Sky oder Liga Total? Wer die Fußball Bundesliga im Fernsehen verfolgen möchte, kann sich noch mindestens für den Rest dieser und die komplette nächste Saison zwischen dem Angebot des Pay-TV-Riesen aus München und dem IPTV-Produkt der Deutschen Telekom entscheiden. Sky steht für all jene zur Verfügung, die ihr TV-Signal per Kabelanschluss oder Satellitenschüssel empfangen, Liga Total setzt einen Entertain-Tarif von der Deutschen Telekom voraus – und ist deutlich interaktiver als das Angebot von Sky.
Ich hatte am vergangenen Samstag im Rahmen einer Pressevorführung in Köln die Gelegenheit, mir einen Überblick zu verschaffen, was Liga Total verglichen mit Sky alles anders macht. Das eigentliche TV-Signal unterscheidet sich nicht von jenem, das bei Sky zu sehen ist. Schließlich wird es von der DFL-Tochter Sportcast produziert und von Liga Total und Sky an ihre Kunden weitergeleitet. Zwischengeschaltet sind nur unterschiedliche Kommentatoren und Feld-Reporter. Und sonst? Zusätzlich liefert die Telekom diverse Programm-Extras, die direkt über die Fernbedienung des Media-Receivers abgerufen werden können.
Fan-Voting zu jedem Spiel
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Kernbotschaft ist nach eigenen Angaben, den Fan in den Mittelpunkt der TV-Übertragung zu stellen. Liga Total will seine Kunden vor allem damit begeistern, diverse interaktive Funktionen zu bieten. Über einen roten Knopf auf der Fernbedienung ist es möglich, am unteren Bildrand eine Menüleiste einzublenden, in der übersichtlich zwischen einzelnen Menüpunkten von links nach rechts navigiert werden kann. Während der Übertragung eines Fußballspiels stört diese Leiste nur wenig. Anders sieht es aus, wenn einzelne Menüpunkte tatsächlich ausgewählt werden. Denn legt sich ein transparentes Fenster mit Text-Inhalten über den Bildschirm und das Bundesliga-Duell ist nur noch schwach im Hintergrund zu erkennen.
Und trotzdem: viele der von Liga Total gewährten Sonderfunktionen bieten Fußballfans einen echten Mehrwert und sorgen dafür, dass der Konsum von Bundesligaspielen vor dem heimischen Fernseher noch mehr Spaß macht. Per Knopfdruck erscheint die Blitztabelle, es ist möglich, die Mannschaftsaufstellungen der laufenden Spiele abzurufen oder an einem Fan Voting teilzunehmen. Zu jedem Bundesliga-Spieltag und zu jedem einzelnen Match werden von der Liga-Total-Redaktion Fragen zusammengestellt, die sich über die Fernbedienung (oder über das Internet) beantworten lassen. Man kann nun darüber streiten, ob man so etwas braucht oder nicht. Mich lenkt es während eines Spiels auf dem Fernseher eigentlich eher ab. Trotzdem haben am 18. Spieltag nach Angaben der Telekom rund 10.000 Personen am Fan-Voting teilgenommen. Nette Marketing-Idee: wer viele Fragen beantwortet, hat die Chance Eintrittskarten für Bundesligaspiele zu gewinnen.
Nicht relevante Spiele werden einfach ausgeblendet
Zum ersten Mal konnte ich mir am Wochenende auch die persönliche Konferenz anschauen. Finden mehrere Spiele parallel statt, hat man bei Liga Total die Möglichkeit, auszuwählen, welche Spiele in einer Konferenzschaltung gezeigt werden sollen. Spiele, die nicht von Relevanz oder persönlichem Interesse sind, werden vom Media Receiver einfach nicht beachtet und selbst dann ausgeblendet, wenn dort ein Tor fällt. Praktisch auch: es besteht die Möglichkeit, ein Hauptspiel auszuwählen, das dauerhaft gezeigt wird. Wenn in einem anderen Spiel eine wichtige Szene zu beobachten ist, erscheint am linken unteren Bildrand ein zusätzliches Programmfenster. Anders als bei der Konferenzschaltung von Sky läuft der Live-Kommentar aber weiter. Auf Wunsch ist es auch möglich, zum eingeblendeten Spiel zu wechseln, um zum Beispiel das gefallene Tor im Großbild zu betrachten. Ist die Szene mit allen Wiederholungen abgeschlossen, erfolgt ein automatischer Wechsel zurück zum Hauptspiel.
Mit am meisten Spaß macht mir persönlich aber die Highlight-Funktion. Schon während der übertragenen Livespiele ist es möglich, Höhepunkte der Partien per Video on Demand (VoD) abzuspielen. Dazu zählen nicht nur Tore und Platzverweise, sondern auch Großchancen, die vergeben wurden. Nachteil bei der ganzen Sache: die VoD-Sequenzen haben eine deutlich schwächere Auflösung und es kommt immer wieder zu massiven (!) Bildfehlern. Nach Angaben von Michael Roedel, der bei der Telekom für das Sportmarketing verantwortlich ist, liegt das schlicht und ergreifend an einem Encoding-Problem: der Telekom sei es momentan wichtiger, Höhepunkte möglichst schnell präsentieren zu können. Dadurch komme es noch zu Einbußen bei der Qualität. Man befinde sich aber in einem ständigen Prozess, auch die Bildqualität der Highlight-Videos zu verbessern.
