– „Der Typ da sieht ganz schön wackelig aus und irgendwie nicht ganz vertrauensselig.“
– „Ja, und seine besten Zeiten scheint er schon hinter sich zu haben, obwohl er so richtig berühmt nie geworden ist.“
– „Es ist überhaupt nicht sicher, ob die Leute diesen Markt eigentlich wollen, aber Konkurrenten hat er trotzdem genug.“
– „Komm, geben wir ihm unser sauer Erspartes!“
– „Okay!“
So würde ich den Börsengang zusammenfassen, den das Schnäppchenportal Groupon gestern Nacht hingelegt hat: 700 Millionen US-Dollar kamen zusammen, was irgendwo dort anzusiedeln ist, wo sich der Dienst selber sieht. 750 Millionen Dollar hatte man eigentlich haben wollen, zuletzt aber hatten Chef Andrew Mason und seine Gehilfen die eigenen Chancen weniger hoch eingeschätzt und waren von 16 bis 18 US-Dollar je Aktie ausgegangen. Am Ende wurden es 20 Dollar für jede der 35 Millionen Aktien. Das Paket wurde aufgrund der großen Nachfrage kurz vor Schluss um 5 Millionen Aktien aufgestockt. Die Bewertung kletterte damit auf knapp 13 Milliarden US-Dollar. Glückwunsch! Die Frage ist nur, woher das Interesse der Investoren stammt. Besonders viel Vertrauen können sie in Groupon nach den jüngsten Entwicklungen eigentlich nicht gehabt haben.
Probleme gibt es genug
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Denn die Schnäppchen-Plattform hat noch nie Gewinn erzielt, zeitweise sogar erheblichen Verlust eingefahren. Letzterer wurde zuletzt zwar deutlich reduziert, mit ihm aber auch das Wachstum. Groupon setzt viel Personal als Schnäppchenjäger ein, was hohe Kosten verursacht. Kritiker monieren längst, dass die Bergspitze schon erklommen ist und der Markt mehr nicht hergibt. Längst nicht jeder kennt Groupon und seine inzwischen sehr zahlreichen Konkurrenten wie das von Google übernommene DailyDeal. Wird sich das jetzt noch ändern? Kurz vor dem Börsenstart musste Groupon auf Druck der US-Börsenaufsicht sogar noch seine Bilanzen korrigieren – worauf sich der Umsatz als nur noch halb so hoch herausstellte wie bis dahin behauptet.
Und jetzt dieser Erfolg? Diese durchaus hohe Bewertung, der teuerste Börsenstart eines Internetunternehmens seit Google im Jahr 2004, eine zehnfach höhere Nachfrage. Warum? Künstliche Verknappung, klar. Groupon hat hohe Ausgaben, nimmt aber auch viel Geld ein. Das Geschäftsmodell funktioniert mehr schlecht als recht, aber es funktioniert. Allein die Tatsache, dass es eins gibt, unterscheidet Groupon von Startups der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende und überzeugt offenbar die Investoren. Und nicht zuletzt hält sich der Aktienkurs von Internetunternehmen wie LinkedIn und Pandora auch Monate nach ihrem Börsengang stabil. Gut möglich, dass es einfach derzeit nichts Spannenderes gibt, in das die vermögenden Anleger investieren konnten. Möglich aber auch, dass diese Blase – worauf wir beinahe täglich warten – einfach nicht platzen wird.
(Jürgen Vielmeier)