschränkt: Die Möglichkeit, aktiv in Arbeitsgruppen mitzuarbeiten. Gestern kündigten die 6Wunderkinder an, die Funktion nun für alle freizugeben und sich anders zu finanzieren.
Man hat also auf die meist geäußerte Kritik reagiert und nimmt nun finanzielle Einbußen in Kauf. Der gute Ruf ist aber wieder hergestellt und die unterschwellige Botschaft schwingt mit: Wir tun alles für unsere Nutzer. Ebenfalls gestern wurde eine neue Funktion für Wunderkit erwähnt: „Files“ soll die Groupware ergänzen und könnte eine Art virtueller Datenspeicher wie Dropbox werden, für den zahlende Mitglieder mehr Speicherplatz erhalten. Genaueres ist darüber aber noch nicht bekannt. Die Wunderkinder ließen die Ankündigung en passant in einen Nebensatz einfließen – und dürften damit erst Spekulationen auslösen. Schlechtes Marketing sieht anders aus.
(Jürgen Vielmeier)