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Unister schwärzte HRS beim Kartellamt an

Beschwerde erfolgreich, nun die Maske gelüftet: Der deutsche Content-Riese Unister hat sich als Initiator der Kartellamtsbeschwerde gegen das Hotelportal HRS geoutet. Bereits Mitte 2011 habe man mit der Beschwerde ein Verfahren gegen HRS erst ins Rollen gebracht, schreibt der Anbieter in einer Presse-Erklärung. Darin begrüßt man die Entscheidung des Kartellamts gegen die Exklusivklausel des Marktführers HRS. Unister erklärt:

[Der Beschwerde] war vorausgegangen, dass sich zahlreiche Hotels bei Unister über das massiv wettbewerbsverzerrende Verhalten von HRS beschwert hatten. So hatte HRS beispielsweise mit aggressiven Drohgebärden gegenüber den Hotels zu verhindern versucht, dass Kunden bei Reisebuchungsportalen wie ab-in-den-urlaub.de, ab-in-den-urlaub-deals.de oder hotelreservierung.de günstigere Hotelraten buchen können als dies bei HRS der Fall ist.

Die Geschwindigkeit, mit der HRS in den vergangenen Wochen Sympathien verspielte, ist atemberaubend. Unister kann nun clever dagegen punkten.

Am Freitag hatte das Kartellamt die Bestpreisgarantie von HRS wettbewerbsschädigend genannt und den Betreiber abgemahnt. Mit der Klausel wollte das Portal Hotels dazu verpflichten, über HRS immer den günstigsten Preis anzubieten. Wer sich nicht daran hielt, lief Gefahr, aus dem Katalog der Kölner aussortiert zu werden. Das Kartellamt sah dadurch eine Gefahr für Mitbewerber, mit den Preisen von HRS zu konkurrieren.

Maßnahmen gegen kleines Startup

Wie das etwa das neue Startup Justbook tut, das sich prompt Ärger mit HRS einhandelte. So seien einige Hotels von HRS dazu gezwungen worden, keine Angebote mehr an Justbook zu übermitteln. Das Startup begrüßt die Entscheidung des Kartellamts, das ihm nun einen leichteren Start verschafft. Unister hat ebenfalls ein eigenes Interesse an einem Verbot der „Bestpreisgarantie“. Man ist mit Angeboten wie Ab-in-den-Urlaub.de, Reisen.de, Travel.de und vor allem Hotelreservierung.de und ein direkter Mitbewerber von HRS.

Auf die Ankündigung von HRS, ab März seine Provision für vermittelte Zimmer von 13 auf 15 Prozent zu erhöhen, bezieht sich die Abmahnung des Kartellamts nicht, wie dieses ausdrücklich erklärte. Mit der Ankündigung hatte HRS den Unmut vieler Hotelverbände auf sich gezogen. Nun also höhere Provisionsforderung, Gängelung von Hoteliers, Versuch, Konkurrenten vom Markt zu drängen, Maßnahmen gegen ein kleines Startup. So richtig viel Sympathie mag derzeit nicht aufkommen, wenn man den Namen HRS hört.

(Jürgen Vielmeier, Logo: HRS)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

13 Kommentare

  • die firma, in der ich arbeite, hatte auch mal ein hotelportal am start. dieses wurde im jahr 2007 von einem anderen der top3 hotelportale so unter druck gesetzt, dass man kapitulierte. das thema scheint also nicht neu zu sein.
    aber unister tut mir nicht leid. die sind auch nicht so brav wie sie jetzt tun.

  • Ich nutze beruflich und privat trivago, dort bietet hrs in den seltensten Fällen den günstigsten Preis, idR sind das dort die unmittelbaren Angebote der einzelnen Hotelseiten.

  • Unister ist viel schlimmer. Man schaue sich nur mal die Fluege.de Bewertungen auf Ciao und co. an. Da ist Abzocke noch ein nettes Wort dafür…

  • A propos Amazon. Haben die da nicht auch eine Klausel die es den Verkäufern auf Amazon verbietet im eigenen Shop oder sonst wo günstiger zu sein? Warum ist es denn dort in Ordnung?

  • Sorry, Unister ist einer der schlimmsten Vereine, die es gibt. Wenn man sich ein bisschen in der Tourismus-Fachpresse umhört, bekommt man das kalte Grausen. Das „Holidaytest-Gütesiegel“ (erinnert irgendwie ganz zufällig an Holidaycheck, oder?) sagt schon alles: mehrmals in der zu der jeweiligen Zeit vorhandenen Variante verboten, wurde es immer ein klein wenig abgewandelt…

  • Bei Trivago wird HRS nie der Günstigste sein, die sind bei dem Preisvergleichsportal schon vor mehr als 18 Monaten ausgestiegen, wie viele andere namhafte und gute Portale auch.

    Wenn man die Presse verfolgt, scheint hier Unister seinem sehr zweifelhaften Marktverhalten treu zu bleiben, denn das Kartellamt scheint seit 2 Jahren bereits die Best-Preis-Klausel von HRS im Visier zu haben, wie kann sich Unister dann als der Weisse Ritter outen. Hier fährt einer ganz offensichtlich Trittbrett!