Es gibt Tage, da kämpft das ganze Web für die Freiheit des Internets. Und hat damit Erfolg. Auch wenn der Kampf noch nicht ausgestanden ist: Die SOPA-Front bröckelt, einstige Befürworter des Gesetzes ziehen sich zurück. Ein paar Zahlen zu einer der größten Aktionen für die Freiheit des Netzes am gestrigen SOPA Blackout Day:
- Laut der „Los Angeles Times“ unterzeichneten gestern nicht weniger als 4,5 Millionen Menschen eine Petition gegen SOPA.
- Die politische Stiftung Avaaz meldet seit dem Start einer vergleichbaren Aktion im November vor allem gestern immerhin 1,6 Millionen Unterschriften für eine Petition gegen SOPA.
- Die beiden Aktionsportale SOPAStrike und AmericanCensorship haben nach eigenen Angaben Menschen zu 350.000 E-Mails an Kongressabgeordnete mobilisiert.
- 25.000 WordPress-Blogger haben ihre Seite über ein Plugin gestern komplett verdunkelt, 12.500 ein Stop-Censorship-Symbol eingebunden.
- Über 7.000 mehr oder weniger bekannte Websites haben sich gestern an Blackout-Aktionen beteiligt.
- Twitter selbst verkündet, dass zwischen Mitternacht und 16 Uhr nachmittags New Yorker Zeit gestern mehr als 2,4 Millionen Tweets mit dem Hashtag #SOPA verschickt wurden. Hochgerechnet dürften damit gestern gut 4 Millionen Tweets mit dem Hashtag gesendet worden sein, wenn man annimmt, dass die Menschen abends deutlich mehr twittern als in den frühen Morgenstunden.
- Obwohl geschwärzt, verzeichnete die englischsprachige Wikipedia gestern ein höheres Besucheraufkommen als an regulären Tagen. Der einzige Beitrag, der über den herkömmlichen Weg erreichbar war, war der Artikel des Tages über den englischen Singer-Songwriter Nick Drake.
- Etwas enttäuschend bei all dem: Die offizielle Facebook-Seite „Against the Stop Online Piracy Act“ gefällt bis heute nur rund 75.000 Menschen.
- Heimlicher Held der Anti-SOPA-Bewegung wurde Facebook-Gründer Mark Zuckerberg. Seine Statusmeldung gegen SOPA mögen inzwischen innerhalb von nur 18 Stunden 478.000 Nutzer; sie wurde 90.000 Mal geteilt. Selbst auf Twitter veröffentlichte Zuckerberg seinen ersten Tweet seit März 2009.
- Lustige Randanekdote: Die Piratenpartei kündigte am Vortag an, die eigene Website den ganzen Tag lang schwarz zu schalten, verpennte dann aber den Protest bis zum späten Vormittag. Die Süddeutsche fand’s lustig – die Piraten selber auch.
Hat all der Protest eigentlich was genutzt? Klare Antwort: ja! Zahlreiche Medien melden, dass nun einige US-Kongressabgeordnete umschwenken oder zumindest Nachbesserungen am Gesetzesentwurf verlangen. Nach und nach knickten gestern immer mehr von ihnen ein. Der „Business Insider“ spricht von 26 neuen Abgeordneten, die SOPA ablehnen; 7 davon waren zuvor SOPA-Berfürworter, der Rest war unentschlossen.
Um jetzt auf Nummer Sicher zu gehen, hat sich die Aktion „We the Lobby“ gegründet, die bis Mitte Februar 10.000 US-Dollar über eine Crowdfunding-Website sammeln will. 6.000 Dollar sind bereits zusammengekommen. Die Gruppe will mit dem Geld einen Lobbyisten anheuern – um die Abgeordneten in einer Sprache zu erreichen, die sie verstehen.
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(Jürgen Vielmeier)
Das gleiche jetzt noch bei uns durchziehen (ACTA) und wir hätten ein Problem weniger.
ACTA kommt ebenfalls aus den USA und gehört eigentlich in die gleiche Schublade wie SOPA. Sie ist allerdings nicht direkt als Gefahr für’s Internet erkennbar, da es primär, schon alleine vom Wortlaut her, um physische Fälschungen geht.
Das Ganze wird eh kommen, das ist doch ne bekannte Taktik. Erst vorpreschen um die Idee in den Raum zu werfen und dann langsam einführen.
Was aber doch das Wichtigste ist: Man kann die Leute auch heute noch politisieren, nur sind dazu eben andere Mittel nötig als früher. Jedenfalls wird es interessant, weiter zu verfolgen, ob genügend Abgeordnete einknicken und dauerhaft ihre Meinung ändern oder nicht.
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