Ich mache mir Sorgen um den Firefox. Und das dürfte mit einigen Entwicklungen der vergangenen Monate zusammenhängen: Die Umstellung auf den schnelleren Release-Cycle hat dem Projekt meines Erachtens nicht gut getan. Anfang des Jahres waren wir noch bei Firefox 3.6, inzwischen sind wir bei 7.0.1. Kaum jemand weiß jetzt noch, mit welcher Version er eigentlich surft, was eine neue Version für Extras bringt, woran es genau liegt, wenn eine Version Probleme hat. Die eigentlich gut gemeinte neue Funktion Firefox Sync funktioniert bei vielen derzeit nur mit Tücken und dann gab es noch Streit wegen künftig womöglich nicht mehr sichtbaren Versionsnummern. Eine der neueren Versionen (6? 7? oder alle?) hat meinen Windows-7-Rechner im Laufe des Tages immer weiter entschleunigt, so dass nur noch ein Neustart des Browsers (und manchmal des ganzen Rechners) half.
Gezwungenermaßen bin ich jetzt auf Google Chrome umgestiegen, um wieder vernünftig arbeiten zu können. Hat mir irgendwie Leid getan, denn Firefox war auf eigentlich allen meinen Rechnern für Jahre der Standard-Browser. Ich bin aber nicht der einzige, der der einzigen Alternative von damals inzwischen den Rücken gekehrt hat: Die Marktanteile des Firefox sinken; Chrome wird den Nebenbuhler voraussichtlich noch in diesem Jahr überholen. Gegangen bin zumindest ich aber nicht aufgrund fehlender Sympathie, sondern weil mir der Chrome einfach stabiler und technisch fortschrittlicher erscheint.
Lob von Microsoft
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Eigentlich sind die Mozilla-Entwickler auf einem richtigen Weg. Firefox für Android etwa soll die native Benutzeroberfläche des mobilen Betriebssystems bekommen. Das wäre ein Hinwendung zu einer besseren mobilen Version. Etwas, was man lange vernachlässigt hat. Die neue Funktion Firefox Share, die in künftige Versionen nativ verbaut werden soll, kommt spät, aber passt sich dem Zeitgeist an, Dinge per Mausklick zu teilen.
Lob gab es kürzlich sogar von Microsoft: Dank Firefox habe sich der Markt für Browser derart belebt, dass es zwischen den Anbietern kaum noch Unterschiede gebe. Möglich natürlich auch, dass sich Microsoft-Entwickler Martin Beeby zu dieser Freundschaftsgeste hinreißen ließ, weil Firefox in einer neuen Version Microsofts Suche Bing umschmeichelt.
Das IE6-Problem ist gelöst
In Beebys Worten steckt allerdings auch der womögliche Grund für Firefox‘ Hauptproblem: Abgesehen von technischen Kinderkrankheiten ist es beim Thema Kompatibilität mittlerweile wirklich egal, welchen Browser man verwendet. Firefox, Chrome, Safari, Opera, ja sogar der IE 9: Alles technisch hochwertige Browser mit vergleichbaren Funktionen. Obwohl von Opera erfunden, war es der Firefox, der damals eine Funktion in den Massenmarkt brachte, die der IE6 nicht hatte und die heute unverzichtbar ist: Tabbed Browsing. Die Zeiten, als der Firefox noch etwas Besonderes war, sind vorbei. Oder, um das zu präzisieren: Die Zeiten, in denen Browser Glaubenskriege verursacht haben, sind Geschichte. Der IE6 war ein schlechter Browser, der Anwender und Entwickler weltweit auf die Barrikaden trieb. Mit den neusten Versionen aller Fabrikate ist dieses Problem mittlerweile gelöst.
Ein weiteres Problem für den Firefox: ihm fehlt das ganzheitliche Konzept. Hinter dem IE 9, hinter Chrome und Safari stecken mit Microsoft, Google und Apple drei Großkonzerne. Die investieren nicht nur viel Geld in die Entwicklung, sondern haben auch noch die passenden mobilen Betriebssysteme dazu, auf denen ihre Browser Standard sind. Mozilla hat dem weder ein mobiles Betriebssystem, noch einen sonderlich weit verbreiteten mobilen Browser entgegen zu setzen.
Nicht, dass mich das Wohlergehen einer Software oder eines Projekts in der Regel besonders kümmern müsste. Aber der Firefox steht als einer von den Guten. Dass er damals auf den Plan trat, als die Menschheit drohte, in den Refugien des IE 6 zu versinken, habe ich nicht vergessen. Ich hoffe, das Projekt kriegt noch einmal die Kurve!
(Jürgen Vielmeier)