Der Onlinebezahl- und Treuhandservice PayPal lässt seit einigen Monaten keine Gelegenheit ungenutzt, letzte noch vorhandene Sympathien zu verspielen. Jüngstes Beispiel: PayPal hat das Spendenkonto des dezentralen sozialen Netzwerks Diaspora eingefroren. Warum, ist nicht ganz klar. Der Bezahldienst teilte den Diaspora-Machern mit, dass ihr Konto für 180 Tage eingefroren wäre und nannte bislang keinen Grund dafür. Zu den bereits eingesammelten 45.000 US-Dollar Spendengeldern hat das Netzwerk keinen Zugriff, das sich damit neu finanzieren wollte.
[Update, 20.10. 10:20 Uhr] PayPal-Deutschland-Sprecher Dirk Hensen teilte mir gerade per Mail mit, dass PayPal die Gelder wieder freigegeben habe. Mit dem Kontoinhaber arbeite man zusammen, Details dürfe man mir aber leider nicht mitteilen. Diaspora hat das auf Twitter bestätigt. Details wolle man nachreichen. [/Update]
Das ganze kann nun natürlich viele Gründe haben, wie eine zwielichtige Zahlung, und ehe man vorschnell urteilt, sollte man die Stellungnahme PayPals abwarten. Schon jetzt reiht sich das aber ein in erstaunlich unbeholfene Entscheidungen des Unternehmens, dem seine Nähe zur US-Regierung augenscheinlich nicht gut tut. Bereits im Jahr 2006 wurde bekannt, dass die Ebay-Tochter Kundendaten mit dem US-Heimatschutz abgleicht. Immer wieder wurden Kundenkonten unter fadenscheinigen Gründen gesperrt, Spendenkonten eingefroren.
Neue Stellenangebote
Content- & Social Media Manager:in (m/w/d) fischerAppelt in Hamburg |
||
Content Creator Social Media (m/w/d) Erlebnisbauernhof Gertrudenhof GmbH in Hürth |
||
Studentisches Praktikum – Video- & Social-Media-Marketing im Bankwesen (m/w/d) Taunus Sparkasse in Bad Homburg vor der Höhe |
Nähe zu Facebook ein Problem?
Im Sommer stand der Bezahldienst in der Kritik, weil er deutsche Online-Shops aufforderte, kubanische Waren aus dem Sortiment zu nehmen. Der Händler Rum & Co wehrte sich dagegen und verbannte statt der Waren PayPal aus seinem Shop. Gleiches tat die Drogerie-Kette Rossmann, die in ihrem Online-Shop kubanische Zigarren verkauft. Ein Rossmann-Sprecher sagte, man lasse sich nicht erpressen. PayPal begründete die Aufforderung zum Boykott mit dem US-Handelsembargo gegen Kuba, das seit 1962 besteht.
Möglicherweise wurde von Seiten der US-Regierung Druck auf den Bezahldienst ausgeübt. Offenkundig wurde die Nähe zur US-Regierung im vergangenen Herbst, als PayPal zum wiederholten Male Spenden an die Whistleblower-Seite Wikileaks einfror. Nach massiven Protesten und Angriffen auf die eigene Website gab PayPal die Spendengelder letztlich doch heraus, behielt die Sperrung des Kontos aber bei.
Diaspora hat nicht lange gewartet, mit Stripe schnell einen neuen Bezahldienstleister gefunden und sofort eine neue Spendenmöglichkeit ins Leben gerufen. Ob es da noch hilft, dass PayPal seinen Bezahldienst erst vor Wochenfrist deutlich vereinfacht hat? Mehr Sympathien bringt es dem Dienst nicht ein. Und ob es am Ende noch etwas mit der Annäherung der PayPal-Mutter Ebay an den Diaspora-Konkurrenten Facebook zu tun hat, woran auch der Bezahldienst Vorteile hätte? Ich habe eine E-Mail an PayPals Pressestelle geschickt und werde hier updaten, sobald eine Antwort kommt. Beim genannten Telefonanschluss sprang leider nur die Mailbox an. Solange sich PayPal dazu nicht äußert, darf jetzt natürlich eifrig spekuliert werden.
(Jürgen Vielmeier)