Geschichte wiederholt sich meist schon wenige Jahre später, manchmal unter anderen Vorzeichen: Wie heute in verschiedenen Berichten zu lesen ist, sind Microsoft und Google mal wieder an Yahoo interessiert. Es hätte ein bisschen was von Aasgeierei, wenn die Suchmaschine sich nicht selbst feil bieten würde. Denn die Quartalsergebnisse aus der vergangenen Woche waren nicht so berauschend: 1,07 Milliarden US-Dollar Umsatz. Das wären hochgerechnet rund 4 Milliarden Dollar im Jahr und damit weniger als zwei Drittel der gut 7 Milliarden Dollar Umsatz des Jahres 2008. Damals stand Yahoo schon einmal vor dem Verkauf. Interessiert waren – Microsoft und Google. Aber Google durfte wegen Kartellrechtsbedenken nicht und der damalige Konzernchef Jerry Yang schlug ein Angebot von Microsoft in Höhe von 44 Milliarden US-Dollar aus.
Heute ist Yahoo nur noch die Hälfte wert, Jerry Yang schickt sich an, wieder die Herrschaft zu übernehmen und zu versuchen, den Konzern diesmal wirklich vor die Wand zu fahren zu verkaufen. Microsoft und Google wittern ein Schnäppchen. Denn allen Unkenrufen zum Trotz – wer von euch sucht noch mit Yahoo? – wirft der Suchpionier noch Gewinn ab: 293 Millionen Dollar im 3. Quartal. Wer Yahoo kauft, setzt damit ein Zeichen im Milliardengeschäft Websuche.
Microsoft: Nicht übernehmen, nur die Kontrolle gewinnen
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Google buhlt um die Dienste oder vielmehr die Finanzen zweier nicht genannter Private-Equity-Unternehmen, um Yahoo zu übernehmen. Unklar, was den Marktführer so zuversichtlich macht, dass die Kartellwächter diesmal ihren Segen geben. Vielleicht, weil Microsoft sich mit Bing in den USA einen Marktanteil von inzwischen 30 Prozent erarbeitet hat und deswegen von einem Google-Monopol nicht mehr die Rede sein kann. Microsoft hingegen weist Gerüchte über eine gewünschte Yahoo-Übernahme weit von sich. Ohnehin seit 2009 in Form einer 10-jährigen Suchpartnerschaft mit der Suchmaschine verbunden, will man in Redmond nur von einem höheren Unternehmensanteil bei Yahoo etwas wissen.
Der soll es Microsoft ermöglichen, eigene Kandidaten aufzustellen, um im Verwaltungsrat von Yahoo mitzumischen. Die Privatinvestoren Silver Lake Partners und Canada Pension Plan Investment Board sollen das nötige Kapital dafür bereit stellen. Auch die Suchmaschine Alibaba ist an einer Übernahme interessiert. Auf die Weise könnten die Chinesen sich die 40-prozentige Beteiligung zurückholen, die Yahoo an ihnen hält. Die sei allerdings das letzte Pfund, mit der Yahoo an der Börse noch wuchern kann, schreibt „Süddeutsche“-Korrespondent Moritz Koch. Wenn es um die Zukunft des Internets gehe, spreche niemand an der Wall Street mehr von Yahoo.
(Jürgen Vielmeier)