Kaum einem unter euch dürfte das deutsche Startup MyTaxi nichts sagen, so viel, wie in den vergangenen Monaten darüber geschrieben wurde. MyTaxi ist eine Smartphone-App, mit der man mit einem Knopfdruck ein Taxi bestellen kann. Damit umgeht man Taxizentralen, was den Fahrern in vielen Fällen einen Vorteil bietet. Der Automobilfertiger Daimler ist jetzt an einer Investitionsrunde beteiligt, die weitere 10 Millionen Euro Kapital an den MyTaxi-Anbieter Intelligent Apps überweist. Daimler erwibt damit einen Minderheitsanteil am Unternehmen. Und das überrascht höchstens auf den ersten Blick: Man will zusehen, auf dem mobilen Markt der Zukunft eine Rolle zu spielen.
Man könnte ja annehmen, Daimler schneide sich dabei ins eigene Fleisch. „Die Leute sollen gefälligst unsere Autos kaufen und sonst nichts“, war lange die Devise der Autobauer. Dass das in Zeiten stagnierender Löhne und eines boomenden Niedriglohnsektors aber nicht jeder tut, zeigen die Absatzzahlen in den letzten Jahren. Wer als Automobilhersteller in Zukunft also noch eine Rolle spielen will, muss Schwellenmärkte ansteuern. Und wer das bereits getan hat, dem bleibt nur noch, die Zukunft zu umarmen. Gezwungene Innovation könnte man das nennen.
Telekom eher geschäftsfremd
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Daimler ist hier bereits seit geraumer Zeit in einigen Städten mit dem Mietwagenprojekt Car2Go unterwegs. Hier kann man Daimler-Autos buchen, die an mehreren Standorten teilnehmender Städte wie Düsseldorf abgestellt sind, und sie gegen eine Gebühr nutzen. Daimler nimmt damit Geld auch von solchen Kunden ein, die sich kein eigenes Auto kaufen können oder wollen. Gleichzeitig wirbt man für seine Flotte. Von der Investition in MyTaxi hat man noch einen nicht zu unterschätzenden, weiteren Vorteil: Die App wird künftig mit Car2Go verknüpft. Wer sonstwo gestrandet ist und sich eigentlich ein Taxi kommen lassen will, kann mit der MyTaxi-App also künftig auch überprüfen, ob sich ein Mietwagen in der Nähe befindet. Für MyTaxi egal: Man nimmt auf beide Weise Geld ein.
Die Telekom, die mit ihrem Digitalinvestor T-Venture MyTaxi ebenfalls und erneut Geld zuschießt, begibt sich bei ihrer Investition schon auf eher geschäftsfremdes Terrain. Vorteile hat man angesichts aktueller Haupteinnahmequellen eigentlich nur davon, dass man in ein aufstrebendes Unternehmen investiert. Als weiterer Investor ist Xing-Gründer Lars Hinrichs über seinen Inkubator HackFwd mit an der jüngsten Investitionsrunde beteiligt.
Umkämpfter Millionenmarkt
MyTaxi hat allerdings nicht nur Freunde. Taxizentralen werden beim Ruf eines Taxis umgangen und ärgern sich deswegen vielerorts über den neuen Dienst. Im österreichischen Wien etwa prüft die Taxizentrale eine Klage. Und auch der US-Nebenbuhler von MyTaxi, Uber, kämpft auf dem heimischen Markt mit den Gegebenheiten vor Ort. Der Konkurrent Taxi.eu ist einen anderen Weg gegangen und hat die Taxizentralen in einer ähnlichen App am Service involviert. Man mag das als nachhaltigeren Weg bezeichnen. Allerdings fielen MyTaxi-feindliche Kommentare in einigen Blogs (wie hier) etwas zu offensichtlich auf Taxi.eu zurück. Martin Weigert von Netzwertig deckte das kürzlich auf, ohne Taxi.eu beim Namen zu nennen.
Der weltweite Taximarkt ist ein hart umkämpfter Millionenmarkt, und die Kombination mit Car2Go zeigt, dass das Geschäft noch viel weiter greift. Ziel in der Zukunft ist eine allumfassende Verkehrsmittelwahl. Ob Roller, Segway, Rad, Taxi, Mietwagen, Carsharing, Mitfahrzentrale, Nah- und Fernverkehr, Linienbus oder Flugzeug. Die Zukunft besteht aus einem Verkehrsmittelmix, der uns etwas für die passende Gelegenheit anbietet, egal, wo wir gerade stehen. Wer von den etablierten KFZ-Herstellern oder Verkehrsbetrieben clever ist, mischt in diesem Rennen frühzeitig mit.
(Jürgen Vielmeier, Bild: MyTaxi)