Heute Morgen in der U-Bahn las ich im turi2-Newsletter, dass Schleswig Holsteins oberster Datenschützer seinen Kleinkrieg gegen Facebook offenbar gewonnen hat. Das Social Network will sein Bundesland künftig aus dem Tracking der Nutzerdaten herausnehmen. [Update] Facebook spricht lediglich davon, man habe nur Änderungen „signalisiert. Ein Sieg ist das dann doch noch lange nicht. [/Update] Dann müssten auch keine Unternehmen mehr Bußgelder befürchten, wenn sie den „Gefällt mir“-Button auf ihrer Website einsetzen. Das hatte Weichert ihnen mehrfach mit Nachdruck angedroht, könnte aber bald vom Tisch sein. Weichert erklärte das dem Sender NDR nach einem Treffen mit Facebooks Europasprecher Richard Allan.
Während ich das las, setzte sich zeitgleich ein Mann mit seiner Tochter im „Warum?“-Alter auf die Plätze mir gegenüber. Und ich dachte mir: Wenn ich selbst Vater wäre, wie würde ich meinen Kindern erklären, wie die Welt von heute funktioniert? Die Welt von gestern hatte Römer und ein gallisches Dorf mit einem Zaubertrank. Die moderne Welt hat Facebook, ein kleines Bundesland namens Schleswig-Holstein und einen Datenschützer namens Thilo Weichert, der darauf aufpasst. Wie die Welt von heute funktioniert? Du musst nur eine möglichst drastische Forderung stellen, unbescholtene Bürger kriminalisieren, ihnen Strafen androhen und keinen Millimeter von deinem Standpunkt abweichen. Dann bekommst du, was du willst.
Weicherts Sturheit macht längst Schule. Sein Kollege Johannes Caspar in Hamburg hat Facebook mittlerweile ein Ultimatum gestellt, was die Gesichtserkennung des Netzwerks angeht. Weil er erkannt hat, dass das eine Sprache ist, die Facebook versteht und dass man das Netzwerk so an den Verhandlungstisch zwingen kann. Sturheit und Absurdität gepaart mit ein wenig Größenwahn – das ist das beste Rezept. Abgeschaut haben sich Caspar und Weichert das wohl von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg selbst, dessen Motto es ist, ohne Rücksicht auf Regeln, Gesetze und Nutzerwünsche einfach mal zu machen.
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Wolf und Schäfchen haben die Rollen getauscht
Jetzt ist er also auf seinesgleichen getroffen und bekommt es zum ersten Mal mit der Angst zu tun. Es waren nicht die Winklevoss-Zwillinge oder Facebook-Mitgründer Eduardo Saverin, die einem Zuckerberg mit ihren Milliardenklagen Angst einjagten. Es waren ein paar Datenschützer zweier kleiner Bundesländer Deutschlands mit einer Marktmacht, die so klein ist, dass Facebook mit seinen 800 Millionen Mitgliedern sich eigentlich darüber kaputt lachen müsste. Aus irgendeinem Grund, den ich noch nicht ganz verstanden habe, tut Zuckerberg das aber nicht. Er setzt in Deutschland jetzt auf das Schaf-vor-dem-Wolf-Prinzip. Die Quittung dafür wird sein, dass auch andere Bundesländer sich an Weicherts Fersen heften werden. Und weil es keine bundesweite Lösung gibt, wird bald jedes Bundesland in Sachen Facebook sein eigenes Süppchen kochen – wie schon beim Staatstrojaner und dem Nichtraucherschutz.
– „Papa, wie funktioniert die Welt von heute?“
– „Du musst stur und unnachgiebig sein.“
– „Warum?“
– „Weil Facebook sonst macht, was es will.“
– „Wer ist Facebook?“
– „Ein Netzwerk, das alles speichert, was wir ihm mitteilen.“
– „Warum?“
– „Wir, damit unsere Freunde und Feinde es sehen können, und Facebook, um damit Geld zu verdienen.“
– „Warum?“
– „Damit Facebook auch morgen noch existiert und wir weiter damit Spaß haben können.“
– „Aber du hast gesagt, Facebook macht, was es will.“
– „Ja, aber Spaß macht es trotzdem und wir haben einen Weichert, der auf uns aufpasst.“
– „Warum?“
– „Weil das sein Job ist. Jemand muss auf uns aufpassen, damit böse Männer nichts Böses mit den Dingen tun, die wir ihnen mitteilen.“
– „Warum?“
– „Weil wir das nicht von alleine tun.“
– „Warum?“
– „Weil wir im Grunde Idioten sind.“
Warum?
(Jürgen Vielmeier, Bild: ULD)