Der Vorstandschef des Autobauers Daimler hat vergangene Woche einen bösen Brief bekommen:
Sehr geehrter Herr Dr. Zetsche,
gleich vorweg, um evtl. Ausfälle in den nachfolgenden Passagen erklären zu können: Wir schäumen vor Enttäuschung und Wut!
Schreibt der Deutsche Taxi- und Mietwagenverbands e.V. (PDF), der sich BZP abkürzt. Durchaus denkbar, dass Zetsche nicht selten solche Briefe bekommt. In diesem Falle aber gibt es einen konkreten Aufhänger: Daimler ist mit seiner Mietwagentochter Car2Go an einer Investitionsrunde beteiligt, die vergangene Woche 10 Millionen Euro in das Startup MyTaxi investiert hat. MyTaxi ist ein Taxiruf via Smartphone, der die Taxizentralen umgeht und direkt eine Fahrt zwischen Fahrer und Fahrgast vereinbart. Weil Car2gos Mietwagen künftig ebenfalls über die MyTaxi-App angeboten werden, brachte Daimler auch die Mietwagenindustrie gegen sich auf. MyTaxi wolle die Verbände zerstören, lautet der Vorwurf. Die Hamburger weisen die Vorwürfe weit von sich.
„Wir sehen uns als Konkurrenz gegen die Monopolstellung der Taxizentralen“, sagte mir eine Sprecherin des MyTaxi-Anbieters Intelligent Apps gerade am Telefon. Den Vorwurf der geplanten Zerstörung will sie nicht gelten lassen: „Die Taxizentralen konnten den Taxiunternehmern bislang ihre Forderungen diktieren und haben nun Angst, weil sie durch uns Konkurrenz bekommen.“ Noch heute sei in Wien und Berlin eine Gängelung der Taxifahrer durch die Zentralen gang und gäbe. Am Geschäftsprinzip von MyTaxi, die Taxizentralen zu umgehen und dadurch mit ihnen zu konkurrieren, wolle man aber nichts ändern. Der BZP formuliert es in seinem Brandbrief schärfer:
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MyTaxi ist ein Unternehmen, welches sich seit ca. zwei Jahren intensiv bemüht (und das auch keineswegs verheimlicht), die Taxizentralen mittels dieser App überflüssig zu machen.
Relativieren müsste man das dadurch, dass MyTaxi inzwischen Konkurrenz bekommen hat, die Zentralen sich also bereits zur Wehr setzen. So bezieht etwa der MyTaxi-Konkurrent Taxi.eu die Zentralen mit ein. Der BZP allerdings beklagt auch die Informationspolitik des Hauses Daimler:
Uns geht es darum, dass Car2go nunmehr erneut trotz zigfacher gegenteiliger Beteuerungen eine Zusammenarbeit unterminiert und Informationen uns gegenüber unterlässt.
Ein wenig könnte aber auch gekränkter Stolz eine Rolle spielen:
Entscheidend ist für die Branche (…), dass nun erneut ohne Absprache, ohne Information und mit eindeutig das Taxi- und Mietwagengewerbe und seinen Verband schädigenden Methoden vorgegangen wird und der BZP als erklärter Freund Ihres Hauses vor der Branche als Depp dasteht!
Junge, Junge, da ist dicke Luft! Pikant wird die Tatsache in der Tat dadurch, dass Daimler einer der wichtigsten Partner des BZP ist. Viele Taxis und auch Mietwagen sind Daimler-Fahrzeuge. Böseste Konsequenz für den Fahrzeughersteller wäre es wohl, wenn einige Landesverbände des BZP künftig auf Flotten anderer Hersteller setzten. So birgt jede Investition in die Zukunft irgendwo auch die Gefahr, alte Weggefährten zu verlieren. Bei Car2go allerdings sieht man die Taxizentralen nicht als Konkurrenz, sondern als Mitspieler. In einer Pressemeldung zur Investition in MyTaxi schreibt das Unternehmen:
Car2go und Taxigeschäft ergänzen sich besonders gut. Spontane Selbstfahrer wählen gern die weiß-blauen Stadtflitzer. Wer sich chauffieren lassen möchte, mit mehr als zwei Personen unterwegs ist oder schweres Gepäck hat, wählt dagegen eher das Taxi.
Gut möglich also, dass Daimler gar nicht damit gerechnet hat, dass der BZP nun Feuer spuckt. Vielleicht war es ihnen aber auch schlichtweg egal.
(Jürgen Vielmeier, Bild: MyTaxi)