Apps sind ein inflationärer Begriff geworden. Kaum ein Technikanbieter, der heute keinen eigenen App-Store hätte, kaum ein Content-Anbieter, der nicht eine eigene App auf den Markt werfen und das stolz in die Welt hinausposaunen würde. Während Apps für mobile Geräte ein unverzichtbarer Begleiter geworden sind, hat sich Facebook als App-Plattform einen berühmt-berüchtigten Ruf erarbeitet. Am Beispiel Spotify zeigt sich hingegen, dass eine App-Plattform notwendig ist.
Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Die große Mehrheit der Bevölkerung kauft ihre Musik nach wie vor auf CD, weiß gar nicht, welche anderen Möglichkeiten es überhaupt gibt. Und auf der anderen Seite kritisiert Nico Lumma, dass sich der deutsche Streaming-Anbieter Simfy nicht schnell genug für Apps geöffnet hätte. Tatsache ist, dass Simfy sich in der Tat warm anziehen muss, wenn Spotify demnächst auf den deutschen Markt kommt. Mit der neuen App-Plattform sind die Schweden den Kölnern einen großen Schritt voraus.
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Spotify wird sich aussuchen, welche Apps auf die Plattform dürfen und welche nicht. Damit umgeht man den Fehler, den Facebook gemacht hat, als es sich jeder Wald- und Wiesen-App geöffnet hatte. Die ersten Apps, die Spotify vorgestellt hat, ergänzen das Programm des Streaming-Anbieters um durchaus nützliche, soziale Tools.
Die App des Musikmagazins „Rolling Stone“ etwa stellt Rezensionen und Bestenlisten vor, die sich die Spotify-Nutzer gleich anhören können. Pitchfork bespricht dort neue Alben – Spotify-Nutzer können sie ihrer Playlist hinzufügen. TuneWiki zeigt die Texte der Songs an, die gerade laufen. Songkick zeigt an, wann der Künstler, den man gerade hört, in der Nähe auf einem Konzert zu bewundern ist. (Für mich eine echte Killer-App.) Bislang zielt die Mehrzahl der integrierbaren Anwendungen darauf ab, den Nutzern neue Musik zu empfehlen. Aber jeder der will, kann seine eigene App auf Basis von HTML 5 programmieren. Ähnlich wie Apple überprüft Spotify die App, bevor sie auf den Marktplatz darf.
Last.fm zur bloßen App degradiert
Eine beeindruckende Wachablösung übrigens: Auch Last.fm findet sich dort als App. Das personalisierte Online-Radio war vor wenigen Jahren noch eins der hippsten Startups überhaupt, fällt inzwischen aber nur noch unter ferner liefen. Spotify hat ihm den Rang abgelaufen und kann sich jetzt als übergeordnete Instanz präsentieren, für die der Pionier die Aufräumarbeit macht. Last.fm hat sich in all den Jahren kaum weiter entwickelt und spielt deswegen jetzt nur noch diese untergeordnete Rolle. Und Simfy muss zusehen, dass ihnen nicht das gleiche Schicksal blüht, wie einst StudiVZ, die vom großen Bruder Facebook aufgefressen wurden.
Deswegen: Eine App-Plattform lohnt sich nicht immer und für jeden. Xing etwa hat schlechte Erfahrungen damit gesammelt und inzwischen sein eigenes App-Angebot wieder eingestellt. Im Falle von Spotify ist es der richtige Schritt. Der Katalog von 15 Millionen Songs steht den Nutzern ohnehin schon zur Verfügung. Nun erhalten sie auch die Mittel dazu, ihn besser zu nutzen und auf neue Musik aufmerksam zu werden. Spotify könnte als großer Sieger unter den Musikmietmodellen hervorgehen. Unterdessen kauft sich die große Masse da draußen weiterhin CDs.
(Jürgen Vielmeier, Illustration: Spotify)