Showdown in Frankfurt: morgen um 11:30 Uhr wird die Deutsche Fußball Liga (DFL) im Japan Center Details zum Ausschreibungsverfahren der TV-Rechte vorstellen. Konkret bedeutet das, dass jene Rechtepakete vorgestellt werden, für die namhafte Fernsehsender Gebote abgeben können. Denn: auch in Zukunft – es geht um die Zeit ab Saison 2013/2014 – will die DFL natürlich Geld dafür sehen, wenn Livespiele oder auch nur Ausschnitte davon über die TV-Bildschirme flimmern.
Zum ersten Mal sitzen nach übereinstimmenden Medienberichten aber auch Yahoo und Google mit im Boot. Sie wollen nämlich so etwas wie eine Revolution auf dem deutschen Fernsehmarkt auslösen. Die klassische „Sportschau“ soll verschwinden und Zusammenfassungen stattdessen am frühen Abend erst einmal nur über das Internet zu sehen sein. Ein interessantes Szenario und doch wäre es zum jetzigen Zeitpunkt ein gewagter Schritt, der für viel Unmut in der Bevölkerung sorgen dürfte.
Warum? Drei Gründe möchte ich an dieser Stelle gerne näher ausführen. Grundsätzlich bleibt festzuhalten, dass ich Yahoo und Google durchaus verstehen kann. Die Fußball Bundesliga auf dem Yahoo-Portal oder bei YouTube zu zeigen, wäre für beide Unternehmen ein echter Mehrwert, geradezu ein Marketing-Coup. Und auch ich persönlich könnte damit zweifelsohne richtig gut leben. Nur: während ich wie viele von euch mit dem Internet aufgewachsen bin, mich im weltweiten Datennetz durchaus zu Hause fühle und entsprechend weiß, wo ich welche Informationen finde, gibt es eben auch noch Menschen, denen es nicht so geht.
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Es liegt mir fern, der Generation 60+ zu nahe zu treten, aber es ist wohl unbestritten, dass es für viele ältere Menschen nicht gerade komfortabel sein dürfte, die Zusammenfassungen der Bundesligaspiele am PC-Monitor, über ein Notebook oder per Tablet PC zu verfolgen. Schlicht und ergreifend weil sie mit der Bedienung überfordert sind und oft auch kein Interesse haben, daran etwas zu ändern. Zudem ist zu beachten, dass in vielen Haushalten auch heute noch ein Fernseher zur Standard-Ausstattung gehört – ein Internetzugang hingegen nicht.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, dass ein schneller DSL- oder Kabel-Internet-Anschluss Voraussetzung wäre, um die Livestream-Sendungen bei YouTube oder Yahoo überhaupt sehen zu können. Genau das ist in vielen Regionen Deutschlands aber auch heute noch Utopie. Und damit meine ich nicht einmal nur kleine Dörfer irgendwo draußen auf dem Land, sondern auch städtische Randbezirke. Klassisches Beispiel: wenn ich im Haus meiner Eltern in Münster bin, können wir bis heute keinen schnellen DSL-Anschluss nutzen. Maximal 768 Kilobit pro Sekunde sind das höchste der Gefühle. Und ich kann euch sagen: viele Internetseiten machen damit keinen Spaß, Videos schon gar nicht.
Und last but not least sollte sich die DFL daran erinnern, was sie einst mit SAT.1 erleben musste. Als die Zusammenfassungen im Jahr 2001 bei „ran“ erst um 20:15 Uhr im deutschen Free TV zu sehen waren, mutierten die Einschaltquoten zu einer mittleren Katastrophe. Bundesliga zur Prime Time? Bei Live-Spielen mag das funktionieren, aber nicht bei kurzen Zusammenfassungen. Und wenn wir uns dann überlegen, dass es eben die künftig erst ab 21:45 Uhr geben würde…
Viele Menschen ohne Internet-Erfahrung, unzählige Orte ohne Breitband-Anbindung, Bundesliga am späten Abend, die kaum jemand sehen möchte – drei Punkte, die deutlich machen, dass eine Internet-Sportschau zum jetzigen Zeitpunkt einfach zu früh käme. Wenn die DFL in den kommenden Wochen darüber entscheiden muss, an welche Unternehmen sie die TV-Rechte für den Zeitraum 2013 bis 2017 vergibt, gilt es zwar auch die finanziellen Interessen der Bundesliga-Vereine zu berücksichtigen, am Ende sollte aber auch der Fan nicht vergessen werden. Denn wenn der „seinen“ Verein kaum noch wahrnehmen kann, schießt sich die Bundesliga ein vermeidbares Eigentor und sorgt für einen massiven Imageschaden. Zusammenfassungen sollte es auch ab Mitte 2013 noch am frühen Abend im klassischen Fernsehen geben. Ob weiter bei der ARD oder bei einem Privatsender, das steht wiederum auf einem ganz anderen Blatt.
(Hayo Lücke)