Das wird alles mal wieder verändern. Nachdrücklich. Endgültig. So liest man es derzeit fast allerorten. Ich persönliche schaffe es gerade nicht, Überraschung oder sonderliches Interesse zu heucheln: Google hat den Algorithmus zunächst der englischsprachigen Websuche überarbeitet und stärker mit dem eigenen Social Network Google Plus verzahnt. Ausgerollt wird der neue Service ab sofort. Und nicht wenige nennen das gerade einen Frontalangriff auf Facebook.
Ich weiß ja nicht. Klar muss man sowas schreiben, um im heutigen Online-Medienzirkus überhaupt noch gehört zu werden. Aber wenn das ein Frontalangriff war, dann bestanden die Waffen hier aus Blumenketten und Peace-Symbolen. Unaufgeregt hat Google die Suche vorgestellt und vor allem: schrittweise. Schon seit Wochen bekomme ich in meiner Suche Empfehlungen unter Artikeln, die geplusst wurden. Und eine soziale Suche, die auf Empfehlungen von Freunden basiert, dingt Google uns immer wieder mit ähnlichen Suchbeispielen an. Und das bereits seit Monaten, ach, was sag ich: Jahren. Neu ist, dass die Social Search offenbar endlich einmal vernünftig umgesetzt wird. Und das ist doch mal ein Schritt in die richtige Richtung – mehr aber auch nicht.
Ihr werdet den Aus-Knopf lieben lernen
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Besteht jetzt nicht die Gefahr, dass wir uns nur noch in unserem eigenen Dunstkreis drehen und dadurch nichts Neues mehr entdecken? Klare Antwort: Nein, das ist keine Gefahr. Zum einen tun wir das doch ohnehin schon längst in unseren Netzwerken. Zum anderen lässt sich die soziale Suche mit einem einfachen Knopfdruck ausschalten. Und ich verspreche euch: Diesen Button werdet ihr noch häufig benutzen.
Ansonsten? Wird man damit leben können. Die große Frage ist nämlich, ob wir auf soziale Suche langfristig überhaupt Bock haben. In jedem unserer Netzwerke und jetzt also auch noch in der wichtigsten Suchmaschine dröhnen uns unsere Mehr-oder-weniger-Freunde minütlich mit ihrem Zeug zu. Ein Abschaltknopf musste her und den hat Google dankenswerterweise gleich mit eingeführt. Und die anderen? Facebook hütete sich bislang davor, das Thema Suche zu ernst anzugehen – und fährt trotzdem wunderbar damit. Es rauscht ja auch so genug durch. Und auch Twitter hatte einst seine Suche in den Vordergrund gestellt und sie wenig später in die hinterste Bank strafversetzt. Soziale Suche? Ist ein schönes, an- und abschaltbares Extra, aber nichts, was irgendetwas groß verändern wird.
(Jürgen Vielmeier)