Bitte sagt, dass das nicht wahr ist! Emily Davidson, du wirst dich im Grabe umdrehen! Frauen unterscheiden sich nicht hinsichtlich der Intelligenz von Männern, sollen die gleichen Rechte haben, interessieren sich für mehr als ihren Fußnagellack, für Shopping und dafür, dass die Frisur schön sitzt. Punkt. Das haltet ihr seit Jahrzehnten für bewiesen? Nun, Data Becker sieht das offenbar anders. Und ist dabei nicht alleine…
Die Überschrift oben habe ausnahmsweise mal nicht ich mir ausgedacht, sie ist der Titel eines neuen Buches der Autoin Inca Vogt, das der IT-Verlag seit kurzem verlegt: „Ladylike iPhone 4S …oder wie man mit Designernägeln unverletzt ein iPhone bespielt“. Es soll ein Leitfaden sein, um Frauen das wohl beliebteste Smartphone näher zu bringen, zu zeigen, welche Apps es gibt und wie man sein kompliziertes Beziehungsgefüge damit managt. Eine Gebrauchsanweisung für die Frau von heute, verpackt in eine Erzählung. Haben sich Männer und Frauen wirklich so sehr voneinander entfernt, ja entfremdet? Es scheint so.
Aus dem Klappentext des Buches:
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„Nachdem Inca ihren Freund mit einer anderen erwischt hat, bleibt ihr nur die Flucht nach vorne. Mit Sack und Pack und Katze Shanti zieht sie von Frankfurt ins beschauliche Dörfchen Liederpfalz. Allerdings fehlen ihr die ausgeprägten Shoppingtouren und langen Gespräche mit den besten Freundinnen. Deshalb legt sie sich einen neuen Begleiter zu: das iPhone 4S.“
Weil die Autorin genauso heißt wie die Hauptperson, muss man leicht erschreckt feststellen, dass es sich bei dem Buch um eine (halb-)autobiografische Geschichte handeln könnte. Ein Auszug (PDF):
„Hi, wer stört zur schönsten Beautyzeit“, meldet sich nach dem ersten Klingeln meine stets gut gelaunte Anna auf dem privaten Handy.
„Ich bin’s, hast du mich immer noch nicht gespeichert?“, kichere ich los. (…)
„Huhu Inca, komm rüber, wir sind gerade bei Ute auf einen Nagel- und News-Check“, höre ich Lisa aus dem Hintergrund.
Aha, klar. Es ist Freitagnachmittag. Beautyzeit in der City. (…)
„Hast du die neue InStyle da?“, fragt Ute und blättert lautstark in unserem Lieblings-Stylingguide.
Was mich auf eine Idee bringt. „Ute, ich ruf dich auf deinem iPhone an, dann können wir zusammen gucken.“
Und so weiter. Sich hübsch machen, Make-up aussuchen, Partys feiern, Diät halten, die Wohnung hübsch aufräumen. Das sind laut Inhaltsverzeichnis (PDF) die Themen, in denen es in „Ladylike iPhone 4S“ geht. Und das Smartphone hilft dabei.
Rezensenten begeistert
Versteht mich nicht falsch: Die Autorin scheint sich gut auszukennen, hat das iPhone studiert, kennt die Apps ihrer Zielgruppe. Und daran, dass ein Technikverlag es für eine vermarktbare Idee hält, separate Leitfäden für Frauen herauszubringen, ist man als Techblogger sicher nicht ganz unschuldig. Aber bei dieser Art und Weise stellen sich mir die Nackenhaare auf. Kann man Frauen nur noch mit einer Sex-and-the-City-mäßigen Geschichte für Technik begeistern? Geht es Frauen wirklich um nichts anderes mehr als Schönheitskuren und Stil-Ratgeber?
Wie reagieren Frauen auf diesen Leitfaden? Zwei Rezensionen des im Januar erschienenen Buches gibt es derzeit auf Amazon. Dort interessanterweise noch unter dem Titel „Ladylike iPhone 5“, aber das nur am Rande. Beide Rezensentinnen geben fünf von fünf Sternen. Die erste Rezensentin ist begeistert und hat noch etwas anzufügen:
Ein Tipp noch von mir, was ich im Buch nicht entdeckt habe: frau kann das iPhone flachlegen und hat dann auch eine grössere Tastatur zur Verfügung und gegen lästige Lippenstift- und Make-upspuren gibt es Folien die man aufs phone pappen kann.
Die zweite Rezensentin ist froh, dass kein Mann ihr beim Erklären des iPhones helfen musste:
LadyLike lässt mich in mein neues iPhone 4S ohne Hilfe der Männerwelt einsteigen. Super. Wann gibt’s das in dieser Form für das iPad?
Mir fehlen so ein bisschen die Worte. Frauen im Jahre 2012: Ich bin enttäuscht von euch!
(Jürgen Vielmeier, Bild: Data Becker)