Wer das Fernsehprogramm über das Internet gucken will oder muss, der findet in Zattoo eine anständige Lösung, gerade was öffentlich-rechtliche Sender angeht. In den vergangenen Jahren haben die Schweizer ihre Software auf immer mehr Plattformen veröffentlicht: Windows, Mac, Linux, iPhone, iPad, Windows Phone, Browser-Version, Mobile Web App. Seit jüngstem gibt es das Angebot via Set-Top-Box oder Smart-TV auch auf Fernsehgeräten – hilfreich für den Fall, dass man bestimmte Sender nicht empfängt.
Nur eins gab es von Zattoo bisher nicht: eine Android-App. Seltsam, wo doch laut Google-Chairman Eric Schmidt eigentlich noch in der ersten Jahreshälfte bei Entwicklern „Android first“ gelten soll. Und wo Zattoo seine anderen Apps mit immer mehr Funktionen ausstattet; die iPhone- und die iPad-App etwa mit einer Videorekorder-Funktion. Stefan Lietsch, Chefentwickler von Zattoo, hat nun in einem Blogpost erklärt, warum das so ist. Schuld seien die Fragmentierung von Android – und Flash.
Hunderte verschiedene Konfigurationen
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Lietsch schreibt, Android setze bei Video-Livestreaming bislang ausschließlich auf Flash. Das habe sich aber für Zattoo als zu ressourcenhungrig und instabil erwiesen. Nicht umsonst hätte Apple Flash nie auf seine Geräte gelassen. Auch Adobe selbst hat sich im vergangenen Jahr von Flash für mobile Geräte ab- und HTML 5 zugewandt. Bei Android sei man aber noch nicht so weit. HTTP Livestreaming werde nur von sehr wenigen Geräten unterstützt, beklagt Lietsch. Bei iOS sei das Gegenteil der Fall. Was die Fragmentierung von Android angeht, schreibt er:
Im Gegensatz zu iOS gibt es bei Android hunderte verschiedene Geräte mit jeweils unterschiedlichen Softwareversionen und Herstelleranpassungen. Mit diesem Umstand müssen alle Androidentwickler leben und solange man nichts exotisches macht, lässt sich das auch bewerkstelligen.
Aber zusammen mit dem Flash-Problem sei es für die Schweizer bis dato nicht möglich gewesen, eine funktionierende Android-App herauszubringen. Durch die Hilfe eines Partners sei man jetzt aber kurz vor dem Start einer solchen, auch wenn die erste Version der App noch nicht perfekt sein werde. Dem Vorwurf, man könnte ihn einen befangenen Apple-Fan nennen, beugt Lietsch vor: „Ich selbst bin begeisterter Android Nutzer und mir tut es am meisten weh, dass es so lange gedauert hat.“
Nachteil gegenüber Windows Phone und iOS-Systemen
Androids Schwachstelle: die zahlreichen Versionen des Systems. Die Hersteller müssen jedes Systemupdate an die verschiedenen Bildschirmgrößen, Hardwarekonfigurationen und oft noch eine eigene Oberfläche anpassen. Entwickler müssen ihre Apps für jede Version jeweils neu konfigurieren; Google will ihnen dieses Prozedere mit dem Multiple APK erleichtern, was aber das Problem der Fragmentierung nicht löst. Seit Android 4.0 Ice Cream Sandwich (ICS) und der vorgeschriebenen, einheitlichen Oberfläche „Holo“ sollten ein paar dieser Probleme der Vergangenheit angehören. Allerdings ist ICS erst auf sagenhaften 1 Prozent der Android-Geräte überhaupt installiert.
Dass Apples iPhone 3GS, iPhone 4 und iPhone 4S jeweils die gleiche Bildschirmgröße haben, dürfte sich als Vorteil erweisen. Und man versteht angesichts dieser Zahlen auch, warum Microsoft bei Windows Phone 7 auf eine Bildschirmauflösung von 800x480px besteht. Die Entwickler passen ihre App für eine Auflösung an und fertig. Will man wirklich „Android first“, wird es für Google in diesem Jahr darum gehen, der Fragmentierung weiter entgegen zu wirken. Und auch Flash sollte man langsam einmal den Rücken kehren.
(Jürgen Vielmeier, Logo: Zattoo)