Nachdem dann heute mit Rdio der inzwischen siebte legale Musikabodienst in Deutschland seinen Start angekündigt hat, lässt sich langsam zusammenfassen: Das Problem ist gelöst. Kostenlos ist zwar vorbei, aber für rund 5 Euro auf dem Desktop und etwa 10 Euro auf dem Smartphone bekommt man heute seine 10 bis 15 Millionen Songs, legal, so viele Songs sooft man will. Die Musikindustrie freut sich bereits, dass sie mit der Devise „Besitz ist tot“ ein Modell für die Zukunft gefunden hat. Das Angebot gefällt nicht jedem Kunden, und es birgt Nachteile. Aber allein die Existenz dieser Dienste ist ein Meilenstein.
Denn bloß vor einem Jahr hatte die Industrie sowohl hier als auch auf der anderen Seite des Großen Teichs noch große Bedenken gegen Musikabos. Napster und Simfy als erste Anbieter in Deutschland wurden geduldet, aber nicht gerade geherzt. Erst nach und nach gab ein Label nach dem anderen seine Vorbehalte auf. Und auch die Modelle wurden für die Anbieter wirtschaftlicher, weil Labels und Rechteverwerter ihnen preislich entgegen kamen. Das ist der eigentliche Grund für die Invasion der Dienste. Wenn Besitz aber wirklich tot ist, was ist dann mit anderem Content, allen voran Spielfilmen und TV-Serien?
Filmflatrates sind da, Angebote aber noch mau
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Das Problem bleibt die Verwertungskette, heißt es in Branchenkreisen. Streamingrechte für das Internet haben bislang die niedrigste Priorität, noch nach dem Kino-, DVD-, Pay-TV- und Free-TV-Start. Hier zeigen sich die Studios als Rechteverwerter bislang eher unnachgiebig. Aber es kommt zumindest langsam Bewegung in die Sache.
Nahezu alle Online-Video-Anbieter in Deutschland haben in diesem Jahr ein kostenpflichtiges Flatrate-Angebot nach dem Vorbild von Netflix oder Hulu eingeführt. Hier erhält man teilweise gute Serien und Filme und kann unbegrenzt schauen. Die Inhalte werden dadurch nicht jünger; es bleibt zumeist beim Ende der Verwertungskette. Aber allein die Existenz solcher Flatrates schien vor einem Jahr noch in weiter Ferne.
Studios erscheinen gesprächsbereit
Dementsprechend prüfen Hulu und Netflix, die Vorbilder aus den USA, einen baldigen Start in Deutschland. Sie werden anfangs nicht mit dem Angebot aus Nordamerika mithalten können. Schon ihre Präsenz wird aber Bewegung in die Verhandlungen mit den Rechte-Inhabern bringen. Das wird im kommenden Jahr geschehen.
Lovefilm, Amazons auch in Deutschland aktive Filmtochter, hat zumindest drüben im Vereinigten Königreich (UK) kürzlich zwei wichtige Deals geschlossen: die Streaming-Rechte von Sony Pictures und Warner Bros für Filme wie „The Social Network“ respektive „The Dark Knight“. Nebenbuhler Netflix hat sich auf der Insel mit Miramax, Lionsgate und MGM geeinigt. Das hat deutlich länger gedauert als in den USA, aber immerhin: Die Studios sind bereit für Streaming. Auch Rdio-Schwester Vdio will in Kürze in UK mit einem umfassenden Filmangebot starten. Ein Start in Deutschland dürfte eigentlich nur noch eine Frage der Zeit sein.
Vorboten einer Videoflatrate
Im Sommer staunte ich nicht schlecht, als ich auf der Suche nach neuen Serien die komplette 1. Staffel der US-Erfolgsserie „Boardwalk Empire“ auf iTunes fand. Kostenpflichtig zwar, aber immerhin noch weit vor einem DVD- oder TV-Start. Inzwischen ist dort selbst die 2. Staffel erhältlich, während die 1. erst im Februar 2012 in Deutschland als DVD erscheinen soll. Ähnliches mit der 4. Staffel von Breaking Bad, für die ein Erscheinungstermin auf DVD noch nicht einmal feststeht. Apple muss die übliche Verwertungskette irgendwie umgangen sein.
Vielleicht sind das die Vorboten dessen, was in Bälde kommen wird. Wie so oft muss wohl auch hier wieder ein Anbieter voranschreiten, der rechtliche Konsequenzen nicht scheut und die Studios zum Umdenken zwingt. Bis in der langen Verwertungskette einer nach dem anderen umfällt und den Weg für eine weitere Invasion ebnet: die der Videoabos. Drauf wetten würde ich zwar nicht, aber ich bin optimistisch, dass das im nächsten Jahr kommen wird und wir schon Ende 2012 auf heute schauen und uns fragen werden: „War das wirklich mal ein Problem?“.
(Jürgen Vielmeier)