Was waren das noch für Zeiten: damals, rund um das Jahr 2000, strich ich regelmäßig nach der Schule zwischen den Regalen der Musik-Abteilungen bei Karstadt, Kaufhof und Co. hin und her, um mich durch das ziemlich unübersichtliche CD-Sortiment der Musikindustrie zu wühlen. Oder ich sortierte bei meinem 400-Euro-Job die neuesten Sampler der „Bravo Hits“ in den Aufsteller der Neuerscheinungen. Jaja, die CD war das Maß aller Dinge. Nicht einmal die neumodische MiniDisc von Sony konnte ihr auch nur in Ansätzen das Wasser reichen. Und was lese ich nun? Ende 2012 könnte mit der CompactDisk Schluss sein. Das behauptet zumindest das Musik-Magazin „Side-Line“.
Bitte was? Die CD steht vor dem Aus? Vertraut man den Informationen von „Side Line“ sollen ich die großen Plattenfirmen wie EMI, Sony und Universal darauf verständigt haben, im Jahr 2012 das Ende der Silberscheibe einzuläuten. Unter Umständen wird die Totenglocke sogar schon Mitte nächsten Jahres geläutet, schreibt das Magazin. Als physischen Datenträger soll es künftig nur noch so genannte „Limited Editions“ geben, damit Fans sich auch in Zukunft ihre Lieblingsmusik zum Anfassen in die CD-Ständer legen können. Doch wie geht es weiter?
Künftig soll das meiste Geld – und das wird niemanden so wirklich überraschen – mit Downloads und Streamings verdient werden. Mit Angeboten wie Musicload, iTunes und Napster also. Musik als digitales Medium ist Trumpf und zweifelsohne geht die Musikindustrie mit diesem Schritt lediglich mit der Zeit. So setzen zum Beispiel große Radiostationen schon lange nur noch in Situationen, in denen der zentrale Musik-Server streikt, auf die CD. Häufig wird das dann sogar mit Witzen über den dann doch eher verstaubten Tonträger begleitet. Eine CD? Das ist doch sowas von 1990…
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Doch ist das Ende der kleinen Silberscheibe tatsächlich schon so nah? Ist wirklich schon in rund einem Jahr Feierabend? Vielleicht ist es nur ein klammernder Gedanke, etwas, womit ich aufgewachsen bin, nicht aufgeben zu wollen, aber kann es sich die Musikindustrie wirklich leisten, schon jetzt auf die CD zu verzichten? Ich sage: Nein! Klar, wer mit Musikdownloads aufgewachsen ist, wird der physischen Tonträgern wenig bis keine Beachtung schenken, aber was macht die Musikindustrie mit den heute 50 bis 70-jährigen, die in der Regel mit Musikdownloads nichts zu tun haben (wollen)? Diese Generation einfach zu ignorieren wäre fahrlässig und zwangsläufig mit rückläufigen Umsätzen verbunden.
Ich halte den Bericht von „Side-Line“ aber auch aus einem anderen Grund für nicht nachvollziehbar. Wenn ich mir nämlich die Pressemitteilungen der letzten Monate vom Bundesverband Musikindustrie in Erinnerung rufe, war dort regelmäßig davon die Rede, dass die CD keine Altersschwäche erkennen lässt. Immer wieder wurden in die Mitteilungen Sätze gepackt wie „Die CD bleibt mit Abstand liebstes Kind der deutschen Musikkonsumenten“ oder „Die CD bleibt jedoch das wichtigste physische Format und das Rückgrat der Branche“. Wieso sollte man dann bitte die CD zu Grabe tragen?
(Hayo Lücke)