Es war einmal das Jahr 1996. Microsoft war ein Nerd und ganz allein auf der Insel Redmond. Niemand außer dem PC mochte ihm Valentinskarten schicken. Da wurde der Nerd ganz traurig. Doch dann kam die Cloud und traf Microsoft mitten ins Herz. Seitdem ist man offen, und weil Nerds heutzutage Hipster sind, hat Microsoft jetzt viele Freunde. Ende.
Das ist wohl die Quintessenz eines Valentinspakets, das Microsoft uns heute schickte. Es enthielt eine Pralinenschachtel (sehr lecker, danke!) und diesen Comic mit dem bebrillten Microsoft-Nerd, der mich irgendwie an einen langjährigen Firmenchef und Mitgründer des Hauses Redmond erinnert. „Openness is my Valentine“ heißt der Schlüsselsatz, ergänzt durch: „Auch Nerds brauchen Liebe.“ Die neuen Freunde des einstigen Außenseiters demnach: PHP, Nokia, Linux, PC, Apache und das W3C. Microsoft und Offenheit?
Microsoft schreibt im Blogposting dazu:
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Ein Meilenstein in der Zusammenarbeit war der Richtungswechsel in unserer Unternehmensstrategie. Was 2008 unter dem Begriff Interoperabilität begann, hat sich seither unter dem Namen Offenheit durch alle Ebenen von Redmond bis München gezogen und heißt heute am Valentinstag „Liebe“ – denn auch Nerds brauchen Liebe.
Microsoft unterstütze Open-Source-Communitys und interoperable Lösungen in der Cloud, erklärt das Unternehmen weiter. Im Codeplex, der Datenbank für Redmonds eigene Open-Source-Projekte seien inzwischen über 20.000 Projekte von Einzelentwicklern und mehr als 500 von Microsoft-Mitarbeitern gelistet.
Offenheit als Erfolgsfaktor?
Aber stimmt das? Geht die Offenheit über Sympathiebekundungen hinaus? Microsoft gratulierte der Linux-Foundation zum 20-jährigen Geburtstag des quelloffenen Systems im vergangenen Sommer. Man unterstützt HMTL 5 etwa im Internet Explorer 9 (IE9). Auch das Flash-Pendant Silverlight soll in Bälde zu Gunsten von HTML 5 eingestellt werden. Das Web sei besser ohne Plugins, sagte IE9-Entwickler John Hrvatin Ende Januar.
Die Kooperation mit Novell, dem Anbieter der Suse-Linux-Distribution, sorgte im Jahr 2006 für Aufsehen, soll sich aber mittlerweile für Redmond ausgezahlt haben. In Linux sehe man keine Gefahr mehr, hieß es von Seiten Microsofts im vergangenen August. Der neue Feind sei Apple. Rechnet man Android zu Linux hinzu, stimmt das allerdings nicht so ganz. Hier hätte Linux Microsofts Ausflüge in den Mobilfunk temporär deutlich überholt, während Apple alleine mit dem iPhone mehr Geld verdient als Microsoft insgesamt.
Dass sich im Hause Redmond in den letzten Jahren etwas zum Guten hin verändert hat, dürfte unübersehbar sein. Die neue Offenheit dürfte dazu beigetragen haben. Nur wirtschaftlich, scheint es, könnten andere dem großen M den Rang ablaufen. Was haltet ihr von Microsofts Offenheitsstrategie? Und vor allem: Was sagt ihr zu dem Comic? Klickt auf das Vorschaubild unten, um ihn im Großformat zu sehen:
(Jürgen Vielmeier, Comic: Microsoft)