Das Autorenportal Suite101 wird sein deutsches Büro in Berlin auflösen. Die 12 Redakteure werden ihren Job verlieren. Als ich gerade in Berlin anrief, war dort Koordinatorin Susanne Schick am Apparat, die das Büro zuletzt mit einer Kollegin der französischen Suite101 geteilt hatte. Die Redakteure hatten von zuhause aus gearbeitet. Der bisherige Geschäftsführer Peter Berger erklärte das Ende des Abenteuers und seinen Rückzug aus privaten Gründen. Er sitzt ebenso am Stammsitz der Muttergesellschaft im kanadischen Vancouver wie sein Nachfolger Michael Kedda. Von dort aus soll das Projekt weitergeführt werden. Die Beiträge, die von freien Autoren geschrieben werden, werden aber nun nicht mehr redaktionell bearbeitet. Das dürfte dem Projekt einen Qualitätsverlust bescheren.
Berger erklärte in einem Blogpost, der Traffic der Seite sei durch Googles Panda-Update gesunken. Da die Einnahmen der Seite eng mit der Verlinkung bei Google verknüpft seien, habe es hier zuletzt starke Einbußen gegeben. Er verweist auf Quantcast, wo die Statistik in den letzten Monaten tatsächlich kontinuierlich nach unten geht.
Ein paar Euro im Monat trotz guter Google-Platzierung
Einen besonders großen Knick scheint es gerade ab Oktober für die US-Seite von Suite101 zu geben. Dem Projekt könnte also allgemein in Kürze die Puste ausgehen. Berger erhebt keine Vorwürfe gegenüber Google, er dankt den über 3.000 deutschsprachigen Autoren, die in den drei Jahren seit dem Start über 70.000 Artikel verfasst hätten. Aber es liest sich tatsächlich als einziger Grund, der dem Projekt das Ende bereitet hat.
Und das ist teilweise schade, zumal Suite101 nicht zu den klassischen Contentfarmen zu zählen scheint. Man findet durchaus einige gute Beiträge dort, die im Stile einer Online-Redaktion mit verhältnismäßig wenig Werbung angezeigt werden. Am ehesten erinnert mich das Projekt an die Readers Edition. Ein paar kritische Worte müssen trotzdem erlaubt sein: Autoren, die für das Portal geschrieben haben, berichten von monatlichen Einnahmen meist im zweistelligen Bereich. Das mag ein ganz nettes Zubrot sein, aber nichts, wovon jemand leben könnte. Der Vorteil des Projekts sollte ironischerweise die gute Suchmaschinenoptimierung sein, die es Autoren offenbar ermöglicht hat, dass ihre Beiträge bei Google schnell gefunden wurden.
Und da wirken die wenigen Euro, die man damit verdienen konnte, in der Tat ein wenig tragisch. Kann man mehr als ein paar Euro also mit seinen Texten nicht machen, selbst wenn sie bei Google gut platziert sind? Dann ist es vielleicht immer noch die beste Idee, sein eigenes Blog zu eröffnen und seinen Namen zur Marke zu machen, auch wenn das natürlich nicht einfach ist. Contentportale abseits der Mainstream-Medien scheinen es in Deutschland nicht zu schaffen. Vielleicht, weil es einfach zu viele Menschen gibt, die mit Schreiben ihr Geld verdienen wollen?
(Jürgen Vielmeier)