Updates im Text
Das Angebot des Musikdienstes Grooveshark ist heute in Deutschland nicht mehr zu erreichen. Das hat nichts mit SOPA zu tun, sondern nach Auskunft der Betreiber mit zu hohen Betriebskosten. Schuld sei die GEMA, und wenn man das beklagen wolle, solle man eine höfliche Nachricht dorthin schicken, heißt es derzeit auf der Grooveshark-Website. Die dort angegebene Adresse und Telefonnummer verweist – etwas überraschend, weil nicht näher gekennzeichnet – ebenfalls auf die GEMA.
Eine GEMA-Sprecherin, die ich unter dieser Nummer erreichte, konnte zur Zeit keine Auskunft über das Thema geben, kündigte aber eine Stellungnahme in Bälde an.
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[2. Update] Wie Netzwertig.com in einem Update ergänzt, ist Grooveshark-Betreiber Escape Media Group eine Kooperation mit Simfy eingegangen. Das erklärt den Link zu Simfy auf der Grooveshark-Startseite, aber nicht den GEMA-feindlichen Ton. [/Update]
[3. Update] Simfy-Pressesprecher Marcus von Husen sagte mir gerade am Telefon, mit der Erklärung auf der Grooveshark-Startseite habe man nichts zu tun. Eine Kooperation bestehe aber in der Tat. Die betreffe jedoch nur die Empfehlung Simfys von der Grooveshark-Startseite aus. Simfy übernimmt Grooveshark nicht und auch die Abschaltung des Grooveshark-Angebots in Deutschland habe nicht direkt etwas mit der Kooperation zu tun. Hier die Presse-Erklärung von Simfy. [/Update]
Meine größte Überraschung: Grooveshark hatte einen Vertrag mit der GEMA? Bislang war wenig darüber bekannt, wie der semi-legale Musikstreaming-Service eigentlich operiert. Klar ist zumindest, dass inzwischen alle Major Labels gegen den Betreiber klagen, der sich in der Vergangenheit eher wenig um Rechte geschert hatte.
[4. Update] Und wenn man die GEMA fragt, dann hatte man das bis heute nicht. In einer Stellungnahme weist die GEMA darauf hin, dass Grooveshark noch nie einen Vertrag mit der GEMA hatte. Auch Verhandlungen habe es nie gegeben. Es habe noch nicht einmal irgend eine Form des Kontaktes gegeben. Aber die GEMA verantwortlich zu machen, zieht offenbar immer. [/Update]
Legal war bislang selten ein Thema für Grooveshark
Möglicherweise hatte Grooveshark in Deutschland einen ähnlichen Vertrag zum kostenlosen, werbefinanzierten Musikstreaming wie Tape.TV oder Simfy. Auf letzteren verweisen Grooveshark in ihrer Stellungnahme und raten ihren Nutzern, dorthin zu wechseln. Im Dezember hatte die GEMA neue Tarife für werbefinanzierte Musikdienste eingeführt, die vom Simfy-Chef Gerrit Schumann als zu hoch kritisiert wurden. Das dürfte einer der Gründe sein, warum Simfy sein vormals unbegrenztes Kostenlosangebot inzwischen deutlich zurückgefahren hat: Es gibt nurmehr nur noch 5 Freistunden im Monat, wobei Songs von einigen Labels nur noch in 30-sekündigen Ausschnitten zu hören sind. Schumann sagte dazu Ende Dezember:
„Mit den neuen veröffentlichten Tarifen für werbefinanziertes Streaming sind wir nicht zufrieden. Wir glauben nicht, dass sich auf dieser Grundlage werbefinanziertes Streaming (legal) langfristig realisieren lässt.“
Genau das ist aber der Punkt: Denn ob legal oder nicht, schien für die Grooveshark-Betreiber bislang eher nebensächlich zu sein. Hatte man tatsächlich einen Vertrag mit der GEMA oder wurde man jetzt erst dazu gezwungen, einen abzuschließen? Und gibt es vielleicht auch andere Gründe für eine finanzielle Schieflage? Denn immerhin entsteht durch die Klagen der Musikindustrie in Form von Anwaltskosten ein weiterer hoher Posten für die Betreiber.
Schade um das Angebot
Im Dezember erst hatte die GEMA neuen Tarife für Kostenlosnutzung von einer Pauschalabgabe auf eine Per-Play-Rate umgestellt. Bei intensiver Nutzung würden dabei 0,31 Cent oder 0,6 Cent je gestreamtem Song fällig. Auf meine Nachfrage bei Simfy, welche Preise für die Betreiber wirtschaftlich seien, erhielt ich von Schumann kurz vor Weihnachten die Antwort: „Eine Per-Play-Rate von 0,15 Cent bis 0,20 Cent wäre im internationalen Vergleich angemessen.“
Sah es zunächst so aus, als würden die Rechteverwerter Musikstreaming-Diensten insgesamt entgegen kommen, könnte das möglicherweise nur für Bezahlangebote gegolten haben, die derzeit wie Pilze aus dem Boden schießen. Kostenloses Musikstreaming, werbefinanziert und legal, scheint ein schwieriges Unterfangen zu sein. Auch für den neuen Dienst Rdio, der angekündigt hatte, ein solches Angebot aufbauen zu wollen.
Für registrierte Nutzer ist Grooveshark noch zu erreichen. Sie werden gebeten, ihre Musik zu exportieren. Was den Dienst selbst anbelangt: Schade drum. Denn technisch gesehen hat mir Grooveshark immer am meisten Spaß gemacht: Ohne Registrierung auf die Seite, die gewünschte Musik suchen und fertig. Temporär gibt es Workarounds wie die Browsererweiterung Stealthy. Langfristig aber dürfte das der Anfang vom Ende des Angebots gewesen sein.
(Jürgen Vielmeier)