Als Google Street View vor einem Jahr startete, habe ich mich ehrlich gefreut. Zumindest so lange, bis sich herausstellte, dass mein eigenes Wohnhaus verpixelt wurde. Wer dafür verantwortlich ist, sollte nie geklärt werden. Die Nachbarin, die ich zuerst im Verdacht hatte, war es nicht und der Vermieter angeblich ebenso wenig wie der Hausbesitzer. Wir werden es wohl nie erfahren, und niemand wird unsere – vor nicht all zu langer Zeit erst neu bemalte – Fassade online zu sehen bekommen.
Schade eigentlich, denn ein Jahr nach dem Streit, der dieses Land entzweite, hat sich vieles als Hysterie herausgestellt. Und von dem Protest ist nicht mehr viel geblieben. 245.000 Widersprüche gab es noch gegen Street View, gegen Microsofts Nachfolgedienst Bing Maps Streetside im April dieses Jahres gerade einmal noch ein Drittel davon: 80.000. Bereits im März erklärte das Kammergericht Berlin Kamerafahrten für zulässig. Als ich weitere zwei Wochen später in Hoffnung auf einen Knüller schrieb, dass Nokias 3D-Projekt für Ovi Maps nicht einmal Gesichter von Passanten auf der Straße ordentlich verpixelt, schien das niemanden auch nur die Bohne zu interessieren. Die Stimmung ist umgeschlagen, und laut Google gab es Nachfragen von Bürgern, die ihr Haus gerne wieder kenntlich machen würden.
Vorerst keine aktualisierte Version in Deutschland
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Damit wird es aber nichts: Es soll erst einmal keine neue Streetview-Version in Deutschland geben. Auch, weil Google die Wünsche der berühmt-berüchtigten Datenschützer aus Deutschlands hohem Norden mittlerweile ernst nimmt. War diese ganze Hysterie um Streetview also übertrieben, als Bürger in Deutschland Streetview-Autos mit Mistgabeln und Fackeln zum Dorfe hinausgejagt haben? Jetzt, ein Jahr später, zeigt sich, dass es zu keinen Einbruchserien gekommen ist, dass es keine spontanen Belagerungen gab, dass eigentlich nichts passiert ist. Wenn es überhaupt zu Ärger mit unerwünschten Besuchern kam, dann muss man Facebook dafür verantwortlich machen. Oder vielleicht einfach nur den Zeitgeist.
Street View gibt es in Deutschland nach wie vor nur in den 20 größten Städten. Da die meisten Bilder aus dem Jahr 2008 stammen, sind dort sogar viele Geschäfte und Häuser zu sehen, die es längst nicht mehr gibt. An eine Erweiterung denkt Google hierzulande momentan nicht. Es klingt, als habe man die Schnauze voll. Weitere Experimente wie virtuelle Rundgänge in Parks oder die Präsentation von Inneneinrichtungen in Geschäften wird es deswegen wohl nur in anderen Ländern geben.
(Jürgen Vielmeier)