Warum in die Ferne schauen, wenn kuriose Geschichten auch direkt vor der Haustür passieren? Radio Bonn-Rhein-Sieg meldete gestern mit dem leicht reißerischen Titel „Apple nimmt Bonner Südstadtcafé ins Visier“, dass das Bonner Café „Apfelkind“ Ärger mit Apple wegen eines Logos hat. Also machte ich mich einmal auf in die Bonner Südstadt. Eine kleine Treppe führt in das bunt dekorierte Café, das an eine Mischung aus Kinderzimmer und Spielzeughaus erinnert. Ein eigenes Spielzimmer gibt es dort, Kinderpunsch und Apfelkuchen. „Klein Bullerbü“ nennt Inhaberin Christin Römer das Café.
Und so jemand handelt sich Ärger mit Apple ein? Die 33-Jährige wusste mir gegenüber nicht so recht, ob sie nun darauf stolz oder darüber verärgert sein soll. Zwei Monate, nachdem sie das Apfel-Logo mit dem Schriftzug „Apfelkind“ im Juni beim Patent- und Markenamt in München als Wort-Bild-Marke eintragen ließ, erhielt ihr Anwalt plötzlich Post. Ein von Apple beauftragter Anwalt forderte sie in dem Schreiben auf, die eingetragene Dienstleistung (Klasse 35) nicht mehr zu verwenden. Klasse 35 umfasst Werbung, Geschäftsführung, Unternehmensverwaltung und Büroarbeiten. Grund für die Aufforderung: Verwechslungsgefahr. Römer will sich das nicht gefallen lassen.
Beim Entwurf des Logos „gar nicht an Apple gedacht“
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Zum einen ist das Logo ihres Café in der Marke mit dem Schriftzug „Apfelkind“ fest verbunden. Zum anderen ist der rote Apfel in dem Logo nicht angebissen, sondern trägt die Silhouette eines Kindes. „Im Grunde lache ich darüber“, sagt Christin Römer, aber eine leichte Nervosität ist ihr anzumerken. „Im Garten unserer Vermieter stehen Apfelbäume. Daher kam ich auf die Idee für den Namen und das Logo.“
Die studierte Kunstlehrerin benutzt ein iPhone. Das Apple-Logo muss ihr also bekannt gewesen sein, als sie ihr eigenes entwarf. Meine Frage, ob sie nicht damit hätte rechnen müssen, dass ihr Logo Apple nicht schmecken dürfte, verneint sie. Zu groß der Unterschied; eine Ähnlichkeit sei ihr gar nicht in den Sinn gekommen, bis Apple sich meldete. Auch ihr Anwalt in Markenrechtsfragen, der die Registrierung beim Patent- und Markenamt vornahm, hatte keine Bedenken. Römer geht es jetzt um mehr als, als sie sich entschloss, die Medien einzuschalten: „Ich sehe es nicht ein, dass niemand mehr einen Apfel als Logo verwenden darf, nur weil Apple es nicht gefällt.“
Apple: „Schützen unsere Marke“
Apple-Pressesprecher Georg Albrecht sagte mir heute Vormittag am Telefon, der Fall sei ihm bekannt. Allerdings auch erst, nachdem gestern eine Journalistin vom Bonner Lokalblatt „Generalanzeiger“ bei ihm angerufen habe. Einen Kommentar dazu wollte er nicht abgeben. Albrecht bestätigte mir gegenüber aber, dass Apple für Markenrechtsfälle Anwälte einsetze, „die bei Bedarf reagieren und unsere Marke schützen.“
Das hat Apple in früheren Fällen oft getan, wie vor zwei Jahren gegen Woolworth. Apples Anwalt hat Widerspruch gegen Römers Logo eingelegt und ihr bis Ende September zeigt gegeben, die Marke löschen zu lassen. Sonst? Sonst erst einmal noch nichts. Die Frist ist verstrichen, aber Apples Anwalt hat sich noch nicht wieder gemeldet. Es gab keine Androhung einer Klage oder eine Abmahnung. Vielleicht bleibt es ja einfach bei einem Schuss vor den Bug?
Römer jedenfalls gibt sich für den Fall des Falles kämpferisch: „Angst vor denen habe ich nicht. Am liebsten wäre es mir natürlich, wir würden das friedlich lösen, vielleicht sogar als familienfreundliches Café in Zusammenarbeit mit Apple. Die haben ja auch mal klein angefangen.“
(Jürgen Vielmeier, Logos: Römer, Apple. Bilder: Römer, Basic Thinking)