Massive Bildfehler als Kinderkrankheit
Ärgerlich kann übrigens auch sein, wenn sich der Telekom-Media-Receiver während eines Bundesligaspiels neu startet. Das passiert zwar nur in Ausnahmefällen (natürlich ausgerechnet auch bei der Präsentation in Köln), dauert dann aber gleich mehrere Minuten. Und was alles in wenigen Minuten passieren kann, wissen wir Fußballfans ja alle. Ich erinnere in diesem Zusammenhang nur an das Champions League Finale zwischen Manchester United und Bayern München aus dem Jahr 1999.
Nachfolgend habe ich euch mal ein paar Fotos zusammengestellt, über die ihr einen kleinen Eindruck bekommt, welche interaktiven Sequenzen bei Liga Total so möglich sind:
Übrigens: es ist noch völlig unklar, wo wir die Bundesliga in Zukunft im TV sehen können. Wie einige von euch wissen, läuft momentan die Ausschreibung zur Vergabe der TV-Rechte ab der Saison 2013/2014. Die DFL hat Interessenten aufgefordert, Gebote abzugeben und auch die Telekom muss in diesem Zusammenhang ein Angebot dazu machen, was sie bereit ist, in Zukunft für Live-Spiele der Fußball Bundesliga zu zahlen. Das Problem an der ganzen Sache: auch Vodafone hat Interesse an den Bundesliga-Rechten signalisiert und selbst aus Kreisen von Sky sickerte durch, dass ein Gebot für die IPTV-Rechte abgegeben werden soll – schon allein um die Konkurrenz auszubremsen.
Flächendeckende Web-Sportschau scheitert an zu schwachen Netzen
Die DFL muss sich in den kommenden Wochen entscheiden, was sie tut: akzeptiert sie ein möglicherweise höheres Gebot eines Telekom-Konkurrenten oder setzt sie auf ein inzwischen am Markt etabliertes Produkt, das schon von rund 250.000 Kunden genutzt wird? Dass es nicht unbedingt von Vorteil ist, einem neuen Anbieter das Vertrauen zu schenken, hat die DFL bereits schmerzhaft miterleben müssen. Arena wollte die Bundesliga mit einem Dumpingpreis in die deutschen Wohnzimmer bringen, ist aber ziemlich eindrucksvoll gescheitert.
Am Ende dürfte es für alle Beteiligten wohl am sinnvollsten sein, die Livespiele weiter von Sky und Liga Total übertragen zu lassen. Überlegen sollte man sich bei der DFL allerdings, was man mit den Livespiel-Übertragungen im Internet macht. Die verkümmern bei Sky nämlich – auch aufgrund hoher Preise. Auf einem völlig anderen Blatt steht hingegen, wo in Zukunft die Zusammenfassungen von Bundesligaspielen am Abend laufen sollen. Hier bekunden auch Internetportale wie Yahoo und Google (über YouTube) Interesse, um eine Art Web-Sportschau zeigen zu dürfen. Nachteil eines solchen Angebots: es wäre nur mit einem schnellen Internetanschluss zu sehen und den gibt es in Deutschland einfach noch nicht flächendeckend. Die DFL müsste sich auf viele böse Kommentare in sozialen Netzwerken und vermutlich ebenso wenig erfreuliche Schmähgesänge in den Bundesligastadien der Republik einstellen.
Im Free-TV erst um 21:45 Uhr?
Und noch etwas bereitet vielen Menschen (und Sponsoren) hierzulande Kopfschmerzen: die Bundesliga im klassischen Free-TV erst am späten Abend sehen zu können. Das wäre nämlich eine weitere Konsequenz, sollte die DFL sich für eine priorisierte Zusammenfassung im Internet entscheiden. Die Zweitverwertung von ARD oder einem Privatsender dürfte erst frühestens um 21:45 Uhr anlaufen. Ein Tiefschlag für alle deutschen Fußballfans und vor allem für ältere Menschen, die nicht eng mit dem Internet verbunden sind.
Letztlich bleibt uns aber nur eines: abwarten und Tee trinken. Denn die finale Entscheidung der DFL wird am Ende vor allem eines beeinflussen: Geld. Wer bereit ist, viel (mehr) für die TV-Rechte der Bundesliga zu zahlen, wird am Ende den Zuschlag erhalten. Lassen wir uns überraschen, was dabei rumkommen wird. Spätestens im zweiten Quartal dieses Jahres wissen wir nach derzeitigem Stand der Dinge mehr.
(Hayo Lücke)