In dieser Woche gab es in den USA gleich zwei richtungsweisende Entscheidungen, was die Zukunft des Film- und Serienkonsums angeht. Die Serienplattform Hulu wird doch nicht verkauft und Netflix behält sein DVD-Geschäft. Vergleichbare Plattformen gibt es mittlerweile auch in Deutschland, was lange kaum jemand für möglich gehalten hatte. Die stehen jeweils noch auf dünnen Beinen und das Angebot ist ausbaufähig. Doch ein deutsches Netflix oder Hulu mit einem Angebot wie in den Staaten scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein.
Was derzeit in den USA entschieden wird, ist auch für den deutschen Markt richtungsweisend: Die Serienplattform Hulu nimmt in den USA mittlerweile die Hälfte des Umsatzes mit dem kostenpflichtigen und dafür werbefreien Service Hulu Plus ein, sagte CEO Jason Killar am Sonntag. 1 Million Kunden hatte man im August, die jeweils die 8 US-Dollar im Monat zahlen. Hochgerechnet aufs Jahr wären das Einnahmen in Höhe von rund 100 Millionen Dollar. Ob das dazu beigetragen hat, dass die Hulu-Besitzer das Projekt jetzt nicht mehr verkaufen wollen? Sie haben die Transaktion gestern Abend abgeblasen. Google soll zuletzt gar 4 Milliarden statt der geforderten 2 Milliarden Dollar geboten haben, allerdings nur mit längerfristigen Rechten, als die Hulu-Eigner News Corp (Fox), Disney (ABC) und NBC Universal verlangten.
Angst vor digitalem Diebstahl
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Neben Hulu hat sich Netflix immer mehr zum Filmkrösus gewandelt. Eine digitale Filmflatrate und noch ein paar Serien obendrauf gibt es in den USA für 8 Dollar im Monat. Die Idee, sich nur noch auf Streaming zu beschränken und den DVD-Verleih unter der Marke Qwikster auszugründen, schlug allerdings fehl. Das Angebot war ganz einfach noch zu löchrig und die Kunden wollten auf physische Datenträger nicht verzichten. Derzeit ist der Großteil des Angebots an Serien und Filmen immer noch auf DVD und Blu-ray zu finden und nicht als Direktabruf über eine Webplattform.
Was Video-on-Demand-Plattformen bisher das Leben schwer gemacht hat, ist die Angst der Studios vor digitalem Diebstahl im großen Stil. Erst sehr langsam orientieren sich die Studios um. Ein Grund für das eher durchwachsene Angebot der meisten Plattformen sei die schlechte Stellung in der digitalen Verwertungskette: Video-on-Demand-Plattformen sind bei den Studios bislang oft noch hinter der Free-TV-Ausstrahlung angesiedelt. Ein Film, der heute im Kino startet, würde damit erst 1,5 bis 2 Jahre danach im Web zum Abruf stehen.
Serienpakete und Filmflatrates von Maxdome sowie Lovefilm
Eine Ewigkeit im Internetzeitalter, in dem Filme oft schon zeitgleich mit dem Kinostart illegal im Netz zu finden sind. Die Studios haben erkannt, dass sie ihre Verwertungsketten überdenken müssen und reagieren mittlerweile. Lovefilm hat in den vergangenen Monaten eine Video-on-Demand-Plattform mit unbegrenzter Nutzung aus dem Boden gestampft. Das Angebot versteht sich für Preise ab 10 Euro im Monat für den Tarif „Ultimate“ als Flatrate. Da wäre es also, das „deutsche Netflix“ – allerdings derzeit nur mit knapp 500 Filmen und nur im Paket mit dem DVD-Verleih-Service. Das wäre aber angesichts des schmalen Streaming-Angebots ein Vorteil. Und Deals wie mit Studiocanal oder Filmconfect am Donnerstag zeigen, dass die Inhalteanbieter sich langsam für Streaming erwärmen.
Bei Maxdome gibt es bereits ein Pendant zu Hulu: ein Serienpaket für 10 Euro im Monat mit 120 Serien. Allerdings sind das leider nicht alles Qualitätsserien, das Angebot ist bunt gemischt: „Unser Charly“ und „Mallorca – Suche nach dem Paradies“ finden sich dort genauso wie „Breaking Bad“ oder „Desperate Housewives“. Mit dem Angebot von Hulu ist das noch nicht zu vergleichen, aber es ist ein Anfang. Das Premium-Paket mit Serien und Filmen gibt es für 15, mit „Blockbuster“-Filmen für 20 Euro im Monat. Videoload hat vergleichbare Angebote.
Alles, was man will, findet man dort noch lange nicht, aber die Anfänge sind gemacht. Die Anbieter setzen zunehmend darauf, nicht nur auf dem PC, sondern auch auf der Xbox, der Playstation 3, dem iPad, auf Smart-TVs, eigentlich überall verfügbar zu sein. Die Pakete sind da, jetzt geht es noch um die Inhalte und damit für die Anbieter an die zähen Verhandlungen mit den Studios. Trotzdem: Was in Deutschland lange unmöglich schien, ist ins Rollen gekommen. Mit etwas Glück dürften wir in zwei Jahren über die Probleme von heute lachen.
(Jürgen Vielmeier)